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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Einfaltspinsel?
    Ich würde sagen, sein Gedächtnis reicht nicht weiter zurück als einen Tag oder so, aber er ist ganz sicher, daß er seinen Meister nicht mehr gesehen hat, seit der an dem Tag, bevor man ihn aus dem Severn fischte, morgens kurz in der Werkstatt war. Man war daran gewöhnt, daß er oft den ganzen Tag über fort war, aber als Peche gegen Abend noch immer nicht wieder aufgetaucht war, begann der Junge, sich Sorgen zu machen. Er konnte nicht schlafen und sagt, die Nacht sei ruhig gewesen und es sei niemand um das Haus gestrichen. Aber damit wissen wir noch immer nicht, wann der Mann ermordet worden ist, obwohl er wahrscheinlich, ebenso wie sein Boot, nachts in den Fluß geworfen wurde. An keinem der beiden Tage hat jemand etwas von einem gekenterten Boot auf dem Severn bemerkt.«
    »Ich nehme an, Ihr werdet noch einmal dorthin gehen«, sagte Cadfael. Am Vortag war nur sehr wenig Zeit gewesen, alle Nachbarn zu befragen. »Morgen werde ich noch einmal nach der alten Dame sehen, aber heute habe ich dort nichts zu erledigen. Tut mir den Gefallen und schaut einmal nach dem Mädchen aus Wales. Ich wüßte gerne, wie es ihr geht und ob sie gut behandelt wird.«
    Beringar sah ihn mit einem verschmitzten Lächeln an. »Sie ist aus Eurer Heimat, stimmt’s? Nach dem zu urteilen, wie ich sie gestern abend in der Küche habe singen hören, geht es ihr recht gut.«
    »Gesungen hat sie?« Der verschreckte kleine Sperling, der in den Käfig dieses Klosters gesperrt war, würde sich freuen, das zu hören. Offenbar war Rannilt für ihr langes Ausbleiben nicht bestraft worden. »Gut, das war eigentlich alles, was ich wissen wollte. Aber wenn Ihr einen Wink von mir annehmen wollt, ohne mich danach zu fragen, wie ich darauf gekommen bin, dann fragt die Nachbarn, ob einer von ihnen Daniel Aurifaber eine Stunde nach der Komplet, als er mit seiner jungen Frau im Bett hätte liegen sollen, aus dem Haus hat schleichen sehen.«
    Mit einem Ruck fuhr Beringar herum und sah seinen Freund mit einem langen, fragenden Blick an. »In jener Nacht?«
    »In jener Nacht.«
    »Drei Tage verheiratet!« Hugh verzog das Gesicht und lachte. »Nun ja, er soll ja ein ziemlicher Weiberheld sein. Aber ich habe Euch schon verstanden. Er könnte ja auch andere Gründe gehabt haben, die Nacht nicht bei seiner jungen Frau zu verbringen.«
    »Als ich mit ihm sprach«, sagte Cadfael, »machte er kein Hehl daraus, daß er den Schlosser nicht ausstehen konnte. Ich vermute allerdings, daß er das nicht so freimütig zugegeben hätte, wenn seine Abneigung wirklich so tief gewesen und so weit gegangen wäre, daß sie tödlichen Haß gebar.«
    »Ich werde es nicht vergessen. Sagt mir, Cadfael«, fragte Beringar und sah den Mönch scharf an, »wie sicher seid Ihr, daß Eure Information richtig ist? Angenommen, ich finde keinen Zeugen – oder sollte ich sagen: keinen zweiten Zeugen–, kann ich mich dann auf die Zuverlässigkeit Eures Mannes verlassen?«
    »Ich an Eurer Stelle hätte keine Bedenken«, antwortete Cadfael treuherzig.
    »Ihr scheint Euren Zeugen ja sehr schnell und ohne den Klosterbezirk zu verlassen gefunden zu haben«, bemerkte Beringar trocken. »Also habt Ihr die Wahrheit aus ihm herausgeholt – was immer es auch war, das ihn an einer einfachen Lüge würgen ließ.« Er stand grinsend auf und stellte seinen Becher ab. »Eure Beichte werde ich später hören. Jetzt werde ich gehen und sehen, was ich von der frischgebackenen Ehefrau erfahren kann.« Im Vorbeigehen klopfte er Cadfael freundlich auf die Schulter. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Um den Burschen braucht Ihr Euch keine Sorgen mehr zu machen – ich bin immer mehr Eurer Meinung.
    Wahrscheinlich hat er in seinem ganzen Leben nichts Schlimmeres getan, als ein paar Äpfel zu stehlen.«
    Iestyn, der Geselle des Goldschmieds, war allein in der Werkstatt und reparierte den beschädigten Verschluß eines Armbands, als Beringar zum Haus der Aurifabers kam. Es war das erste Mal, daß Hugh Gelegenheit hatte, allein mit dem Mann zu sprechen. In Gesellschaft anderer war Iestyn wortkarg und hielt sich abseits. Entweder, dachte Beringar, war er von Natur aus nicht sehr gesprächig, oder aber die Familie hatte ihm klargemacht, daß seine Stellung nicht der ihren entsprach und daß sie eine Überschreitung der Grenze, die ihn von ihr trennte, nicht dulden würde.
    Auf Beringars Frage schüttelte er lächelnd den Kopf und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    »Wie sollte ich sehen,

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