Zum Heiraten verfuehrt
mir schließlich seinen Erben zu verdanken hat. Zum Glück warst du kein Mädchen, sonst hätte er bestimmt darauf bestanden, dass ich leer ausgehe. Wenn du groß bist, musst du dich immer daran erinnern, dass die Liebe einer Frau proportional zum Wert des Schmuckstücks wächst, das du ihr schenkst. Je teurer ein Geschenk, desto mehr kannst du dafür erwarten.“ Dann hatte sie sich selbst im Spiegel zugelacht, ihre glänzenden, rot geschminkten Lippen zu einem Schmollmund verzogen und ergänzt: „O je, ich fürchte, es war wirklich nicht klug von mir, alle unsere kleinen weiblichen Geheimnisse preiszugeben, findest du nicht?“
Seine schöne, oberflächliche, habgierige Mutter, die aus einem verarmten Adelsgeschlecht stammte und von Sanders Großvater wegen ihrer beeindruckenden Ahnenreihe als Ehefrau für seinen Vater ausgewählt worden war. Trotz ihrer Gefühle zu einem anderen Mann hatte sie nicht gezögert einzuwilligen, seinen Vater zu heiraten, weil sie es satt gehabt hatte, arm zu sein. Als Sander alt genug gewesen war, um zu erkennen, auf welche Weise sein sanfter, gelehrter Vater nicht nur von dessen eigenem Vater, sondern auch von seiner Ehefrau gedemütigt worden war, hatte er sich geschworen, nie zu heiraten.
Was spielte Ruby jetzt wieder für ein Spiel? Warum tat sie so gelangweilt? Was hoffte sie mit diesem Verhalten zu gewinnen? Etwas noch Wertvolleres? Verärgert beugte sich Sander über die Kollektion, entschlossen, den Ring mit dem kleinsten Diamanten auszusuchen. Um sie zu bestrafen. Aber dann wurde sein Blick von einem Ring angezogen, der mit zwei fast identischen, glitzernden Brillanten besetzt war. Ohne lange nachzudenken, streckte Sander die Hand danach aus.
Ruby, die immer noch mit ihrer Übelkeit zu kämpfen hatte, atmete erleichtert auf, als sie sah, dass sich Sander offenbar für einen der Ringe entschieden hatte. Gut so, Hauptsache, diese Schmierenkomödie war endlich vorbei.
„Wir nehmen diesen hier“, verkündete Sander schroffer als nötig, aber seine Sentimentalität irritierte und ärgerte ihn.
Es war der Juwelier, der den Ring an sie weiterreichte, nicht Sander. Ruby nahm ihn mit ausdrucksloser Miene entgegen und schob das kalte Metall pflichtschuldig über ihren Ringfinger. Doch als sie den Ring einen Moment später zum ersten Mal richtig betrachtete, begann ihr Herz höherzuschlagen. Sie schaute auf einen schmalen Goldreif, der besetzt war mit zwei perfekten, nahezu identischen Diamanten, die sich, obwohl leicht voneinander abgesetzt, an einer Stelle berührten – Zwillingsdiamanten wie ihre Zwillingssöhne. Rührung schnürte ihr die Kehle zu. Unwillkürlich suchte ihr Blick den von Sander, obwohl sie befürchtete, dass sich ihre Gefühle in ihren Augen widerspiegeln könnten. Aber in Sanders Augen lag kein Fünkchen Wärme, im Gegenteil. Sein Blick war so hart und eisig, dass Ruby erschauerte.
„Eine ausgezeichnete Wahl“, sagte der Juwelier gerade im Brustton der Zufriedenheit. „Jeder Stein hat zwei Karat und ist von erlesener Qualität. Und natürlich ethisch unbedenklich geschürft, worum Sie ja ausdrücklich gebeten haben“, fügte er an Sander gerichtet hinzu.
Seine Bemerkung überraschte Ruby. Sander war es wichtig, unter welchen Umständen die Diamanten, für die er sein Geld ausgab, geschürft worden waren? Das war eine Überraschung. Aber was bedeutete es? Vielleicht, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatte? Ganz bestimmt nicht. Sie hatte schlicht keine Lust, sich dauernd über Sander den Kopf zu zerbrechen, geschweige denn, ihre Meinung über ihn zu ändern. Und warum nicht? Weil sie Angst hatte, dass sie ihn dann womöglich in einem anderen Licht sehen und sich dadurch noch verletzlicher fühlen könnte? Emotional und sexuell? Wie auch immer, auf jeden Fall durfte es so weit nicht kommen.
Durch ihre wachsende Panik verstärkte sich ihre Übelkeit noch. Deshalb war sie froh, als sich der Juwelier verabschiedete. Endlich hatte sie ihre Ruhe und konnte sich entspannen.
5. KAPITEL
„Sie haben wirklich sehr schönes lockiges Haar, aber wir sollten es vielleicht ein wenig durchstufen, dann fällt es etwas lockerer.“ Das waren die Worte des Friseurs gewesen, als er zum ersten Mal an ihren Platz gekommen war, um ihr Haar in Augenschein zu nehmen. Ruby hatte einfach nur genickt, weil ihr ziemlich egal war, was er mit ihr anstellte. Sie fühlte sich immer noch krank, ihre Kopfschmerzen hatten nicht nachgelassen, und sie wusste aus Erfahrung, dass dieser
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