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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Decke. Hin und wieder hat er auch Recht damit. Bruce Meredith trauert den Babys nach, die ertrunken sind. Neulich hat er anscheinend um etwas ganz Besonderes gebetet. Er hat es nicht bekommen und war äußerst übler Laune deswegen. Als er aber dann von der Lusitania hörte, da hat er zu seiner Mutter gesagt, jetzt würde er verstehen, warum Gott sein Gebet nicht erhört hat. Er wäre zu sehr damit beschäftigt gewesen, auf die Seelen von all den Leuten Acht zu geben, die mit dem Schiff untergegangen sind. Dieses Kind ist mit seinem Kopf seinem Körper um hundert Jahre voraus, liebe Frau Doktor. Das mit der Lusitania ist jedenfalls furchtbar, egal, wie man es sieht. Aber Woodrow Wilson wird ja einen Bericht darüber schreiben, also wozu sich Sorgen machen? Ein feiner Präsident, wirklich!« Susan ließ zornig die Töpfe klirren, in der Küche konnte Susan so richtig ihre Wut an Präsident Wilson auslassen.
    Eines Abends schneite Mary Vance herein, um die Ingleside-Bewohner davon zu informieren, dass sie Miller Douglas nun doch keine Steine mehr in den Weg legen wollte.
    »Die Sache mit der Lusitania war zu viel für mich«, schimpfte sie. »Wenn der Kaiser so weit geht und unschuldige Babys ertränkt, dann ist es höchste Zeit, dass ihm mal jemand die Leviten liest. Dagegen muss man ankämpfen bis zum bitteren Ende. Das ist mir langsam aber sicher klar geworden und jetzt bin ich dabei. Ich bin also hin zu Miller und hab ihm gesagt, von mir aus kann er gehen. Die alte Kitty Alec hat aber immer noch kein Einsehen. Da könnten sämtliche Schiffe der Welt versenkt werden und alle Babys ertrinken, Kitty würde nicht mit der W'imper zucken. Aber ich rede mir einfach ein, dass ich es war, die Miller die ganze Zeit zurückgehalten hat und nicht die liebe Kitty. Möglich, dass ich mich getäuscht habe, wir werden ja sehen.«
    Und ob sie es sahen! Am nächsten Sonntag marschierte Miller Douglas an Mary Vances Seite zur Kirche - in Uniform. Und Mary war so stolz auf ihn, dass ihre hellen Augen richtig blitzten. Joe Milgrave, der ganz hinten unter der Empore saß, schaute erst zu Miller und Mary hinüber und dann zu Miranda Pryor, wobei er so herzhaft seufzte, dass jeder im Umkreis von drei Bankreihen es hören konnte und genau wusste, warum er so seufzte. Walter Blythe allerdings seufzte nicht. Doch als Rilla besorgt zu ihm hinsah, brach sein Blick ihr fast das Herz. Dieser Blick verfolgte sie die ganze Woche lang und nagte an ihrer Seele und das bevorstehende Rotkreuz-Konzert mitsamt dem damit verbundenen Ärger machte alles nur noch schlimmer. Immerhin war die Erkältung der Reeses nicht in einen Keuchhusten ausgeartet, sodass diese Aufregung sich wieder legte. Dafür gab es andere Unklarheiten. Und ausgerechnet einen Tag vor dem Konzert kam ein Brief von Mrs Channing, in dem sie ihr Bedauern darüber äußerte, dass sie nun doch nicht singen könne. Ihr Sohn, der mit seinem Regiment in Kingsport sei, hätte eine Lungenentzündung, und sie müsse sofort zu ihm fahren.
    Die Mitglieder des Konzerts sahen sich fassungslos an. Was jetzt?
    »Das hat man nun davon, dass man sich auf Auswärtige verlässt«, schimpfte Olive Kirk.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Rilla entmutigt. »Wir haben das Konzert schließlich schon überall angekündigt. Die Leute werden in Scharen kommen, eine große Gesellschaft kommt sogar extra aus der Stadt. Wir waren ohnehin schon knapp mit Musikeinlagen. Wir müssen jemanden auftreiben, der an Mrs Channings Stelle singt.«
    »Wie willst du denn so schnell noch jemanden finden?«, fragte Olive. »Irene Howard käme vielleicht in Frage. Aber ob sie dazu bereit ist, nachdem sie von unserem Verein so beleidigt worden ist?«
    »Wieso sollten wir sie beleidigt haben?«, fragte Rilla von oben herab.
    Olive ließ sich nicht einschüchtern. »Du hast sie beleidigt«, sagte sie spitz. »Irene hat mir alles erzählt. Sie war untröstlich, im wahrsten Sinne des Wortes. Du hast zu ihr gesagt, sie soll dich ja nie wieder ansprechen. Dabei hat Irene nicht die leiseste Ahnung, was sie gesagt oder getan haben könnte, dass du sie so behandelst. Das war der Grund, warum sie nie wieder an unseren Versammlungen teilgenommen, sondern sich stattdessen dem Roten Kreuz in Lowbridge angeschlossen hat. Ich kann ihr da nicht die geringsten Vorwürfe machen, und was mich betrifft, werde ich nicht hingehen und sie fragen, ob sie sich gnädigst bereit erklärt, uns aus der Patsche zu helfen.«
    »Meinst du vielleicht, ich

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