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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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hinzu und senkte die von dunklen Wimpern gesäumten Augen. »Oben brennt auch ein Feuer.«
    Einen Moment lang war das einzige Geräusch in dem dämmrigen Vorraum das rhythmische Tropfen des Regenschirms, den er immer noch in der Hand hielt.
    »Ich würde gern nach oben gehen«, flüsterte Angela, und diese schlichten Worte nahmen in dem stillen Haus eine ungeheure Bedeutung an.
    Kit legte den Schirm auf eine reich geschnitzte Truhe, die irgendein frommer Mönch wohl vor Jahrhunderten angefertigt hatte, und überflog mit einem Blick die Treppe, als erwäge er stumm diese Möglichkeit. Dann sah er sie wieder an und sagte leise: »Das ist mir noch nie passiert. Ich merke, wie ... empfindlich ich bin.«
    »... für Gefühle?«
    Er nickte. »Die Regeln scheinen sich geändert zu haben.«
    »Vielleicht sind wir beide heute nacht Neulinge.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin viel zu eifersüchtig auf jeden Mann, der dich je angesehen hat.«
    »Wie ich auf die Frauen in deinem Leben.« Mit funkelnden Augen neidete sie allen seine Zuneigung.
    »Ich schicke sie fort.« Noch vor einem Monat hätte ein solches Versprechen völlig unwahrscheinlich geschienen.
    »Dann wird es auch keine anderen Männer mehr für mich geben«, erwiderte Angela impulsiv – das von einer Frau, die sich in männlicher Anbetung stets gesonnt hatte. »Komm, ich zeige dir mein Bett.«
    Als Kit auf die Treppe zuging, berührte sie seine Wange leicht mit einer Fingerspitze. »Du brauchst mich nicht zu tragen.«
    »Ich will aber«, erwiderte er mit jungenhaftem Grinsen. »Ich fühle mich wie ein Bräutigam.«
    »Wäre das nicht schön?« murmelte Angela, die von dieser Vorstellung so hingerissen war, daß sie ihren Verstand anzweifelte. Sie betrachtete die Institution der Ehe schon seit Jahren nicht sehr freundlich.
    »Erschreckend schön«, bestätigte Kit, die dunklen Brauen leicht gehoben.
    Angela lachte. »Welche Unentschiedenheit! Eigentlich müßte ich mich beleidigt fühlen.«
    »Nein, denn ich bin mir einer Sache immerhin sehr sicher.«
    »Ja«, antwortete sie leise, denn sie wußte, daß die Welt um sie herum zusammenbrechen konnte, sie würde ihn immer noch begehren.
    Er trug sie rasch wie ein Federgewicht die Treppe hinauf und mußte sich oben angekommen, unter dem Balken bücken.
    Sein Kopf streifte fast die niedrige Decke, als sie den Gang entlang gingen. Wie wunderbar groß er war, dachte Angela, vor Sehnsucht und Erregung bebend – und wie wagemutig. Wer sonst wäre schon mitten in einer Gesellschaft in ihrem Haus aufgetaucht?
    »Was sind das für Malereien an deinem Bett?« fragte Kit im Konversationston auf dem Gang.
    »Wie gelassen und kühl du bleiben kannst«, murmelte Angela, die seine starke Sinnlichkeit in scharfem Gegensatz zu dieser höflichen Frage fand. »Und wenn ich es nun sehr eilig habe?«
    Er lächelte. »Darüber reden wir dann, nachdem du mir dein Bett gezeigt hast.« Er blieb vor ihrer Schlafzimmertür stehen und schob mit einem Fuß die Tür auf.
    Licht ergoß sich auf den Gang und beschien Angelas verdutzte Miene. »Du meinst das ernst.«
    »Ich sehe dich gern an«, sagte er und setzte sie hinter der Schwelle ab. »Und ich gehe nicht mehr fort.« Er lehnte sich mit den breiten Schultern an den Türrahmen und verschränkte lässig die Arme. »Komm, gib mir eine Lektion in Kunstgeschichte.«
    Seine Lässigkeit reizte sie, ebenso seine ruhige Überzeugung, daß er nun in ihrem Leben bleiben würde.
    »Sie sehen aus wie Temperamalereien«, bemerkte er mit einem Nicken in Richtung des reich bemalten Bettrahmens, als nötige er eine zögernde Studentin, den Vortrag zu beginnen.
    Sie blickte ihn fragend an. »Dauert das lange?«
    »Nicht unbedingt. Ich habe nur dein Bett gesehen, als ich heraufkam, um das Feuer anzuzünden, und sah, daß es ...« Er lächelte. »... ich will mal sagen: prachtvoll verziert ist. Das paßt zu dir, dachte ich. Die Malereien sind übrigens exquisit. Die Obstgartenszene gefällt mir besonders.«
    »Du bist seltsam.«
    »Weil ich dich nicht sofort in Besitz nehme?«
    »Nein, weil du dich tatsächlich für Malerei interessierst.«
    »Die Bilder sind sehr ungewöhnlich. Dieser Stil einer Buchillustration auf einem Bett ist einzigartig. Außerdem«, fügte er mit fröhlichem Grinsen hinzu: »würde ich gern etwas mehr über diese fleißigen Mönche erfahren, die das gemalt haben. Weil sie uns heute nacht alle beobachten werden.«
    »Wirklich?« Dieser Gedanke war ihr noch nie in den Sinn

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