Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Beringar war das einzige Kind seiner Eltern gewesen, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß seine Schwester, hätte er eine gehabt, so ausgenutzt und so schlecht ausgestattet worden wäre, nur damit ihr Bruder eine gute Partie machen konnte.
    »Ich werde Frau Juliana gern aufsuchen«, sagte er, »sobald ich mit Meister Walter und Frau Margery gesprochen habe.«
    »Das wäre sehr freundlich«, sagte sie. »Dann könnte ich Euch Wein bringen, und das wäre eine gute Gelegenheit, ihr die Medizin zu geben, die sie sonst nicht nehmen würde, obwohl doch Bruder Cadfael morgen kommt und sie mehr auf ihn hört als auf irgendeinen von uns. Hier entlang, bitte, Mylord.
    Ich werde auf Euch warten.«
    Der Goldschmied hatte entweder nichts zu sagen oder konnte sich nicht überwinden, es in Worte zu kleiden. Das einzige, was ihn Tag und Nacht nicht losließ, war sein verlorener Schatz, von dem er Stück für Stück, ja fast Münze für Münze und mit großer, schmerzlicher Liebe zum Detail ein Inventar angefertigt hatte. Insbesondere die Münzen waren von Bedeutung: Er hatte Silbermünzen aus der Zeit, als König William noch Herzog William gewesen war – erstklassige Stücke, die mit den heute geprägten gar nicht zu vergleichen waren. Sein Vater und sein Großvater, und vielleicht sogar noch dessen Vater, mußten ebenso gedacht haben wie er und hatten wie er nur für ihren Reichtum gelebt. Walters äußere Wunden mochten geheilt sein, aber seiner Seele mußte dieser Verlust unerhörte Wunden geschlagen haben.
    Geduldig stand Beringar unter Apfel-und Birnbäumen und stellte dem Goldschmied seine Fragen zum Verschwinden von Baldwin Peche. Er hatte fast den Eindruck, als sage Walter der Name gar nichts, als müsse er scharf nachdenken, um sich des Namens oder des Gesichtes seines toten Mieters zu entsinnen.
    Das Grübeln über seinen leeren Geldkasten nahm ihn so in Anspruch, daß das Schicksal seines Nachbarn für ihn in weite Ferne gerückt war.
    Nur eines war gewiß: Wenn er irgend etwas wußte, das ihm sein Geld wiederbringen konnte, dann würde er es dem Stellvertreter des Sheriffs eiligst sagen. Im Vergleich dazu bedeutete ihm der Tod eines anderen Mannes wenig. Es hatte auch nicht den Anschein, als habe er die Möglichkeit gesehen, die Beringar beschäftigte. Wenn es tatsächlich eine Verbindung zwischen dem Raub und diesem Mord gab, mußte es dann jene sein, die die Bürger der Stadt so schnell hergestellt hatten? Räuber konnten ihrerseits ausgeraubt werden, und so mancher hatte dabei schon den Tod gefunden. Baldwin Peche war unter den Hochzeitsgästen gewesen, er hatte Schloß und Schlüssel für den Geldkasten angefertigt, und wer kannte das Haus und die Werkstatt besser als er?
    Unterdessen hatte Margery die Hühner gefüttert, die in einem kleinen Gehege am Ende des Gartens, gleich an der Stadtmauer, gehalten wurden. Bis vor einem Jahr hatten Walters zwei Pferde hier gestanden, aber vor kurzem hatte er jenseits des Flusses, westlich von Frankwell, eine Weide und einen alten Stall gekauft, und er schickte Iestyn regelmäßig dorthin, damit der sich um die Tiere kümmerte und ihnen Bewegung verschaffte, sollte es ihnen daran mangeln. Margery kam mit einem Korb voller Eier auf Beringar zu. Die mächtige Mauer, die hinter ihr aufragte, lag im Schatten, und die kleine Tür war verschlossen. Daniels Frau war klein, mollig und unscheinbar. Ihr großer,
    blonder Haarschopf wirkte unordentlich. Sie machte einen Knicks und sah Beringar mit großen, unbewegten Augen an.
    »Es tut mir leid, Sir – mein Mann ist gerade nicht da. Er wird aber in ungefähr einer halben Stunde zurück sein.«
    »Das macht nichts«, sagte Hugh. »Ich kann später mit ihm sprechen. Vielleicht könnt Ihr meine Fragen auch für ihn beantworten und ihm und mir damit Zeit sparen. Ihr wißt, warum ich hier bin. Es deutet einiges darauf hin, daß Meister Peche nicht durch einen Unfall ums Leben gekommen ist, und obwohl er bereits den größten Teil des Tages abwesend war, ist doch die Nacht die Zeit, in der so gräßliche Verbrechen wie Mord gewöhnlich verübt werden. Wir müssen von jedermann wissen, was er in der Nacht von vorgestern auf gestern getan hat und ob er etwas gesehen oder gehört hat, das uns helfen kann, den Schuldigen festzunehmen. Soviel ich weiß, ist Eure Kammer die mittlere. Sie geht zwar nicht auf die Straße, aber vielleicht habt Ihr einmal hinausgesehen und jemanden im Durchgang zwischen den Häusern bemerkt oder ein Geräusch

Weitere Kostenlose Bücher