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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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schönen Augenblicke mit Élise? Ja, ich hätte eine Liste unserer bezauberndsten Abende und gemütlichsten Spaziergänge machen können, im Geiste die Anthologie unseres Glücks schreiben. Manchmal war ich ihr hinterhergerannt, weil ich sie fangen wollte, manchmal hatte ich stundenlang im Bett auf sie gewartet und dann wieder neben ihr im Kino gesessen. Unsere Liebe hatte viele Stellungen gekannt. Seltsamerweise gelang es mir nicht, einzelne Momente festzuhalten. Ich ließ unsere Vergangenheit an mir vorüberziehen, so wie man seinen Blick über einen Horizont schweifen lässt, und war nicht in der Lage, irgendeinen Punkt zu fixieren. Ich verlor mich in einer Fülle von Worten und Taten, nicht einmal die eigenen Liebeserklärungen wollten mir wieder einfallen. Sie lag neben mir, und ich hatte Lust, sie aufzuwecken. Ich hatte Lust, ihr zu sagen, dass sie die Frau meines Lebens war und dass ich sie brauchen würde bis zu meinem letzten Atemzug. Aber ich weckte sie nicht. Ich tat nichts. Sie schlief so friedlich im Schatten meiner Alpträume.
    Die Künstler waren abgehakt. Ich dachte nun an Leute, denen ihre Krankheit einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Keine Ahnung, wie mir ausgerechnet der Fernsehmoderator Patrick Roy * in den Sinn kam. Manche Ereignisse, die vom Rest der Welt schnell wieder vergessen sind, prägen sich einem für immer ein. Der Tod von PatrickRoy war etwas ganz Unerwartetes, er kam so plötzlich. Ich erinnerte mich an ein Interview mit seinen Eltern, die meinten, die Krankheit habe sich als Erstes in Form von Rückenschmerzen bemerkbar gemacht. Rate- und Quizshows hatte ich immer gern gesehen. Mit meinen Kindern schaute ich meistens
Wer wird Millionär?
Patrick Roy war Anfang der 1990er Jahre der aufsteigende Stern am Himmel des Fernsehsenders TF1 gewesen. Er war flott, witzig und charmant, die Art von Moderator, mit der man gern auch mal essen gegangen wäre. Ein netter Kerl eben, der aber auch ständig einen Funken Ironie im Blick hatte. Menschen, die überall so gut ankommen, sind etwas ganz Seltenes. Es gab damals noch nicht so viele Fernsehsender, und TF1 erreichte regelmäßig Zuschauerzahlen von über 15 Millionen. So stieg Patrick Roy schnell zu einem riesigen Star auf. Ich weiß nicht, wie er überhaupt zum Fernsehen gekommen war, ich glaube, er war zuvor bei Radio Monte Carlo gewesen. Seine Popularität verdankte er vor allem der Gameshow
Familienduell
, wo zwei Familien gegeneinander antraten, die die häufigsten Antworten finden mussten auf Fragen, die man zuvor hundert anderen Personen gestellt hatte. Es ging darum zu erraten, was die Leute dachten. Es gab lustige Antworten und Verwechslungen, manche Familien schrien sich gegenseitig an und andere wurden hysterisch, wenn sie gewonnen hatten.
Familienduell
war nicht meine Lieblingsshow, ich mochte es lieber, wenn in den Sendungen einfach nur Fragen gestellt wurden, aber ich schaltete immer ein, vor allem wegen Patrick Roy. Ich fand ihn angenehm. Doch auf einmal wurde er abgelöst von Philippe Risoli. Philippe Risoli hatte damalseigentlich eine andere Spielshow,
Le Millionnaire
, wo die Kandidaten an einem Rad drehten und dabei eine Million gewinnen konnten. Ein Publikum feuerte sie an und brüllte immerzu: «Le million! Le million!» Wenn man dann nur 100.000 Francs gewann, war man natürlich enttäuscht, musste aber sagen: «Das ist trotzdem ein hübsches Sümmchen …» Risoli war klasse. Er wirkte irgendwie volksnah, aber auch ein bisschen rockig (er kam von Canal+, wo er eine andere Sendung moderiert hatte, die es leider nicht mehr gibt:
Starquiz).
Lange Rede, kurzer Sinn: Er war nun bei
Familienduell
am Ruder. Bestimmt hatte es intern Probleme gegeben. Die irrwitzigsten Gerüchte machten die Runde. Und dann kam eines Tages die Wahrheit ans Licht. Patrick Roy war schwer krank, hieß es. Einige Monate später war er tot.
    Ich erinnerte mich an seine Beerdigung. Andere bekannte Gesichter von TF1 (Jean-Pierre Foucault und Christian Morin) trugen den Sarg. Patrick Roys Tod löste eine tiefe Trauer aus. Ein paar Tage redete man von nichts anderem. Man wollte alles in Erfahrung bringen über das grausame Schicksal. Seine letzte Freundin wurde interviewt, das heißt, ich glaube zumindest, dass sie interviewt wurde, das ist doch alles ganz schön lange her. Sicher bin ich mir allerdings, dass ich seine Eltern im Fernsehen gesehen habe, die kurze Zeit später sogar ein Buch über ihren Sohn herausbrachten. Ich sah in dieser Nacht,

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