Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
selbst eingestand).
Resigniert kramte ich mein Handy hervor und wählte enthusiastisch Pauls Telefonnummer. Nach dem ersten Klingeln legte ich panisch wieder auf. Was tat ich denn bloß? Ich legte das Handy auf meinen Nachttisch. Was, wenn die Wohnung schon vergeben war? Zu verlockend war die Vorstellung, für immer in Pauls Nähe zu sein und zu schmerzhaft der Gedanke, dass ich die zweite Geige in seinem Leben spielen sollte, wenn überhaupt.
Mein Telefon klingelte.
„Unbekannt.“ Mal wieder.
„Hallo, Paula Prügel“, meldete ich mich.
„Ach Paula, du bist es“, kam es vom anderen Ende. Ich erkannte Pauls Stimme. „Hast du mich eben angerufen? Ich habe deine Nummer auf meinem Display.“ Schuldbewusst zog ich den Kopf ein. Ich blöde Kuh. Das war eines der Wunder der Neuzeit, mit denen ich gerade gar nicht gerechnet hatte. Früher machten Steffi und ich ständig Telefonstreiche und keiner wusste, wer am anderen Ende kicherte. Verdammt!
„Hallo Paul, ja entschuldige bitte“, stammelte ich, während ich überlegte, wie ich aus der Sache wieder raus kam.
„Darf ich fragen, was du von mir wolltest oder ist das ein Geheimnis?“ Ich kniff die Augen zusammen, damit mir schnell etwas einfiel. Nicht eine einzige Idee schoss in meine Synapsen.
„Ja klar, darfst du fragen“, resignierte ich. Ich ärgerte mich über meine eigene Blödheit. Andererseits fiel mir jetzt nichts Besseres ein, als mit der Wahrheit herauszurücken.
„Also ich habe angerufen, weil ich mir überlegt habe, dein Angebot, eure Wohnung betreffend, eventuell anzunehmen.“ Angespannt biss ich mir auf die Unterlippe. Jetzt bekam ich bestimmt eine Abfuhr. Und zwar mit Recht. Wer so ein Angebot beim ersten Mal ausschlug, durfte nicht damit rechnen, eine zweite Chance zu bekommen.
„Das heißt, du würdest dir die Wohnung nun doch gerne ansehen? Dann hat es wohl mit der anderen Wohnung nicht geklappt, oder?“ Für meinen Geschmack weidete er sich eine Idee zu sehr an der Tatsache, dass er sich eindeutig in der vorteilhafteren Position befand.
„Richtig“, bemerkte ich, „die Wohnung hat ein Sprengstoffexperte bekommen mit wahrscheinlich höheren Gehaltsnachweisen.... Das heißt, ich habe so was läuten hören“, räusperte ich mich, „ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht“, redete ich mich um Kopf und Kragen.
„Aha, wie interessant, ein Sprengstoffexperte also...“ Paul atmete hörbar ein. Und wenn mich nicht alles täuschte, vernahm ich ein leises Lachen.
„Ist denn eure Wohnung überhaupt noch zu haben oder habt ihr sie schon anderweitig vergeben?“, hakte ich nun gereizt nach.
„Nein, nein, die Wohnung ist noch nicht besetzt. Heute waren zwar zwei Interessenten da, aber...“, Paul machte eine bedeutungswichtige Pause und atmete ein weiteres Mal hörbar tief ein, „die Leute waren nicht annähernd so nett wie du, Paula.“ Verlegen kaute ich weiter auf meiner Unterlippe.
„Wann könnte ich mir die Wohnung denn mal ansehen?“ Ich merkte, dass meine Hand, die das Telefon umklammert hielt, vor Aufregung zitterte, aber über die Tatsache, dass die Wohnung noch frei war, war ich erleichtert. „Wann hast du denn Zeit?“ Am liebsten hätte ich mit „Jetzt sofort!“ geantwortet, aber ich wollte auch nicht einen gänzlich verzweifelten Eindruck hinterlassen.
„Vielleicht morgen nach der Arbeit?“, versuchte ich gleichgültig zu klingen und hielt nun gespannt die Luft an.
„Klar, wieso nicht? Komm einfach nach deinem Feierabend vorbei, ich bin ab 18:00 Uhr zu Hause“, entgegnete Paul. „Klingle einfach bei Gabriel, okay?“
„Ja, vielen Dank Paul, mach ich. Tschüss, bis morgen dann.“
„Tschüss Paula, ich freu mich auf dich“, entgegnete er noch, bevor ich auflegte.
„Tschacka!“, johlte ich laut und freute mich wahnsinnig, dass die Wohnung noch nicht vergeben war. Und noch mehr freute ich mich, dass ich Paul morgen wieder sehen würde. Ein sinnloser Hoffnungsschimmer durchfuhr mich und ich versuchte, mich wieder zu beruhigen. Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer zu meinen Eltern, die sich gerade Günter Jauchs „Wer wird Millionär“ anschauten und fleißig falsche Antworten gegen den Fernseher schmetterten. Ich kuschelte mich an meine Mutter und während sie mir wie einer Katze den Nacken kraulte, sagte ich ihr, dass ich morgen eine Wohnungsbesichtigung hätte und dass ich vorhätte, wieder ein Spießer zu werden. Mein Vater drehte sich verdutzt zu mir um und sagte: „Na, das wird aber auch
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