Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
gehört. Nur die Kerze hatte geflackert, als die Tür lautlos geöffnet wurde.
    Cadfael ging wieder zurück und stieg die Außentreppe hinauf. Von hier aus waren es nur einige Schritte bis zum Brunnen. Und zu seiner Rechten war die Tür zu Susannas Kammer, durch die der kürzeste Weg von der Halle zur Küche führte. Und wenn es dunkel war, konnte der junge Mann, von allen anderen unbemerkt, in Susannas Zimmer kommen.
    Sie waren fort. Gewiß war es ihr Plan gewesen, in der vorherigen Nacht zu fliehen, und sie waren durch Julianas Tod aufgehalten worden. Cadfael kam ein Gedanke. Er betrat Julianas Zimmer durch die Außentür und bat Margery, ihm die Tür der Vorratskammer aufzuschließen. Der große irdene Topf, in dem Susanna die Hafergrütze aufbewahrt hatte, stand in einer Ecke. Cadfael hob den Deckel ab und hielt die Laterne darüber. Der Topf enthielt noch immer eine beachtliche Menge Hafergrütze, genug jedenfalls, um ein recht großes Bündel darin zu verbergen, aber ohne diese Unterlage war er weniger als ein Viertel voll. Mit ihren Schlüsseln war Juliana vor ihm dagewesen, hatte aber das, was sie gefunden hatte, nicht angerührt – wie immer wollte sie das Schicksal ihrer Familie ohne eine Einmischung von außen lenken. Sie hatte alles gewußt und doch nichts gesagt. Und diese bemerkenswerte Frau, die Juliana von allen am ähnlichsten war, hatte bei aller Verzweiflung ihre eiserne Ruhe bewahrt, ihre Großmutter hingebungsvoll gepflegt und war ohne Angst oder Klagen bis zum Ende bei ihr geblieben. Die eine war, im Guten wie im Schlechten, so stark gewesen wie die andere – keine von beiden hatte um Gnade gebeten oder der anderen etwas erspart.
    Cadfael legte den Deckel wieder auf den Topf, ging hinaus und verschloß die Tür. In der Halle redeten alle durcheinander und beschworen ihre Unschuld und Ehrbarkeit. Man war entsetzt, daß Susanna im Verdacht stand, ihre eigene Familie beraubt zu haben. Welch ein unerhörtes Verbrechen!
    Stammelnd beantwortete Walter Beringars Fragen. Er war außer sich über diesen Verrat, und der Schmerz über den Verlust seines Geldes, das seine eigene Tochter ihm geraubt hatte, schien ihn fast zu überwältigen. Beringar wandte sich Daniel zu.
    »Wenn sie eine längere Reise vorhatte, um aus dieser Grafschaft zu fliehen oder sich wenigstens unserem Zugriff zu entziehen, wohin würde sie sich dann zunächst wenden? Auf jeden Fall würden die beiden Pferde brauchen. Habt Ihr Pferde, die sie hätten nehmen können?«
    »Nicht hier in der Stadt«, antwortete Daniel, dessen bleiches, verschlafenes Gesicht im Augenblick nicht mehr hübsch, sondern eher tölpelhaft aussah. »Ab er jenseits des Flusses haben wir einen Stall und eine Weide. Vater hat dort zwei Pferde stehen.«
    »In welcher Richtung? In Frankwell?«
    »Hinter Frankwell, an der Straße nach Westen.«
    »Diesen Weg werden sie wohl genommen haben«, sagte Cadfael, der gerade eingetreten war, »denn der Geselle ist Waliser, und er hat seine Siebensachen ebenfalls mitgenommen. Sobald er in Wales ist, braucht er, ganz gleich, was er mitgenommen hat, den Sheriff von Shropshire nicht mehr zu fürchten.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, da widersprach ihm Walter, den schon der Gedanke an eine solche ungleiche Verbindung empörte, bereits heftig. Gleichzeitig stürzte Liliwin in panischem Schrecken vom Hof herein.
    »Ich bin in der Küche gewesen – Rannilt ist nicht dort. Ihr Bett ist unberührt, und sie hat all ihre Sachen zurückgelassen…«Es konnte nicht viel sein, aber er kannte den Wert, den ihre paar Habseligkeiten, die sie zurückgelassen hatte, für sie, die fast nichts besaß, haben mußten. »Sie haben sie mitgenommen – sie haben Angst gehabt, daß sie zuviel weiß und sie verraten könnte. Diese Frau hat sie mitgenommen«, schrie er und sah verzweifelt in die Runde.
    »Sie ist eine Mörderin und wird wieder morden, wenn sie es für nötig hält. Wohin sind sie geflohen? Ich werde sie verfolgen!«
    »Das werden wir alle tun«, sagte Beringar und wandte sich Walter Aurifaber zu. Sollte der Vater nur zittern, aus Liebe oder aus Gier, so wie der Liebende um seine Geliebte zitterte. »Ihr, Sir, werdet uns begleiten. Ihr sagt, sie haben eine Stunde Vorsprung, und sie sind zu Fuß gegangen. Kommt also, wir werden sie zu Pferd verfolgen. Ich habe nach der Burg um Pferde geschickt – sie müßten inzwischen hier sein. Ihr kennt den Weg zu Eurem Stall am besten. Führt uns auf dem schnellsten Weg dorthin!«
    Die Nacht war

Weitere Kostenlose Bücher