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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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Zeit.“

Kapitel 18

    Endlich „Morgen“, Tag der Wohnungsbesichtigung mit und vor allem bei Paul, dem Verheirateten - rief ich mir ins Gedächtnis. Nachdem ich meinen Morgenlauf hinter mich gebracht und geduscht hatte, saß ich nun auf der Bettkante und überlegte, was ich wohl anziehen sollte. Lieber lässige Jeans oder mal ein spießiges Röckchen? Unentschlossen ging ich ins Badezimmer, föhnte meine widerspenstigen roten Locken einigermaßen in Form und band sie zu einem lockeren Zopf. Ich schminkte mich dezent und entschied mich für einen schwarzen Kaschmirpullover und einen Jeansrock, dazu schwarze Strumpfhosen. Die ebenfalls schwarzen Lederstiefel rundeten das Bild ab. Das war weder under-, noch overdressed. Als ich in die Küche kam, guckte mein Vater erst über seine Zeitung, dann über seine Brille.
    „Wo willst du denn hin in diesem Aufzug. Doch nicht etwa zur Arbeit? Oder hast du das Gewerbe gewechselt?“ Ich seufzte. Das war original mein Vater. Würde es nach ihm gehen, würde ich immer noch im Strampler und in Windeln durch die Küche krabbeln und den ganzen Tag Bauklötzer aufeinander stapeln. Dass seine Töchter erwachsen geworden waren, verkraftete er nur mäßig, was mir gerade in diesem Augenblick wieder bewusst wurde. Ich schwieg. Meine Mutter hingegen war ganz aus dem Häuschen, als sie die Küche betrat.
    „Na endlich machst du mal wieder was aus dir“, brach es aus ihr heraus. Mein Vater schüttelte nur noch den Kopf und widmete sich seiner Morgenlektüre, während ich eine Tasse Kaffee und einen halben Toast runter würgte. Mehr ließ mein Körper nicht zu. Während ich nervös vor mich hinstarrte, lief die ganze Zeit die bevorstehende Wohnungsbesichtigung vor meinem geistigen Auge ab. Immer wieder endete sie so, dass ich mich mit Paul in einem Himmelbett wälzte, nachdem er mir vorher natürlich seine unendliche Liebe gestand. Allmählich genervt von meinem eigenen Gedankengut machte ich mich auf den Weg zur Arbeit.
    Nachdem ich alle Computer hochgefahren, Tee und Kaffee aufgesetzt hatte, blickte ich für einen kurzen Moment aus dem Fenster, um nachzuschauen, ob die Chefs schon im Anmarsch waren. Von meinen Vorgesetzten sah ich noch nicht die Spur, allerdings erblickte ich Paul und Annika, wie sie gerade die Tür zur Kita öffneten. Kurz bevor Paul hinein ging, drehte er sich um und blickte unvermittelt zu mir nach oben. Ertappt! Ich erschrak dermaßen, dass ich blitzschnell zurück wich und mich hinter der Fensterlaibung mit dem Rücken an die Wand drückte. Mein Herz schlug bis zum Hals. Oh mein Gott! Wie peinlich. Das hatte er doch bestimmt gesehen. Meine Güte, war das albern. Ich räusperte mich, zog meinen Rock straff und trat wieder ans Fenster. Paul stand immer noch da und fing nun an, den Kopf zu schütteln, aber auch zu lächeln. Ich winkte schüchtern und Paul grüßte, in dem er mit zwei Fingern an eine imaginäre Kopfbedeckung tippte. Dann betrat er mit seiner Tochter die Kita. Ich hoffte, dass er auf die Entfernung nicht sehen konnte, wie rot ich geworden war. Ich ärgerte mich entsetzlich über meine eigene Blödheit und rief mich in Gedanken zur Ordnung!
    Der Tag verging sehr zäh, wie immer, wenn man auf etwas wartete oder wenn etwas im Ungewissen lag. Möge er nun ein gutes oder schlechtes Ende nehmen, ich war den ganzen Tag nervös und mit meinem Kopf überhaupt nicht bei der Arbeit. Bis zur Mittagspause hatte ich meiner Chefin zwei Mal falsche Krankenakten vorgelegt, was zuerst zur Folge hatte, dass Frau Doktor Heller Herrn Meyer mit einem Holzsplitter im Zeigefinger, befahl, seine Hosen herunter zu lassen. „Also nun stellen Sie sich mal nicht so an!“, sagte sie wenig zimperlich über ihre Brille hinweg, als der Herr Meyer aufbegehrte und ängstlich an seiner Hose festhielt. „Hopp! Hopp! Jetzt aber runter mit der Bux!“ forderte sie ihn auf, als wäre sie die Hauptprotagonistin bei ihrem eigenen Junggesellinnenabschied. Ich hoffe, sie bekommt keine Anzeige wegen Nötigung oder - noch wahrscheinlicher - sexueller Belästigung. Dem zweiten Patienten, unserem achtzigjährigen Herrn Müller, verschrieb sie wegen seiner Prostatavergrößerung Augentropfen. Da war der Herr Müller aber sehr überrascht, was die Medizin heutzutage nicht alles offen hielt. Augentropfen gegen Prostatabeschwerden - alle Achtung (!) - hob er anerkennend seinen Zeigefinger in die Luft und machte einen erstaunten Gesichtsausdruck. Ich guckte auch erstaunt, und zwar als ich mitbekam,

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