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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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Meldung: » Täter getroffen, Geisel unversehrt!« Die junge Zahnarzthelferin jedoch konnte sich zunächst über ihre Befreiung gar nicht so recht freuen. Zu groß war der Schock und zu schrecklich der Anblick des durch einen Kopfschuss tödlich verletzten Täters. Im Eiltempo verließ ich meinen Beobachtungsposten, spurtete die drei Stockwerke hinauf und machte mir ein Bild von der Situation. Aus der Nähe betrachtet erkannte ich die Waffe in der Hand des Toten als Schreckschusspistole, die allerdings einer echten großkalibrigen Waffe täuschend ähnlich sah.
    So etwas war immer bitter für die Schützen, und ich versuchte sie zu trösten. » Das konntet ihr nicht erkennen. Schließlich war es Notwehr.« Trotzdem: Über einen solchen Einsatz kam niemand ohne Weiteres hinweg, auch wenn zwölf Geiseln dankbar für ihre Rettung waren. Und zudem hatte der Mann seine Opfer nicht nur mit Attrappen, sondern mit sehr scharfen Messern bedroht.
    Wie immer sprachen wir im Anschluss auf der Dienststelle noch einmal über das Geschehen dieses Tages. So schnell würde sowieso keiner zur Ruhe kommen, vor allem nicht die beiden Schützen. Ihnen gaben wir Halt und die Sicherheit, alles richtig gemacht zu haben. Natürlich fragten wir uns auch, was diesen Mann zu solch einem absonderlichen Wunsch getrieben hatte. Später erfuhren wir, dass Gerhard N. sein Leben lang ein einsamer Außenseiter gewesen war. Irgendwann besorgte er sich einen Kampfanzug, um wie ein Revolverheld im Kugelhagel der Polizei zu sterben. Eigentlich eine sehr traurige Geschichte.

Nicht lange nach der Geschichte mit dem verhinderten Rambo bekamen wir es erneut mit einem Kapuzenmann zu tun. Er ging sogar mit diesem Namen in die Annalen ein. In die des SEK zumindest.
    Es passierte Anfang Dezember. Nikolaus. Auch uns war mehr nach vorweihnachtlicher Beschaulichkeit mit unseren Kindern als nach einem zeitraubenden Einsatz. Und deshalb hofften wir sehr, frühzeitig heimzukommen. Allerdings begann der Tag mit einem Eklat.
    Als ich frühmorgens das Besprechungszimmer auf der Dienststelle betrat, herrschte dort eisige Stimmung. Noch frostiger als die Luft draußen, und dagegen half auch kein heißer Tee. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatten Spaßvögel den Eingang zum Gruppenführerzimmer im zweiten Stock zugemauert. Einfach so, mit Ziegelsteinen und Mörtel, als handle es sich um eine nicht mehr benützte Kellertür. Der Beamte vom Dienst wollte nichts gehört und gesehen haben.
    Sehr merkwürdig. Nach einiger Zeit jedoch, als der erste Ärger verflogen war, meinte einer: » Nehmen wir’s einfach als Supergag, denn was ist schon groß passiert?« Nun ja, obwohl wir der Sache auf den Grund gehen mussten, recht hatte er. Schließlich war das Berufsleben eines Spezialkommandos nicht gerade reich an heiteren oder spaßigen Vorfällen. Und wie zur Bestätigung wurde kurz darauf Alarm ausgelöst.
    » Geiselnahme in einer Bank in Ramersdorf!« Die zugemauerte Tür war vergessen, der Alltag hatte uns wieder. Eingespielte Routine nahm ihren Lauf. Nur entfiel heute die Alarmierung der Einsatzkräfte, weil das gesamte Kommando anwesend war. Jeder schnappte sich Einsatztasche und Waffe, dann nichts wie runter zu den Fahrzeugen in der Tiefgarage. Wesentliche Erkenntnisse gab es vorerst keine, und so fuhren wir erst einmal los.
    Am Tatort setzte uns ein Mitarbeiter des Einsatzleiters im Schnellverfahren ins Bild. Nach Aussagen von Zeugen sei in den frühen Morgenstunden, noch vor Geschäftsbeginn, ein Mann über ein Kellerfenster in die Bank eingestiegen. Ein kurz darauf eintreffender Angestellter bemerkte das einen Spaltbreit geöffnete Kellerfenster, und weil ihm das verdächtig vorkam, wartete er draußen auf die Ankunft weiterer Kollegen. Etwa eine halbe Stunde später und nach kontroversen Diskussionen entschlossen sich zwei Wagemutige, auf eigene Faust nach dem Rechten zu schauen. Auf die Idee, lieber die Polizei zu verständigen, kam offenbar niemand. Auch nicht auf den Gedanken, die Bank vorerst geschlossen zu halten. Die beiden Männer gingen forsch in den Keller, wo sich Garderoben, Toiletten, ein Aufenthaltsraum und der Tresor befanden, und sahen sich plötzlich einem maskierten Mann gegenüber, der sie mit einer Pistole bedrohte. Er zwang den Jüngeren, seinen Kollegen mit einem Klebeband zu fesseln.
    Als ein Mann den Schalterraum betrat, schob der Täter den noch nicht gefesselten Angestellten mit der Pistole im Rücken nach oben, schnappte sich schnell den arglosen

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