Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
als die Berührung unserer Füße hatte ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nicht erfahren. Als ich ihn nun direkt anschauen wollte, war sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Flüssiger Honig in den Augen, leicht gebräunte Haut und ein Mund, so unbeschreiblich sexy. Er zog einen Mundwinkel jungenhaft nach oben und grinste mich kess an. Es war unmöglich, mich von diesem Blick zu lösen. Nun kam er mit seinen Lippen wie in Zeitlupe näher und setzte an, mich zu küssen. Für den Bruchteil einer Sekunde hätte auch ich mich fast hinreißen lassen, aber kurz bevor unsere Lippen sich berührten, sprang ich hektisch auf.
„Ich juss metzt gehen!“, stotterte ich, während ich wild mit den Armen ruderte, um nicht hinzufallen. „Äh, ich meine, ich muss jetzt gehen“, stammelte ich und handelte mir das nächste Grinsen von Paul ein.
„Ich bin noch verabredet, äh mit meiner Steffi, äh... ich meine mit meiner Freundin“, druckste ich weiter.“ Paul nahm ein weiteres Mal zielsicher meine Hand, um mich zu stützen und mir aus dem Fußbad zu helfen. Endlich bekam ich wieder festen Boden unter den Füßen. Aufgeregt riss ich mich fast von ihm los.
„Danke Paul“, konnte ich noch herausbringen, bevor ich fluchtartig die Therme verließ. Paul rief mir noch irgendetwas hinterher. „Viel Spaß mit deiner Steffi“, oder so ähnlich. Ich spürte immer noch unseren Beinahe-Kuss auf meinen Lippen und war zumindest hin und weg. Wenn das Steffi wüsste oder Thea, die beiden würden im Freudentaumel mindestens so schwachsinnig tanzen wie auf der letzten Love-Parade, zu der sie mich damals mitgeschleppt hatten.
Erleichtert und zutiefst verwirrt erreichte ich die Umkleidekabinen. Ich setzte mich für einen Moment auf die Bank vor den Duschen und versuchte, das, was eben passiert war, einzuordnen. War es wahr? Hatte Paul gerade versucht, mich zu küssen? Oder hatte ich mir das nur eingebildet? War das vielleicht nur eine Art Wunschdenken gewesen? Oh Gott. Ich schlug nach meiner Mutter! Nach einiger Zeit und auch, weil ich nun nicht mehr allein war, machte ich mich nun fertig. Ich duschte mir abermals die Anspannung vom Fell, zog mich endlich an und verließ das Plaza, nicht ohne unentwegt an Paul zu denken. Paul, seine samtweiche Haut, seine Lippen, sein Lächeln, unsere Füße! Er war so unwiderstehlich. Aber was wusste ich denn über ihn? Zugegeben, er sah gut aus. Er war Personal-Trainier. Er hatte eine Tochter. War er verheiratet? Genau das galt es herauszufinden. Sein Kleinjungencharme hatte es in sich, sicher. Aber so leicht würde er mich nicht aus der Reserve locken. Und wenn er verheiratet war, würde ich mich sowieso nicht auf ihn einlassen. Von Fremdgängern hatte ich die Nase voll. Für einen Moment überlegte ich, ob ich je so für Peter empfunden hatte und kam augenblicklich zu dem Schluss, dass Paul in einer gänzlich anderen Liga spielte. Warum ich das wusste? Keine Ahnung. Er strahlte Sicherheit aus, aber meine Antennen waren dennoch auf Flucht ausgerichtet. Außerdem ertönten in meinem Hinterkopf weiterhin sämtliche Alarmglocken sowie ein großes Banner mit der Aufschrift: „Verheiratet!“
Es kam, wie es kommen musste. Heute war der Tag, an dem ich mich dem Date mit Lutz stellen musste. Angesichts der jüngsten Geschehnisse mit Paul, die ich selbst noch nicht einzuordnen wusste, sah ich weder Sinn noch Zweck in einer Verabredung mit der Hakennase. Einerseits wollte ich mich nicht im Vornherein schon verrückt machen, andererseits wusste ich gar nicht, wie ich das Date mit Lutz hinter mich bringen sollte. Meine Gedanken adlerten sowieso ständig um Paul und unseren Beinahe-Kuss. Und worüber sollte ich mich nur mit Lutz unterhalten? Über Schwimmbäder? Über meine Mutter? Ich hatte keine Ahnung und auch wenig Lust, mir darüber meinen Kopf zu zerbrechen. Ich musste den Abend wohl oder übel auf mich zukommen lassen.
Erst einmal musste ich den Arbeitstag hinter mich bringen, dann würde sich der Rest schon fügen. Nun stand ich vor der Praxis und wollte gerade die Tür aufschließen, als ich aus weiter Ferne das Rufen meines Namens vernahm. „Paula, Paula!“, rief eine Kinderstimme. Ich blickte mich um und erspähte Annika. Sie fuchtelte wild winkend mit ihrem Gipsarm, um so auf sich aufmerksam zu machen. Leider entdeckte ich nicht nur Annika, sie hatte noch eine weitere Person dabei, und zwar an ihrer gesunden Hand. Oh Gott, jetzt haben wir den Salat. Das war ganz
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