Zügel der Leidenschaft
war kaum mehr als ein Flüstern.
»Das gefällt mir«, sagte er ebenso klar wie das durchsichtige Grün in seinen Augen. »Du kannst die ganze Nacht bleiben, nicht wahr?«
»Stundenlang.«
»Na, da hätten wir ja deine Spielzeugsammlung«, schmeichelte er.
»Nein, die will ich absolut nicht«, erwiderte sie hitzig. »Die verbiete ich dir. Denn dabei wirst du jedesmal wütend und vorwurfsvoll und mürrisch, und ich kann meine Vergangenheit nun mal nicht ändern. Morgen werde ich das alles hinauswerfen.«
»Das habe ich bereits getan«, sagte er leise, sie scharf dabei beobachtend.
»Gut«, antwortete sie knapp. »Da hast du mir die Mühe erspart. Und jetzt zieh dich endlich aus«, befahl sie unvermittelt, stützte sich auf, hob das pailettenbesetzte mitternachtsblaue Tüllkleid hoch, damit sie rittlings auf seinen Hüften sitzen konnte, und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
Er lächelte über diesen charmanten Befehl und die Rückkehr ihrer fröhlichen Kessheit. »Du ziehst mich aus und ich ziehe dich aus, und dann sehen wir mal, was uns einfällt, uns die Zeit zu vertreiben«, sagte er leise. »Möchtest du vielleicht deinen Rosengarten im Mondschein besuchen?«
Sie liebten sich in dieser Nacht zuerst in dem Mönchsbett, weil sie nicht lange genug warten konnten, um hinaus in den Rosengarten zu gehen. Und sie benutzten das Kondom mit dem Portrait der Königin. Zwischen der umfassenden Religiosität des Mönchsbettes und Viktorias philosophischer Gegenwart hatte der Akt eine verlockende Atmosphäre von Gott und Vaterland.
»Ich fühle mich absolut patriotisch«, murmelte Kit atemlos keuchend und streifte das Kondom ab; hell blitzten seine weißen Zähne in seinem gebräunten Gesicht auf. »Das ist ein ganz neues, dekadentes Gefühl für mich.«
»Bitte wirf das verdammte Portrait weg«, flüsterte Angela. »Ich dachte die ganz Zeit daran, wie sie ißt ... iihhh.« 18
Kit lachte. »Das nächste zeige ich dir besser nicht.«
»Nein. Sie sind viel zu fantasievoll.«
Ein Kondom mit einem seltsamen Drachen auf der Umhüllung diente dann seinem Zweck im Rosengarten, aber Angela weigerte sich prüde, es zu betrachten. Die Nachtluft war kühl, aber ihre Körper waren so erhitzt, daß sie die Eiskappen auf den Polen geschmolzen hätten. Später, als er im taufeuchten Gras lag und Angela von ihm durchdrungen auf ihm saß, murmelte Kit: »Mr. Jeffreys meinte, du seist die beste Reiterin in ganz England.« Er lächelte, während sie sich leicht anhob, um die volle Länge seines prachtvollen Schwanzes zu spüren, und sich dann aufreizend langsam wieder an ihm heruntergleiten ließ – am Schluß mit einem atemlosen Ruck –, um ihn vollständig in sich aufzunehmen. »Ich würde sagen, des ganzen Kontinents«, fügte er neckend hinzu. Er fand ihre ungezügelte Sexualität einfach überwältigend.
Sie versuchte, ihm einen Klaps zu geben, aber er war schneller und fing ihre Hände in seinen. Und während sie die Namen all der Frauen heraussprudelte, mit denen er geschlafen hatte, und wie er es wagen könne, sie mit ihnen zu vergleichen, preßte er ihr die Hände an die Hüften, bedeckte sie mit seinen und hielt sie auf seiner Erektion fest, während er ihr sagte, er mache bloß Spaß. Er wolle nur noch sie, brauche nur sie, bete nur sie an, und jedes Wort wurde mit einem spürbaren Stoß betont, der außerordentlich zu ihrer schließlichen Verständigung beitrug.
Eine Weile später, nachdem sie noch zitternd vom Nachhall der Ekstase zurückgesunken war, sagte er: »Glaubst du mir jetzt endlich?«
»Du hast mich überzeugt«, stimmte sie beglückt zu.
Anschließend spazierten sie zu den Ställen hinüber, denn die Pferde hatten aufgrund der Geräusche aus dem Rosengarten zu wiehern begonnen. Sie gaben den drei Tieren, die Angela in Stone House hielt, ein paar Äpfel aus dem Obsthain zu fressen und liebten sich anschließend auf dem süß duftenden Heuboden. Auf dem Rückweg zum Haus zupften sie sich gegenseitig die Heuhalme aus den Haaren, küßten sich und kicherten und dachten beide, wie wunderbar die Liebe war. Für zwei Menschen, die es bisher einfach nur als Spiel betrachtet hatten, war diese Offenbarung einfach umwerfend. Das Gefühl hatte sie in den letzten Tagen und Wochen langsam überkommen und sich schließlich in jener Nacht in all seiner Herrlichkeit offenbart.
»Ich weiß nicht, wie es passiert ist«, flüsterte Angela gegen Morgen, als sie in seinen Armen vor dem Feuer lag. »Aber ich bin so froh, daß
Weitere Kostenlose Bücher