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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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zweite in der Wohnung gegenüber. Dafür brauchten wir allerdings die Zustimmung des Wohnungsinhabers, die wir problemlos bekamen, und den Hausmeister, der uns die » Täterwohnung«, wie es im Kriminalistenjargon heißt, aufsperrte. Keiner erfuhr den wirklichen Grund, und zum Glück bezweifelte auch niemand unsere nebulösen Geschichten von einem Drogenring. Alles lief glatt, und kurz darauf standen wir in einer kleinen Diele mit Garderobe. Links ein etwa 18 Quadratmeter großer Wohnraum mit Kochnische, rechts ein Bad mit Toilette. Das Ganze picobello aufgeräumt, die Vorhänge zugezogen, auf dem Wohnzimmertisch eine Glasschale mit Gummibärchen. Alles ganz bürgerlich – eine Terroristin würde hier niemand vermuten.
    Ich blieb mit zwei sturmerprobten Männern meiner Gruppe, Rüdiger und Sven, im Apartment von » Frau Meier« zurück. Wir waren in Zivil, lediglich eine Armbinde wies uns als Polizei aus. Die Kollegen in der Nachbarwohnung sollten die Eingangstür grundsätzlich einen winzigen Spalt geöffnet lassen, um Geräusche aus dem Parterre hören zu können. Sobald jemand das Haus betrat, würden sie leise die Tür schließen, die Beobachtung durch den Spion fortsetzen und uns über Funk alarmieren, damit wir unsere Zugriffspositionen hinter Mauervorsprüngen einnehmen konnten: Rüdiger beim Eingang zum Wohnzimmer, Sven neben der Kochnische und ich im Wohnzimmer selbst. Für den Fall, dass die junge Frau einen Fluchtversuch unternahm, sollte der Zugriff von der Nachbarwohnung aus erfolgen.
    Jeder Schritt wurde minutiös festgelegt, und am späten Nachmittag kam die erste Meldung: » Schritte im Treppenhaus.« Elektrisiert sprangen wir vom Sofa auf und stellten uns in Position, die Pistole in der Hand. Die Anspannung war groß, schon hörten wir das Geräusch von Schuhen auf den Stufen. Dann Entwarnung aus der Nachbarwohnung: » Männliche Person mit Aktenkoffer. Geht weiter in Richtung zweites Stockwerk.« Offenbar bloß ein Mieter, der von der Arbeit heimkam. Nicht lange darauf der nächste Fehlalarm. Dieses Mal handelte es sich um eine Frau aus dem dritten Stock, die ihre Einkäufe heimschleppte.
    » Das kann ja heiter werden. Vielleicht war die Idee mit der Wohnung doch nicht so gut«, sagte ich, und wie zur Bestätigung wurden erneut Leute im Treppenhaus gemeldet. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, und wir sprangen zwischen Sofa und Zugriffsposition hin und her. Erst gegen 20 Uhr zur Tagesschau -Zeit wurde es ruhiger. Auch bei uns. Wir saßen bloß da, starrten die Gummibärchen an und erlagen schließlich der Versuchung. Eigentumsdelikt im Terroristenmilieu, aber das war auch der einzig bemerkenswerte Vorfall. Ansonsten zog sich der Abend quälend in die Länge, selbst die Fehlmeldungen blieben aus.
    Zunächst jedenfalls. Denn nach Mitternacht rissen uns lärmende Geräusche aus dem Treppenhaus aus unserem Dämmerzustand, vertrieben schlagartig alle Müdigkeit. Jede Abwechslung war uns jetzt recht. Wieder nichts, bloß zwei Nachtschwärmer, die laut die Treppen hochstolperten und in einer Wohnung im dritten Stock verschwanden. Wir dösten weiter vor uns hin, bis um vier die Ablösung kam. Vor uns lagen acht Stunden Pause, bevor wir um zwölf wieder an der Reihe waren. Wir übernachteten in einer kleinen Pension, denn nach Hause zu fahren lohnte sich nicht.
    Kaum ausgeschlafen standen wir mittags erneut bereit, betraten einzeln das Haus, um kein Aufsehen zu erregen. Die Kollegen aus der Nachbarwohnung hielten es ebenso. Wieder passierte nichts, und wir spürten, dass wir langsam nicht mehr so recht an einen Erfolg glaubten. Trotzdem puschten wir uns ständig innerlich, um uns mental fit für einen möglichen Zugriff zu halten. Auch das musste geübt und trainiert werden.
    Plötzlich läutete es. War es etwa so weit? Ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte, in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Bloß keine unbedachte Reaktion bei einer Frau, die vermutlich bis an die Zähne bewaffnet war. Wir verhielten uns ruhig, verharrten sprungbereit auf unseren Positionen. Erneut schrillte die Klingel, und über Funk bekamen wir mit, dass der Türdrücker betätigt wurde. Offenbar war bei mehreren Wohnungen gleichzeitig geläutet worden. Aufgeregt lauschten wir den geflüsterten Durchsagen der observierenden Kollegen. » Ein Mann, dunkle Hose, schwarzes Sakko, kurze blonde Haare, etwa 1,80 Meter groß, schlank, trägt Arbeitsmappe. Vorsicht! Steht jetzt vor der Tür.« Die Spannung wurde

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