Zum Glück Pauline - Roman
Job verloren. Das heißt, wir müssen drüber reden … Das wird jetzt vielleicht ein bisschen kritisch mit dem Haus …»
«Ach ja, ich muss dir auch was sagen. Als mein Vater letztes Jahr so krank war, hat er mir einen Scheck gegeben …»
«…»
«Den ich nie eingelöst hab. Aber mit dem Geld können wir den Kredit zurückzahlen. Und ich kann dir auch ein bisschen unter die Arme greifen, wenn du was brauchst. Mach dir keine Sorgen …»
«…»
Ich wunderte mich, dass Élise mir gar keine weiteren Fragen stellte, wie es kam, dass ich keinen Job mehr hatte. Vielleicht war es auch einfach nicht der richtige Moment. Noch ein Problem. Aber seltsam, wie sich ein anderes in Luft auflöste. Ihr Vater würde für unsere Schulden aufkommen. In gewissem Sinne kaufte er mit seinem Geld seine Tochter von mir frei. Aber ich wollte die Dinge nicht unnötig verkomplizieren. Ich musste die Situation so akzeptieren, wie sie war. Ich hätte darauf bestehen können, weiterhin meine halben Monatsraten abzubezahlen, aber andererseits war ja sie diejenige, die in dem Haus wohnen würde. Und außerdem musstenwir jetzt noch ein anderes, ungleich wichtigeres Thema anschneiden:
«Und die Kinder?»
«Alice und Paul sind schon groß. Sie werden das schon verstehen. Das Wichtigste für sie ist, dass es ihren Eltern gut geht.»
«Und geht’s uns gut?»
«Ich weiß nicht, aber wir werden uns anstrengen, dass es uns besser geht», sagte sie leise.
«…»
«…»
«Ja …»
«Und dein Rücken, wie geht’s ihm?»
«Besser, danke.»
«Das hab ich mir schon gedacht. Dein Kreuz war ich. Die Trennung wird den Knoten in dir zum Platzen bringen.»
«Sag so was nicht.»
«War nur Spaß. Können wir noch zusammen lachen?»
Ja, wir konnten. Und wir konnten auch noch zärtlich miteinander umgehen. Nachdem wir das Lokal verlassen hatten, hielten wir uns lange in den Armen. Das tat gut, und das tat auch weh. Schließlich ging Élise davon. Ich blieb stehen und schaute ihr nach, bis sie nur noch ein kleiner Punkt in der Nacht war. Ich hatte ein etwas flaues Gefühl im Magen. Innerhalb eines Tages hatte sich der Wind komplett gedreht. Ich hatte keine Frau mehr, ich war meinen Job los, aber ich hatte immer noch Rückenschmerzen.
* Anmerkung des Übersetzers: Das französische Wort für Anwalt (avocat) hat noch eine weitere Bedeutung: Avocado.
DRITTER TEIL
1
Als ich wieder aufwachte, blickte ich mit Entsetzen auf mein neues Leben. Ich fragte mich, warum das Gespräch mit Élise so ruhig und leidenschaftslos verlaufen war. Jemand musste diskret unsere Gefühle eingeschläfert haben. Die Zukunft spielte in von Ungewissheiten und Unwägbarkeiten durchdrungenen Sphären. Meine Rückenschmerzen, so schien es mir im Nachhinein, hatten bestimmt ihren Teil zu meinem phlegmatischen Gebaren beigetragen. Wenn der Körper ununterbrochen Schmerzsignale sendet, kann man kein normales Verhalten an den Tag legen. Dem Rat der Magnetfeldtherapeutin folgend, hatte ich heute einen Termin bei einem Psychoanalytiker, bei dem Psychoanalytiker, der mich bereits in meiner Eigenschaft als prügelnder Angestellter kennengelernt hatte. Ich wusste nicht, ob es übermäßig sinnvoll war, sich der Analyse ausgerechnet bei jemandem zu unterziehen, der sich schon ein solches Bild von mir geformt hatte. Aber gut, ich wollte das Beste hoffen. Vielleicht lag das Rezept, das ich so dringend benötigte, ja auf dem Grund meiner Seele. Und wenn es dort lag, war es hoffentlich auf Französisch.
Er begrüßte mich mit einem breiten Lächeln, als ich das Sprechzimmer betrat. Dass ich Gaillard so übel mitgespielthatte, schien ihn nicht weiter zu beeinträchtigen. Er sah darin wohl weniger den Ausbruch von blindem Hass als eine durchaus menschliche Reaktion auf eine Situation, die zunehmend unerträglich geworden war. *
«Es hat mich ein bisschen überrascht, dass Sie einen Termin bei mir haben wollten», begann er.
«Tatsächlich?»
«Ja. Normalerweise schreien Leute, die zu mir geschickt werden, weil sie entlassen werden, nicht unbedingt Zugabe.»
«So hab ich das nicht gesehen. Man hat mir geraten, zur Psychoanalyse zu gehen, und in dem Augenblick sind Sie in mein Leben getreten.»
«Wer hat Ihnen das geraten?»
«Eine Magnetfeldtherapeutin.»
«Aha … und wieso?»
«Weil ich Rückenprobleme habe.»
«…»
«…»
«Vielleicht legen Sie sich am besten mal hin», verkündete er feierlich und bemühte sich, seine Verwunderung im Zaum zu
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