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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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nur nach einer Frau, um seiner Mutter einen Gefallen zu tun«, meinte Angela, »und nicht aus Liebe. Seine Mutter wünscht sich Enkelkinder.«
    »Dann wünsche ich Charlotte viel Glück«, sagte der Herzog kichernd und brach ein Stück Brot ab. »Es gibt doch einen ganzen Stall voller Debütantinnen, aus dem er sich eine Zuchtstute aussuchen kann. Aber rechne nicht auf mich, bei der jungen Dame den Anstandswauwau zu spielen. Ihr Frauen könnt ihre Jungfräulichkeit besser bewachen. Und das ist vermutlich der Hauptgegenstand bei diesem Handel.«
    »Edward«, ermahnte ihn seine Frau. »Drück es doch nicht so brutal aus.«
    »Wir sind doch hier unter uns, Schatz.« Grinsend griff er nach der Butter. »Ich gelobe, das beim Dinner nicht zu erwähnen.«
    Als Charlotte und Priscilla am Donnerstagnachmittag ankamen, waren sie jedoch ohne Begleitung.
    »Mr. Braddock ist durch unaufschiebbare Geschäfte in London verhindert«, verkündete Charlotte steif, als sie aus der Kutsche stieg, die Angela ihnen zu Eastons Privatbahnhof geschickt hatte.
    Ich hätte mir die zwanzig weiteren Gäste also sparen können, dachte Angela sofort.
    »Ich brauche ein heißes Bad«, jammerte Priscilla, die der Mutter aus der Kutsche folgte. »Im Zug war es absolut schwarz vor diesem ekligen Ruß. Selbst in unserem Privatabteil. Maman schreibt gleich morgen an die Eisenbahngesellschaft und beschwert sich.«
    Angela überflog Priscillas luxuriöses Reisekostüm aus türkiser Seide nach Spuren von Schmutz. »Wie schrecklich für dich«, sagte sie mit unerschütterlicher Gelassenheit – die perfekte Gastgeberin trotz der Tatsache, daß kein Stäubchen zu entdecken war. »Ich sorge dafür, daß du sofort heißes Wasser bekommst.«
    »Du hast ja jede Menge Gäste«, meinte Charlotte überrascht auf dem Kiesweg mit einem Blick über die Runde, die sich auf dem gepflegten Krocketrasen versammelt hatte.
    »Nur ein paar Freunde, Schatz. Ich dachte, du und Priscilla habt gern Unterhaltung. Freddy ist nur deinetwegen gekommen, Charlotte, und Sutherland hat mich gebeten, ihn beim Dinner neben dich zu setzen.«
    »Oh, Sutherland ist ein so charmanter Mann. Ich fühle mich schon viel frischer. Komm, Priscilla, wir müssen uns um unsere Toilette kümmern.«
    Es war ein festliches Abendessen. Angela liebte Easton, und ohne die emotionale Belastung durch Kits Gegenwart genoß sie ihre Rolle als Gastgeberin an diesem Abend sehr. Es war eigentlich ein Familientreffen, und ihre unmittelbaren Verwandten wurden nur durch zahlreiche Vettern und Freddy Souveral ergänzt, mit dem sie schon vor Bertie befreundet gewesen war.
    Ihr Koch hatte sämtliche Lieblingsspeisen bereitet, die man seit Jahrzehnten auf Easton servierte, und jeder Gang erinnerte sie an längst vergangene Familienbanketts. Wie oft bei solchen informellen Anlässen gab es jede Menge ausgelassener Trinksprüche und Tischreden; die beste war wohl Sutherlands improvisiertes Gedicht über Angelas zahmen Tukan. Das setzte die Tonart fest, und alle folgenden Trinksprüche trugen nur zu der heiteren Atmosphäre bei. Ehe der Übermut in totales Chaos ausartete, beruhigte Millie die Szene, indem sie einen Toast auf den geliebten Großvater ausbrachte, der Easton gehegt und gepflegt und an eine weitere Generation übergeben hatte.
    In dieser kurzen Pause, in der ein jeder der Verwandten den eigenen Erinnerungen an den alten Viscount nachhängen konnte, trat Angelas Butler mit einer Nachricht zu ihr. In ihrem Arbeitszimmer warte ein Gentleman auf sie, sagte er leise. Er wollte seinen Namen nicht nennen.
    »Er sagt, er sei ein Freund, Mylady«, murmelte Ridgely.
    »Ist es jemand aus dem Ort?« fragte sie, sich erhebend. Als größter Landbesitzerin der Gegend trug man ihr oft Bitten vor, auch zu ungewöhnlichen Tageszeiten.
    »Ich kenne ihn nicht, Mylady.« »Gut. Tragen Sie weiter auf. Ich bin gleich wieder da.« Mit einer raschen Bewegung an Freddy und ihre Schwester Millie verließ Angela den Speisesaal. Das Dinner war abgesehen vom Dessert fast vorbei. Ihre Abwesenheit würde den Verlauf der Mahlzeit nicht stören.
    Man hatte in ihrem Arbeitszimmer das Gaslicht angestellt, aber in den Ecken lagen tiefe Schatten, und als sie den großen Raum von der Türschwelle aus überblickte, sah sie niemanden. Doch als sie den Raum betrat, erhob sich eine hochgewachsene Gestalt aus einem Sessel nahe dem Fenster und trat ins Licht.
    Ein erstickter Schrei schnürte ihr die Kehle zu, und starr vor Ungläubigkeit blieb sie

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