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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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alles. Leider hätte ich dafür meine Firma erheblich erweitern müssen und enorme Vorlaufkosten wären entstanden. Das war genau die Zeit, als Freund Ramon auf der Bildfläche erschien.«
    Groding nahm einen Schluck aus seinem Glas und sog gierig an der Zigarette. Wasser tropfte von seinen Haaren herab.
    »Er redete mir ein, das sei die Chance meines Lebens, da müsse ich einfach zugreifen. Natürlich rannte er bei mir damit offene Türen ein. Das Problem ist nur, eine Bank zu finden, die einem auf die Zusage eines Kunden hin einen hohen Kredit gibt. Aber dafür gibt es doch Freunde, sagte Ramon.«
    Grodings Betonung wurde hämisch. Man konnte den Hass aus jedem seiner Worte heraushören.
    »Er übernahm die Bürgschaft über einen Kredit von eins Komma zwei Millionen Euro gegen eine Beteiligung von zwanzig Prozent an der Firma. Hörte sich prima an. Lief auch prima an. Ich hatte Grafiker und Texter eingestellt und wir arbeiteten Tag und Nacht an der Kampagne.«
    Joshua nahm sich den Tabak und begann sich eine Zigarette zu drehen. Dabei ließ er seinen Blick ständig auf Groding gerichtet.
    »Auf einmal kam der Hammer. Als wir unsere Entwürfe fertig hatten und die Brauerei uns den Vertrag geben wollte, erschien Ramon Schändler und teilte mir mit, dass er die Bürgschaft gekündigt habe. Er brauche nun selber einen Kredit für seine Firma und es täte ihm furchtbar Leid. Ich war am Ende. Die Bank zwang mich, die Firma zu verkaufen. Sie hatten auch bereits einen Käufer.«
    »Lassen Sie mich raten, wen«, meldete Daniel sich.
    »Genau. Wenn auch nicht direkt, sondern über einen Mittelsmann. Auf jeden Fall gehört sie jetzt zum Konsortium von Schändler. Mittlerweile weiß ich, dass die Sache von Anfang an ein abgekartetes Spiel gewesen ist. Schändlers Agentur hatte damals mit dieser Brauerei zusammengearbeitet. Man hat ihm nach einem Jahr wegen Erfolglosigkeit den Auftrag entzogen und ihn mir angeboten. Sie wollten frische und unverbrauchte Leute für ihre Werbung. Der Auftrag hatte übrigens ein Gesamtvolumen von über fünf Millionen. Vom Imagegewinn ganz zu schweigen. Können Sie mich jetzt verstehen?«
    »Ich fürchte, nur zu gut«, antwortete Joshua.
    Groding sah ihn verwundert an.
    »Mein Kollege meint damit, Sie haben ein glänzendes Motiv und für die Tatzeit kein Alibi.«
    Groding senkte den Kopf und stützte die Hände auf seine Knie.
    »Ich konnte doch gestern nicht ahnen, dass sie ermordet werden.«
    Joshua nickte zustimmend.
    »Herr Groding, besitzen Sie eine Waffe?«
    »Dann wären Sie vermutlich schon viel eher hier gewesen«, gab er unumwunden zu. Groding machte nicht den geringsten Versuch, seine Lage zu verbessern. Er schien sich entweder seiner Sache hundertprozentig sicher zu sein oder aber glänzend schauspielern zu können.
    »Wann waren Sie zuletzt in Schändlers Villa?«
    Groding nahm die leere Flasche und lief erneut zum Kühlschrank. Die Polizisten sahen sich verwundert an.
    »Möchten Sie auch was trinken«, rief er aus der Küche, »ist allerdings nicht sehr kalt, der Kühlschrank ist im Eimer. Schon fast eine Woche. Ist eben kein Geld mehr da im Hause Groding.«
    Daniel und Joshua verneinten und als Groding ihnen wieder gegenüber saß, beantwortete er endlich die Frage.
    »Ist mindestens ein Jahr her. Sind sie dort ermordet worden?«
    »Frau Schändler ist dort ermordet worden, nachdem zuvor die Alarmanlage fachmännisch außer Betrieb genommen wurde.«
    Till Grodings schien nach wie vor desinteressiert an den Ausführungen seines Gesprächspartners zu sein. Nachdem er sich erneut ein Glas Mineralwasser eingeschüttet hatte, sah er Joshua an und nickte anerkennend.
    »Da hat sich aber jemand ganz schön viel Mühe gegeben.«
    »Ja«, mischte sich Daniel jetzt ein, »und ich kann mir auch schon denken, wer das war.«
    Er gab Joshua ein Zeichen, aufzubrechen. Als dieser nickte, ging er zu Groding herüber.
    »Wir fahren jetzt zum Präsidium und Sie begleiten uns, Herr Groding.«
    Joshua stand ganz langsam auf und rieb sich das Kinn.
    »Einen Moment noch, Daniel.«
    Sein Kollege hielt ein Paar Handschellen in den Händen und stutzte. Joshua ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Er war randvoll mit Bierflaschen gefüllt. Unter dem Einstellrad klemmte eine Dose Heringsfilet. Sie hatte das Rad vermutlich auf null gestellt. Joshua zog mit einigem Kraftaufwand die Dose heraus und drehte an dem Einstellrad. Deutlich vernehmbar nahm der Kühlschrank seine Tätigkeit wieder auf. Er

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