Zum ersten Mal verliebt
meinem Glauben ändern: Ich bin absolut überzeugt davon, dass ein Land, dessen Söhne zu seiner Verteidigung ihr Leben lassen, dank ihres Opfers eine neue Perspektive bekommt.«
»Du meinst es ernst, Pastor. Ich sehe den Leuten an, wenn sie es ernst meinen. Das ist angeboren bei mir. Deswegen bin ich der Schrecken der meisten Priester! Aber ich habe dich noch nie dabei erwischt, dass du was gesagt hast, was du nicht meinst. Ich hoffe immer, dass ich dich mal dabei ertappe. Das ist der einzige Grund, warum ich in die Kirche gehe. Das würde mir gut tun. Und es würde Ellen einen gehörigen Schlag versetzen, wenn sie wieder versucht mich zu dressieren. So, ich lauf jetzt auf einen Sprung rüber zu Abner Crawford. Die Götter mögen euch beistehen.«
»Der alte Heide!«, murmelte Susan, als Norman davonstelzte. Es war ihr egal, ob Ellen Douglas das hörte oder nicht. Susan konnte einfach nicht verstehen, wieso auf Norman Douglas nicht der Blitz vom Himmel herunterfuhr, wenn er die Priester dermaßen beleidigte. Aber erstaunlicherweise schien Mr Meredith seinen Schwager wirklich zu mögen.
Rilla wünschte, sie würden auch mal über etwas anderes reden als immer nur über den Krieg. Seit einer Woche hörte sie nichts anderes mehr und es reichte ihr langsam. Sie war froh, dass sie wegen Walter keine Angst mehr zu haben brauchte, aber sie hoffte trotzdem, dass in drei bis vier Monaten alles vorbei sein würde.
Gute Vorsätze
Das ganze Wohnzimmer von Ingleside war angefüllt mit weißem Baumwollstoff. Das Hauptquartier des Roten Kreuzes hatte gemeldet, dass Leintücher und Bandagen benötigt würden. Nan, Di und Rilla hatten alle Hände voll zu tun. Anne und Susan beschäftigten sich währenddessen im Zimmer der Jungen mit persönlicheren Dingen. Bedrückt machten sie sich daran, Jems Habseligkeiten zusammenzupacken. Am nächsten Morgen sollte er nach Valcartier aufbrechen. Sie waren zwar auf die Nachricht gefasst gewesen, aber als sie dann kam, war es trotzdem schrecklich. Rilla heftete zum ersten Mal in ihrem Leben den Saum eines Betttuchs. Als sie erfahren hatte, dass Jem gehen musste, hatte sie sich im Regenbogental unter die Kiefern gesetzt und geweint, bevor sie zu ihrer Mutter gegangen war.
»Mutter, ich möchte etwas tun. Ich bin zwar nur ein Mädchen. Ich kann nichts tun, damit wir den Krieg gewinnen, aber ich muss zu Hause etwas tun, um zu helfen.«
»Der Baumwollstoff für die Bettlaken ist gekommen«, sagte Anne. »Du kannst Nan und Di beim Nähen helfen. Und, Rilla, was hältst du davon, unter den jungen Mädchen ein eigenes Rotes Kreuz zu organisieren? Das würde ihnen vielleicht besser gefallen und sie mehr zur Arbeit anspornen als zusammen mit den älteren Leuten.«
»Aber, Mutter! So was habe ich doch noch nie gemacht!« »Rilla, wir alle werden in den nächsten Monaten Dinge tun müssen, die wir noch nie gemacht haben.«
»Na gut«, sagte Rilla. »Ich will es versuchen, Mutter. Du musst mir nur sagen, womit ich anfangen soll. Ich habe über alles nachgedacht und mir vorgenommen, so tapfer und so heldenhaft und so uneigennützig wie möglich zu sein.«
Anne lachte nicht über Rillas Begeisterung. Vielleicht war ihr nicht nach Lachen zu Mute, oder vielleicht bemerkte sie, dass es Rilla trotz ihrer Schwärmerei durchaus ernst war.
So kam es also, dass Rilla Betttücher säumte und währenddessen in Gedanken ein Rotes Kreuz für junge Mädchen gründete. Es machte ihr sogar Spaß. Die Sache mit dem Roten Kreuz zumindest, weniger das Nähen. Rilla hatte den Eindruck, dass ihr die Sache mit dem Roten Kreuz lag, und musste sich selbst darüber wundern. Wer sollte die Vorsitzende werden? Sie besser nicht. Den älteren Mädchen würde das nicht gefallen. Vielleicht Irene Howard? Nein, lieber nicht, sie war doch nicht so beliebt, wie sie es eigentlich verdient hätte. Marjorie Drew? Nein, Marjorie hatte nicht genug Durchsetzungsvermögen. Die neigte viel zu sehr dazu, den anderen nach dem Mund zu reden. Betty Mead? Die war ruhig, tüchtig und taktvoll. Ja, Betty, die war genau die Richtige! Und Una Meredith sollte die Schatzmeisterin sein. Und falls sie sie sehr darum bitten würden, könnte sie, Rilla, die Sekretärin machen. Die verschiedenen Komitees konnten natürlich erst gewählt werden, wenn sich alle Mitglieder des Roten Kreuzes zusammengefunden hatten, aber Rilla wusste jetzt schon, wer für was zuständig sein sollte. Sie würden sich am besten reihum treffen. Ohne Essen, auch wenn sie damit
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