Zum Heiraten verfuehrt
besiegen musste.
„Er kommt!“
Freddies aufgeregter Ausruf beendete ihre Grübeleien. Beide Jungen sausten zur Haustür und rissen sie auf. Als Sander aus dem Auto stieg, hüpften sie vor Freude.
Trotz seiner lässigen Kleidung – beige Chinos, schwarzes Polohemd und dunkelbraune Lederjacke – strahlte er eine Autorität und natürliche Sinnlichkeit aus, die bei seinen Geschlechtsgenossen gewiss nicht nur Bewunderung, sondern auch Neid hervorrief, während Frauen sich magnetisch davon angezogen fühlten, wie Ruby leider nur allzu gut wusste.
Ein Schauer durchlief sie, der sich fast anfühlte wie eine höhnische Liebkosung. Als sie spürte, dass ihre Knospen hart wurden, schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. Nicht wegen Sander, wie sie sich selbst versicherte. Nein, durch die geöffnete Tür kam ein eisiger Windstoß herein.
Sanders nachdenklicher Blick streifte Ruby und blieb für einen Moment auf ihren halb von ihren Armen verdeckten Brüsten liegen. Schlagartig wurde er von Begehren erfasst.
Während der letzten beiden Wochen hatte er mehr Zeit als ihm lieb war darauf verwendet, sein Verlangen nach ihr zu verdrängen. Es war eine Form von Besessenheit, der er hilflos ausgeliefert zu sein schien.
Er hatte noch nie zugelassen, dass eine Frau in seiner Fantasie so viel Raum einnahm. Einen flüchtigen Augenblick lang erwog er, auf seine innere Stimme zu hören, die ihm riet, sich von ihr fernzuhalten, von ihr und von dem Verlangen, das wie ein Blitz aus heiterem Himmel in ihm explodiert war, als er sie geküsst hatte. So ein Verlangen konnte niemals kontrolliert, es musste gestillt werden. Es verlangte nach Opfern wie ein mythischer Gott.
Und dann sah er, wie die Zwillinge auf ihn zugestürmt kamen, und sein Bedürfnis sich selbst zu schützen löste sich in Luft auf. Ihm schwoll das Herz vor Liebe, während er in die Knie ging und die Arme ausbreitete.
Ruby wurde die Kehle eng. Ein liebender Vater. In seiner Geste drückte sich tiefe innere Verbundenheit mit seinen Söhnen ebenso aus wie der Wunsch sie zu beschützen. In diesem Moment wusste Ruby mit untrüglicher Sicherheit, dass sie sich richtig entschieden hatte. Es gab kein Argument, aber auch wirklich gar keines, das es rechtfertigen könnte, den Zwillingen ihren Vater vorzuenthalten.
Während er sie in seinen Armen hielt, wusste Sander, dass es für ihn auf der Welt nichts Wichtigeres gab als seine Söhne, selbst wenn er ihrer Mutter noch so ablehnend gegenüberstand.
„Mummy sagt, dass wir Daddy zu dir sagen dürfen.“
Das war Freddie. Sander war bisher stets davon ausgegangen, dass er seine Gefühle jederzeit im Griff hatte, aber jetzt drohten sie ihn zu überwältigen.
„Und wollt ihr es denn?“ Er drückte sie noch fester an sich.
„ Jaaa! Lukes Daddy hat Luke ein Fahrrad gekauft.“
Sander erkannte, dass er einem Eignungstest unterzogen wurde. Unwillkürlich warf er Ruby einen fragenden Blick zu.
„Ich habe gehört, dass Luke mit seinem Daddy beim Football war und hinterher waren sie Hamburger essen“, brachte sie mühsam heraus.
Sander schaute auf die Zwillinge. „Also, was die Fahrräder betrifft, kann ich euch nichts versprechen, das hängt ganz davon ab, ob wir die richtige Größe finden, aber Football geht auf jeden Fall klar, und wegen den Hamburgern … nun, ich denke, das lassen wir eure Mutter entscheiden.“
Ruby schwankte zwischen Erleichterung und Groll. Jeder Außenstehende würde davon ausgehen, dass Sander die Zwillinge seit ihrem ersten Lebenstag kannte. Sie selbst hätte die Situation nicht besser meistern können.
„Bist du so weit?“, fragte Sander Ruby in dem höflich distanzierten Ton, in dem er stets mit ihr sprach.
Ruby schaute an sich herunter auf ihre engen Jeans, die sie in die Stiefel gesteckt hatte, dazu trug sie einen langen Pullover. Sander verkehrte normalerweise bestimmt nur mit Frauen, die Designerkleidung und teuren Schmuck trugen. Frauen, die vielleicht Stunden vor dem Spiegel oder im Schönheitssalon verbrachten, um bei ihm Eindruck zu schinden. Sie verspürte einen leichten Stich. Elegante Designerkleider waren ein unerschwinglicher Luxus für sie, aber selbst wenn sie sich welche leisten könnte, wären sie doch viel zu unpraktisch für eine Mutter mit kleinen Kindern.
„Ja, wir sind fertig. Los, ihr beiden, holt eure Mäntel“, forderte sie die Zwillinge auf, bevor sie sich nach dem schon arg mitgenommen wirkenden Koffer bückte, den sie gepackt hatte. Dabei wurde sie von den
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