Zuckersueßes Chaos
Karre leisten konnte.
Hallo? Du bist nicht zufällig mit Vicky verwandt?
, erklang eine sarkastische Stimme in meinem Kopf. Ich schlug mir gedanklich an die Stirn. Stimmt, Jason war wahrscheinlich von Beruf Sohn, genauso wie Vicky
Tochter
war.
»Steig ein«, sagte er und schwang sich auf den Fahrersitz. Ich warf noch einen Blick auf das Scheinwerferlicht der Polizeiwagen, ehe ich seiner Aufforderung nachkam. Denn ganz geheuer war mir die private Spritztour mit Jason nicht. Ich weiß auch nicht. Vielleicht lag es an seinem dunklen Kleidungsstil oder seinen schwarz wirkenden Augen, aber irgendwie war mir dieser Typ unheimlich.
Kapitel 5
Die zwanzigminütige Fahrt verbrachten wir in drückendem Schweigen, was ich als sehr unangenehm empfand. Ich kam mir wie die kleine Schwester vor, die man mitnehmen musste, weil die Eltern es gesagt hatten - nur dass Jason nicht mein Bruder, sondern der Kumpel meiner Cousine war, was die ganze Sache noch unangenehmer machte. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich aus dem Fenster sah, doch es war so dunkel, dass sich nur das Innenleben des Wagens wiederspiegelte und damit die Person, die neben mir saß. Jedes Mal, wenn ich Jason durch das Fenster anschaute, bildete ich mir ein, seinen Blick auf mir zu spüren, was mein Unwohlsein nur noch verstärkte.
Und als er auf die Frage hin, ob ich das Radio einschalten dürfe, eiskalt mit
nein
antwortete, bestärkte sich mein negativer Eindruck von ihm. Ich meine, wie unhöflich war das denn bitte? Als wir in Vickys Einfahrt rollten, konnte ich es kaum erwarten, das Auto zu verlassen. Meine Finger trommelten ungeduldig auf dem Griff, während sich die Haustür Meter für Meter näherte. Dann kam der Wagen endlich zum Stehen und ich sprang hinaus.
»Also dann, vielen Dank fürs Fahren«, sagte ich höflichkeitshalber, wobei er mich ja eigentlich zu der Fahrt gezwungen hatte, wenn man es genau nahm. Doch er hatte mich auch davor bewahrt, der Polizei in die Hände zu laufen - es war ihm also verziehen. Jason sagte nicht
gern geschehen
, sondern legte sich nur zwei Finger an die Schläfe und machte eine salutierende Geste. Ich marschierte zum Vordereingang und schloss gerade die Tür auf, als plötzlich der Motor verstummte und eine Autotür zufiel.
Wie in Zeitlupe drehte ich mich um, da drückte Jason auch schon die Haustür auf und marschierte an mir vorbei.
»Ähm ...«, sagte ich und beobachtete, wie er ins Wohnzimmer schritt. Einen Moment war ich vollkommen sprachlos und ich musste absolut idiotisch aussehen, wie ich mit dem Schlüssel in der Hand dastand und ihn anstarrte. Als ich meine Fassung wieder erlangt hatte, folgte ich ihm ins Innere, ließ die Wohnungstür aber beharrend offen.
»Musst du auf die Toilette, bevor du weiterfährst?«, fragte ich und kam ihm hinterher.
»Nein«, antwortete er knapp, zog seine schwarze Lederjacke aus und streifte sich die Stiefel ab.
»Okay? Was machst du dann noch hier?«, fragte ich misstrauisch. Er lief zur offenen Küche hinüber und öffnete ungefragt den Kühlschrank. Da lief ich ihm hinterher.
»Hey! Gehst du immer an fremde Kühlschränke?« Er nahm eine Cola Dose heraus, öffnete sie mit einem lauten
Ping
und genehmigte sich einen Schluck. Mir blieb nichts anderes übrig, als vor ihm stehen zu bleiben und ihn dabei zu beobachten. Ich hätte natürlich auch versuchen können, ihm die Dose zu entreißen, doch dann hätte ich mit ihm rangeln müssen und ich glaubte nicht, dass ich auch nur in die Nähe des Getränkes gekommen wäre, wenn er es nicht wollte.
»Entspann dich«, entgegnete er und sah belustigt auf mich herab. Ich öffnete empört den Mund, wusste aber nicht, was ich sagen sollte. Konnte es sein, das mich dieser Typ überhaupt nicht ernstnahm?
»Vic hat nichts dagegen, dass ich hier bin. Genaugenommen darf ich ihr Haus sogar jederzeit betreten«, erklärte er nach dem dritten Schluck.
»Aha«, sagte ich wenig überzeugt und verschränkte die Arme vor der Brust. Da wurde mir erst bewusst, wie nahe ich ihm gekommen war. Ganz automatisch trat ich einen Schritt zurück, um meine private Zone wiederherzustellen, was mir ein arrogantes Grinsen einbrachte.
»Mach ich dich etwa nervös?«, fragte er amüsiert und stellte die Dose ab. Dann musterte er mich interessiert. Ich sah böse zu ihm auf und obwohl ich ihm immer noch viel zu nahe war, blieb ich nun stehen – auch wenn es mich meine ganze Überwindung kostete.
»Allein mit einem Fremden in einem menschenleeren Haus zu
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