Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
Vom Netzwerk:
berühren zu wollen.
    »Ich geh noch mal zum Pinkeln raus. Wenn ich nicht zurückkomme, hat das tanuki mich gefressen.«
    Ich nutzte Hughs Abwesenheit, um in ein fast sauberes T-Shirt zu schlüpfen und unter das dünne Laken zu kriechen. Das Handy klingelte. Da ich das deutliche Gefühl hatte, daß das wieder der Typ war, der sich nie meldete, ging ich nicht ran. Wenn es Angus war, konnte er eine Nachricht auf meiner Voicemail hinterlassen.
    Das Telefon hörte auf zu klingeln, als Hugh hereinkam und sich neben mich legte.
    »Dieser verdammte Futon ist so schmal, daß ich gleich auf dir liege, ob dir das paßt oder nicht«, flüsterte er, während er sich an meinen Rücken drückte und die Arme um mich legte. Selbst wenn mehr Platz gewesen wäre, hätte ich es nicht geschafft wegzurücken, so große Sehnsucht hatte ich nach ihm.
    »Das ist nicht fair«, murmelte ich, als er begann meinen Nacken zu küssen.
    »Aha, du trägst also mein Unterhemd.« Seine Hände glitten unter das T-Shirt und streichelten meine Brüste. »Ich will’s zurück.«
    »Da, nimm’s.« Mit einer einzigen Bewegung zog ich das Hemd über den Kopf und wandte mich ihm zu. Meine Hände zitterten, als ich sie nach ihm ausstreckte.
    Hugh küßte mich, löste sich aber hastig wieder von mir. »Das können wir nicht machen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich bin nur wegen Angus nach Kamakura gefahren! Ich hatte nicht erwartet, dich zu treffen.«
    »Du hast Winnie mitgenommen«, sagte ich.
    »Sie ist wie eine ältere Schwester für mich«, sagte er noch einmal und strich mir über die Haare. »Darüber sollten wir wirklich nicht reden, wenn wir endlich Zeit für uns allein haben.«
    Es war unsere Nacht. Die Sterne standen so günstig, daß sie ihn zu mir zurückgebracht hatten. Ich küßte seinen Bauch, weil ich genau wußte, was ich tun mußte, um ihn ganz in der Hand zu haben.
    »Du verstehst nicht! Ich habe nichts dabei, kein Kondom …«
    »Heute nacht ist mir das egal«, flüsterte ich und kletterte auf ihn.
    »Wenn wir das tun, wirst du mich morgen hassen«, murmelte er.
    »Das ist mir egal.« Nun wurde mir klar, warum so viele Menschen ohne Kondom miteinander schliefen. Das Gefühl war enger und schöner, als ich je erwartet hätte. Ich sah ihn an und wünschte mir, daß er die Augen aufschlagen und mich ansehen würde, wie ich mich im Kerzenschein bewegte. Er tat mir den Gefallen.
    »Das ist phänomenal«, sagte er mit verzücktem Gesichtsausdruck.
    Die Grille zirpte, Hugh packte mich an den Hüften, und ich begann zu fliegen.

22
    Ich erwachte von einer warmen Berührung meines Mundes. Ich genoß den Kuß und ließ mir Zeit, die Augen aufzuschlagen.
    »Was für ein schöner Morgen«, sagte Hugh und sah von meinem Gesicht zum Fenster. »Seit ich von Schottland weg bin, ist das das erste Mal, daß ich von den Vögeln geweckt werde.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Es war halb sechs. Hugh schien einen inneren Wecker zu haben, der ihn immer vor mir aufwachen ließ. Als ich ihm erzählte, was ich dachte, lachte er.
    »Das ist nur, weil ich so glücklich bin, Rei. Ich wache immer vor dir auf und schaue dir beim Schlafen zu. Hast du das schon vergessen?«
    Und wenn wir gestritten hatten, stand er auf, bevor ich aufwachte. Das war die Kehrseite der Medaille. Ich rappelte mich hoch und schlüpfte in mein zerknittertes Sommerkleid, bevor ich in meinem Matchbeutel nach sauberer Unterwäsche suchte. Als ich sah, daß sich unter der Kleidung etwas bewegte, zog ich die Hand zurück.
    »Hey, vielleicht hast du jetzt Gelegenheit, ein tanuki im Tageslicht zu sehen.« Ich winkte Hugh heran, der sich über meine sich bewegende Kleidung beugte.
    »Geh lieber nicht zu nah ran. Egal, was es ist – es könnte tollwütig sein.«
    »Nun sei nicht so übertrieben vorsichtig.« Ich zog eine Grimasse und wandte mich wieder dem Matchbeutel zu, als etwas Braunes daraus hervorkroch.
    »Eine Schlange.« Hugh sagte das so leise, daß ich es fast nicht gehört hätte. »Geh langsam rückwärts von dem Beutel weg. Wir verschwinden nach draußen.«
    Ein kleiner, flacher Kopf lugte aus dem Matchbeutel hervor. Ich wußte nicht so recht, was ich tun sollte. Sollte ich die Beine in die Hand nehmen oder mich tot stellen? Als Hugh mir die Hand auf die Schulter legte, erwachte ich schließlich aus meiner Erstarrung. Ich begann rückwärts auf den Knien zu kriechen. Dann kletterten wir beide durch das shoji hinaus, er zuerst, ich hinterdrein.
    »Wir leben noch«, seufzte ich. Als

Weitere Kostenlose Bücher