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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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angebettelt habe und daß er Mitleid mit mir hatte. Ich hatte doch nur Angst«, rief Liliwin zitternd, »ich hatte solche Angst! Wenn ich gesagt hätte, daß ich dort war, hätten sie mich gleich aufgehängt.«
    »Gut«, sagte Cadfael ruhig, »aber nun denk nach: Wenn Meister Aurifaber wieder bei klarem Bewußtsein ist und mit dieser Geschichte herausrückt – was für einen Eindruck wird es machen, daß du vorher nichts davon gesagt hast? Und außerdem könnte er, wenn er sich wieder an alles erinnern kann, in der Lage sein, den Täter zu benennen und dich von dem Verdacht reinzuwaschen.«
    Bei diesen Worten beobachtete er den Jungen genau, denn für einen Unschuldigen wäre dieser Gedanke ein großer Trost, für einen Schuldigen aber der Untergang. Liliwins ängstliches Gesicht jedoch hellte sich langsam auf und verriet Hoffnung.
    Dies war der erste verläßliche Hinweis darauf, wie weit man ihm glauben durfte.
    »Daran habe ich nie gedacht. Sie sagten, er sei tot, und ein Toter kann weder anklagen noch freisprechen. Wenn ich gestern gewußt hätte, daß er am Leben ist, hätte ich Euch die ganze Wahrheit gesagt. Was soll ich nun tun? Es wird nicht gut aussehen, wenn ich zugebe, gelogen zu haben.«
    »Am besten erzählst du es dem Ehrwürdigen Vater Abt, und zwar, ohne ihm zu sagen, daß ich dir auf die Schliche gekommenbin – denn den Beweis dafür hat der Wind fortgeweht«, sagte Cadfael nach kurzer Überlegung. »Kleide dein Geständnis in eine Beichte. Und wenn, wie ich hoffe und wie es wohl auch geschehen wird, Hugh Beringar heute abend eintrifft, kannst du ihm selbst die ganze Geschichte erzählen.
    Was auch immer dann geschieht – du wirst, solange du hier Asyl genießt, ein reines Gewissen haben und kannst getrost sein, daß die Wahrheit auf deiner Seite steht.«
    Hugh Beringar von Maesbury, der Stellvertreter des Sheriffs der Grafschaft, traf nach einem langen Gespräch, das er mit dem Unteroffizier über den geraubten Schatz führte, zur Vesperzeit im Klöster ein. Man hatte jeden Meter zwischen dem Haus des Goldschmieds und dem Gebüsch, in dem man Liliwin gegen Mitternacht aufgestöbert hatte, abgesucht, ohne etwas zu finden. Alle Bewohner der Stadt waren davon überzeugt, daß der Jongleur der Schuldige war und seine Beute versteckt hatte, bevor man seine Verfolgung aufnahm.
    »Aber wie ich Euch kenne, seid Ihr anderer Meinung«, sagte Beringar, als er neben Cadfael auf das Torhaus zuging und zwinkerte seinem Freund zu. »Und zwar nicht nur, weil dieser Gast, der Euch aufgedrängt wurde, jung, hungrig und schutzlos ist. Welche Beweise habt Ihr für Eure Annahme? Ich sehe Euch doch an, daß Ihr von seiner Unschuld überzeugt seid.«
    »Ihr habt seine Geschichte gehört«, antwortete Cadfael.
    »Aber das Gesicht, das er machte, als ich ihm sagte, der Goldschmied könne seine Erinnerung an die Nacht des Überfalls wiedererlangen und den Namen seines Angreifers nennen, habt Ihr nicht gesehen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit so viel Hoffnung wie ein Engel des Herrn. Ein Schuldiger hätte wohl kaum so reagiert.«
    Beringar dachte nach und nickte ernst. »Aber der Bursche ist ein Spielmann und hat gelernt, sein Gesicht unter allen Umständen zu beherrschen. Das soll kein Vorwurf sein – schließlich ist das sein einziger Schutz. Sein ganzes Trachten muß jetzt dahin gehen, vollkommen unschuldig zu erscheinen.«
    »Und Ihr meint, ich sei leicht hinters Licht zu führen«, bemerkte Cadfael trocken.
    »Ganz und gar nicht. Aber es besteht die Möglichkeit, daß er Euch getäuscht hat, und das sollten wir nicht vergessen.« Das stimmte, und das Lächeln, das Beringar seinem Freund von der Seite zuwarf, unterstrich seine Worte. »Natürlich weiß ich, daß es für Euch nichts Neues wäre, der einzige zu sein, der eine andere Überzeugung hat als alle anderen und der am Ende recht behält.«
    »Nicht der einzige«, sagte Cadfael fast geistesabwesend, denn vor seinem geistigen Auge sah er Rannilts schmales, elfenhaftes Gesicht. »Es gibt eine, die noch fester von seiner Unschuld überzeugt ist als ich.« Sie hatten das Torhaus erreicht. Die breite Landstraße, die durch die Klostersiedlung führte, lag vor ihnen, und langsam senkte sich der Abend herab. »Ihr sagt, Ihr hättet die Stelle gefunden, wo der Bursche sein Nachtlager aufschlagen wollte. Sollen wir sie uns einmal ansehen?«
    Sie traten durch das Tor. Es war ein ungleiches Paar, das da so einträchtig Seite an Seite einherschritt: Der Mönch war gut

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