Zum Heiraten verfuehrt
gar keinen Fall durfte bei ihnen irgendwann der Verdacht aufkommen, dass sich ihre Mutter für sie geopfert hatte. Sie mussten glauben, dass sie glücklich war.
Sie hatte eigentlich vorgehabt, auf direktem Weg in ihre Suite zu gehen, doch als sie bemerkte, wie sie beim Durchqueren der Lobby von den Frauen dort scheußlich eingehend taxiert wurde, änderte sie ihre Richtung und steuerte die Lounge an. Zugegeben, das machte sie nur für ihr Ego, aber das brauchte sie jetzt.
Eine Kellnerin führte sie zu einem kleinen Tisch ziemlich weit vorn. Ruby, die sich viel lieber irgendwo in einer Ecke verkrochen hätte, fühlte sich, nachdem ihr jäher Anfall von Trotz abgeklungen war, völlig verunsichert und mutterseelenallein. Sie war es nicht gewöhnt, irgendwo in der Öffentlichkeit wie auf dem Präsentierteller zu sitzen. Normalerweise hatte sie die Zwillinge bei sich oder eine ihrer Schwestern.
Obwohl sie seit ihrem wenig gehaltvollen Frühstück nichts mehr zu sich genommen hatte, war sie nicht hungrig, deshalb bestellte sie nur ein Kännchen Tee. Sie wäre sowieso viel zu nervös gewesen, um etwas zu essen.
Die Lounge füllte sich. Mehrere weltgewandt wirkende, elegante Frauen kamen herein, mit einer Gruppe Anzugträger im Schlepptau. Einer dieser Männer warf Ruby einen so unverhohlenen Blick zu, dass ihr Gesicht anfing zu brennen.
Sie wollte sich eben eine Tasse Tee einschenken, als Sander mit den Zwillingen die Lounge betrat. Alle drei hatten feuchte Haare, vor allem Sander sah aus, als käme er eben aus der Dusche. Rubys Herz machte einen Satz. Ihre Hand begann so zu zittern, dass sie die Teekanne abstellen musste. Es dauerte nicht lange, bis die Zwillinge sie entdeckt hatten. Sie kamen angerannt und sprudelten ihre Erlebnisse heraus. Ruby versuchte sich auf sie zu konzentrieren, aber ihr Blick schweifte immer wieder zu Sander, der in einiger Entfernung stehen geblieben war und sie musterte.
Es war nicht ihr verändertes Äußeres, das ihn zum Stehenbleiben veranlasst hatte. Sanders Meinung nach betonten die neue Frisur und das sparsam aufgetragene Make-up nur, was er ohnehin wusste – dass ihre zarten Gesichtszüge von seltener Schönheit waren.
Nein, ihm schwoll beim Anblick seiner Söhne mit ihrer Mutter das Herz vor Stolz. Deshalb war er so abrupt stehen geblieben! Es war unübersehbar, dass sie zusammengehörten … aber gehörten sie auch zu ihm? Unwillig schüttelte er den Kopf. Was war los mit ihm? Seine Reaktion auf Ruby ärgerte ihn, weil sie das genaue Gegenteil dessen besagte, was er fühlen wollte. Was passierte mit ihm?
Ruby hielt den Atem an, während Sander auf sie zukam. Doch als er den Tisch erreichte, runzelte er nur die Stirn und wollte wissen, warum sie sich nichts zu essen bestellt hatte. Kein Wort zu ihrem neuen Erscheinungsbild. Was für eine Enttäuschung.
„Tee reicht mir“, gab sie zurück. „Ich bin nicht hungrig.“ Gefiel ihm ihre neue Frisur nicht? Schaute er deshalb so mürrisch drein? Sie wusste es nicht, aber natürlich konnte sie nicht nachfragen. Und so wandte sie sich wieder ihren Söhnen zu. „Und was habt ihr im Museum noch gesehen?“
„Ganz viele Sachen!“, antwortete Harry sichtlich begeistert und fuhr im selben Atemzug fort: „Und dann waren wir auch noch schwimmen.“
Schwimmen? Ruby warf Sander einen alarmierten Blick zu.
„Hier im Hotel gibt es ein Schwimmbad“, erklärte er. „Da meine Söhne in Zukunft auf einer Insel leben, wollte ich mich schon mal davon überzeugen, dass sie nicht wasserscheu sind.“
„Und neue Badehosen hat Daddy uns auch gekauft“, warf Freddie ein.
„Es sollten aber immer zwei Erwachsene dabei sein, wenn sie ins Wasser gehen“, konnte Ruby sich nicht verkneifen zu sagen. „Ein Kind kann innerhalb von Sekunden untergehen und er …“
„Es gibt einen Bademeister“, fiel Sander ihr ins Wort. „Außerdem sind die Jungs echte Wasserratten, das liegt wahrscheinlich in der Familie. Mein Bruder ist bei den Olympischen Spielen für Griechenland geschwommen.“
„Ach, das ist ja … schaut mal … Mummy hat neue Haare!“, rief Harry plötzlich aus.
Ruby wäre am liebsten im Boden versunken. Jetzt hatte Sander keine Wahl mehr, jetzt musste er irgendetwas sagen, egal ob er wollte oder nicht, und da die Kinder dabei waren, würde es zumindest freundlich klingen. Aber er sagte nur kurz angebunden: „Ich hoffe, du bist fertig mit dem Beautyprogramm, für weitere Unternehmungen ist keine Zeit mehr.“
Ruby nickte. Wie
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