Zugriff
ansetzte. Trotz der Bedenken nach dem Probefahren machte der Fahrer seine Sache richtig gut. Millimetergenau lenkte er die schwere Limousine an den Peugeot heran, ging quasi auf Tuchfühlung, rammte ihn aber vorerst nicht. Noch versuchte man es im Guten, denn der Beifahrer winkte mit der beleuchteten Polizeikelle zum Fenster hinaus. Das Zeichen zum Anhalten.
Doch sie hatten die Rechnung ohne die Gangster gemacht. Die durchschauten das Manöver, der Fahrer gab Vollgas, um Abstand zwischen sich und seine Verfolger zu bringen. Keine Chance. Der erheblich leistungsstärkere BMW schob sich erneut neben den Peugeot, wir hörten das durchdringende, schrille Geräusch aneinanderschrammenden Blechs, und dann war der blaue Wagen auch schon von der Straße auf den Grünstreifen abgedrängt, kam direkt vor einem Baum zum Stehen. Gleichzeitig blockierte von hinten das zweite Zugriffsfahrzeug den Weg zurück. Ende der Flucht.
Binnen weniger Sekunden war ich mit meinem Wagen ebenfalls vor Ort und stand parallel zu dem Peugeot. » Raus, wir sichern!«, wies ich meine Männer an. Schnell die Helme aufgesetzt und dann nach draußen. Gleichzeitig ertönten die lautstarken Befehle der Kollegen vom Zugriff: » Polizei! Alle aussteigen! Hände hoch und keine Bewegung!« Der Fahrer des Peugeot hielt immer noch das Lenkrad umklammert, sein Beifahrer öffnete die Tür und ließ sich hinausfallen, die drei hinteren Insassen krochen unendlich langsam nach rechts aus dem Wagen.
Nach wie vor erklangen die Aufforderungen, auszusteigen und die Hände hochzunehmen. Auch ich beteiligte mich jetzt daran, war Teil des fast instinktiv um den Peugeot gebildeten Halbkreises. Immer wieder legten die verhinderten Bankräuber an der rechten Fahrzeugseite ihre Hände zittrig am Autodach ab, rissen aber, von den Schreien der SEK -Leute eingeschüchtert, schnell wieder ihre Arme nach oben. Diese Spielchen dauerten nur wenige Sekunden, kamen mir aber wie eine Ewigkeit vor. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Situation unter Kontrolle war. Bis plötzlich der andere Gruppenführer einen warnenden Schrei ausstieß.
» Da hat einer was fallen lassen«, rief er, und beinahe im gleichen Moment explodierte ein Sprengkörper. Wir wussten nicht, wo er gezündet worden war und welchen Schaden er angerichtet hatte. Auf der Stelle entwickelt e si ch eine tumultartige Szene mit einer wilden Schießerei.
Auf die nicht identifizierbare Explosion hin eröffneten, wie sich später herausstellte, zehn Einsatzkräfte das Feuer auf die jungen Verbrecher. Zwei von ihnen sackten zusammen, einer versuchte in das angrenzende Gebüsch zu robben, der Fahrer wurde aus dem Fahrzeug gerissen, und der Fünfte konnte festgenommen werden. Letztendlich überwältigte die Zugriffsgruppe mit Unterstützung meiner Leute drei Mitglieder der Bande, während die anderen am Boden lagen und keine Anstalten machten, wieder aufzustehen.
Dann plötzlich ein Schrei: » Notarzt! Notarzt! Ein Kollege ist schwer verletzt.« Der andere Gruppenführer. Er war von einer Kugel getroffen worden, atmete schwer und spuckte Blut. Kameraden nahmen ihm den Helm ab und lockerten seine Oberbekleidung. Dann war auch schon der den Einsatz begleitende Polizeiarzt zur Stelle, versorgte und begleitete ihn auf dem Transport in ein nahe gelegenes Krankenhaus, wo man einen Lungensteckschuss diagnostizierte und sofort operierte.
Derweilen kümmerten sich andere Beamte um die beiden niedergeschossenen Täter, die ebenfalls um ihr Leben kämpften. Weil sie ihre Hände immer wieder in Richtung Bauch bewegten, befürchteten wir schon, sie könnten Sprengstoff am Körper tragen und zu zünden versuchen. Was sich jedoch als unzutreffend erwies. Die beiden litten vermutlich unter entsetzlichen Schmerzen infolge ihrer Bauch- und Brustschüsse und starben noch auf dem Weg in die Klinik.
Was sich in diesen wenigen Minuten wirklich ereignete, blieb nebulös, bis die Einsatzleitung vor Ort auftauchte und das Chaos begutachtete. Erst jetzt erkannten wir auch, welches Glück wir gehabt hatten. Die Explosion war von einer Handgranate ausgegangen, die vorzeitig an der Innenseite des linken Hinterrads detoniert war und ein Loch in den Fahrzeugboden gerissen hatte. Eigentlich sollte sie in unserer Mitte hochgehen. Bei der Durchsuchung des Peugeot fanden wir Gewehre, Handgranaten, Revolver, ein Schrotgewehr, Tränengassprays und mehrere Taschen voller Munition. Ferner eine Maschinenpistole, die offenbar einen Treffer abbekommen hatte,
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