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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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nun mal der Lauf der Dinge: Ich schrie seinen Namen, und er kam zurück in mein Büro, verdutzt über meine Dreistigkeit. Doch im Grunde war er sicherlich entzückt, da doch noch eine zweite Runde eingeläutet wurde.
    «Redest du mit mir? In diesem Ton?»
    «Ja.»
    «Wenn du das nächste Mal was von mir willst, rufst du meine Sekretärin an. Und wenn du noch mal so herumschreist, leite ich ein Disziplinarverfahren gegen dich ein.»
    «Okay, Chef.»
    «Also, was willst du von mir?»
    «Ich muss mit dir reden, wegen des Parkplatzes.»
    «Welcher Parkplatz?»
    «Na ja … der Parkplatz … im Val-d’Oise. Also ich war jetzt mal dort …»
    «Du warst? … Nein, du machst Witze, oder? Du bist doch nicht wirklich dahingefahren?»
    «Na ja … doch …»
    «Oje, das ist echt der beste, den ich seit Langem gehört hab. Was bist du nur für ein armer Irrer. Was für ein armer Irrer!»
    Er brach in schallendes Gelächter aus, sein Kopf wurde so rot, dass man fürchten musste, er könnte gleich platzen.
    «Aber ich hab das doch bloß so aus Scheiß gesagt!»
    «…»
    «Die haben uns angeschrieben … von wegen, es sei ihr Traum, mit uns zusammenzuarbeiten … und ich hab dir das gezeigt, weil ich mich drüber lustig machen wollte … ich hätte echt nicht gedacht, dass du hinfahren würdest … also, du erstaunst mich wirklich immer mehr …»
    «…»
    «Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass so ein Scheiß-Kaff unsere Honorare zahlen kann? Ha! Denen sind wahrscheinlich die Augen aus dem Kopf gefallen, wie sie dich da haben aufkreuzen sehen.»
    «…»
    «Ich hab mir schon gedacht, dass du ein Irrer bist, aber so irr nun auch wieder nicht. Da kann ich mich ja nur dazu beglückwünschen, dass ich dich bei den Japanern so auflaufen lassen hab …»
    Immer weiter lachend spazierte er davon. Seine Schritte entfernten sich, doch sein Lachen dröhnte weiter in meinen Ohren. Ich fürchtete, wenn ich jetzt nichts unternahm, würde ich dieses Lachen für den Rest meines Lebens hören, wie einen unentwegten Tinnitus, der mich an meine Ohnmacht gemahnte. Auf einmal hörte mein Denken auf, sichgegen den Instinkt meines Körpers zu wehren. Die Wut, die in mir brodelte und bisher von meiner sozialen Ader zurückgehalten worden war, stand kurz vor dem Ausbruch. Er war zu weit gegangen. Ich stand in aller Ruhe auf und setzte mich langsam in Bewegung, um dann plötzlich zu beschleunigen. Mit wenigen Schritten hatte ich ihn eingeholt. Ich packte ihn am Kragen, und er verlor sofort das Gleichgewicht. Er fiel tatsächlich hin, und als er am Boden lag, schrie er mich aus vollem Hals an: «Du hast sie wohl nicht mehr alle!» Weiter kam er gar nicht, ich trat ihm nämlich mit aller Macht mit dem Fuß gegen den Kiefer. Ich glaube, ich schlug ihm einen Zahn aus, aber ich bin mir nicht sicher. Der erste Schlag hatte gesessen, und ich hätte es dabei bewenden lassen können. Aber ich hatte noch nicht genug. Meine Wut war noch nicht gestillt. Ich ging in die Knie und packte ihn erneut am Kragen, weil ich ihn wieder aufrichten wollte. Doch er stieß mich heftig zurück, offensichtlich war er noch nicht ganz k. o. Also holte ich noch mal aus und gab ihm mit der Faust eins auf die Nase. Im Gegensatz zu dem Zahn, bei dem ich, wie gesagt, nicht beschwören kann, dass da einer fehlte, darf ich hinsichtlich der Nase versichern: Sie war gebrochen. Er jaulte vor Schmerz, Blut lief ihm über das Gesicht und über den Hals. Gern hätte ich ihn noch weiter massakriert, doch zwei Kollegen stürmten herbei, um mich zurückzuhalten. Sie ergriffen mich an den Armen und an der Hüfte und zerrten mich weg. Gaillard lag blutüberströmt am Boden und winselte. Die übrige Belegschaft eilte herbei. Jemand hätte ihm helfen können, doch alle standen nur herum und staunten.

8
    Intensität der Schmerzen: 1

Gemütslage: erleichtert

9
    Während ich gemütlich zurück in mein Büro schlenderte, kam ich langsam wieder zur Besinnung. In meinem Wutanfall hatte ein anderer für mich gesprochen, derjenige, welcher aus Gaillards Unverschämtheiten die Summe gebildet und sie alle zusammengezählt hatte. Ich zog die Tür hinter mir zu und setzte mich auf meinen Stuhl. Mir fiel sofort auf: Die Rückenschmerzen waren fort. Das war das erste Mal seit zehn Tagen, dass sie wirklich vollständig weg waren. Ein Wunder. Als wir in der Bretagne gewesen waren, waren sie merklich zurückgegangen, hatten sich einen kurzen Urlaub gegönnt, aber jetzt war wirklich überhaupt nichts mehr zu

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