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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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auch Bubba schießen, wenn ich es nicht tat, würde er sie passieren lassen.
    Ich wog unsere Optionen ab. Wir steckten tief in den Bergen und der Lärm des Gewehrfeuers, der in diesem Land nichts Ungewöhnliches war, würde wahrscheinlich nicht einmal bemerkt werden. Wohin auch immer diese Typen unterwegs waren, man würde sie bestimmt nicht so bald erwarten. Sie waren mit einem Eselskarren unterwegs und sie waren wahrscheinlich noch viele Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Wir könnten sie also gefahrlos töten. Da gab es allerdings noch die Frage, was wir mit dem alten Mann anfangen sollten, der offensichtlich nicht zu den Kämpfern gehörte. Allerdings würde es keiner allzu großen Schießkunst bedürfen, die Soldaten mit einem sauberen Kopfschuss auszuschalten, ohne ihm dabei Schaden zuzufügen.
    Jede Sekunde brachte sie näher an die Mündungen unserer Gewehre heran. Es war am Ende kein Mitleid, das ihnen das Leben rettete. Es war vielmehr eine rein taktische Entscheidung. Diese Straße war auf meiner Karte nicht eingezeichnet. Ich hatte keine Ahnung, wohin sie führte und wie häufig sie benutzt wurde. Wir konnten auch nicht wissen, ob ihnen noch jemand folgen würde und womöglich schon hierher unterwegs war. Wenn wir die Soldaten töteten, würden wir vielleicht andere Kämpfer alarmieren, eventuell sogar eine größere Patrouille, die hinter uns im Nebel steckte.
    Wir waren hier, um zu beobachten, und nicht, um zu töten. Alles, was unsere Mission nicht beförderte, war im Grunde eine unnötige Ablenkung.
    Wenn sie uns nicht entdeckten, würde ich sie am Leben lassen.
    Es ist eine seltsame, berührende Sache, über Leben oder Tod eines anderen zu bestimmen. Es ist eine Form von Macht, ein verrücktes, gefährliches Getränk, an das man sich besser nicht gewöhnen sollte. Die Soldaten und der alte Mann fuhren an uns vorbei. Sie waren so nahe, dass wir sie fast hätten berühren können. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, dass ganz in ihrer Nähe zwei Schreckgestalten und Abgesandte des Großen Satans mit dem Finger am Abzug hockten und sie im Visier hatten. Ich habe dies mehrmals erlebt, mehr als einmal wartete ich unbemerkt in einer Deckung, bereit zu töten, wenn ich entdeckt werden würde. Immer hatte ich es als verrückt empfunden, dass die Leute, die ich beinahe ausgelöscht hätte, nicht die geringste Ahnung gehabt hatten, dass ihr Leben an einem seidenen Faden hing.
    Der Karren fuhr weiter und wir beobachteten, wie er den Weg entlangholperte, bis er uns schließlich außer Sicht geriet. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Drama Wochen gedauert hätte. Jetzt saßen wir da und warteten, während es weiterhin auf uns herunternieselte. Ich holte wieder meine Karte heraus und schaute mir darauf unser Tal an. Ich fand die Gebäude als gedruckte Quadrate und Rechtecke, die zwischen den einzelnen Höhenlinien lagen. Ich stellte mir vor, sie einfach mit einem Radiergummi auszuradieren. In diesem Moment klopfte mir Bubba auf die Schulter und nickte ins reale Tal hinunter.
    »Showtime«, flüsterte er. Dies war das einzige Wort, das in fast neun Stunden gesprochen wurde.
    Ich schaute über meine Schulter. Die Étendards waren da.
    Von links tauchte das erste Flugzeug auf. In der Entfernung bewegte es sich dermaßen tief, dass wir es erst für einen Lastwagen gehalten hatten. Die schwache Sonne spiegelte sich einen Moment in seinem Kabinendach. Das Kampfflugzeug flog mit unglaublicher Geschwindigkeit dicht über dem Talboden. Dabei war jedoch kein Laut zu hören. Als es eine scharfe Kurve flog, um eine Gruppe von niedrigen Gebäuden anzugreifen, konnten wir seine breiten, gepfeilten Tragflächen mit ihrem unregelmäßigen grauen und graugrünen Streifenmuster erkennen. Die Maschine zog ihre schwarze Nase etwas nach oben und gewann leicht an Höhe. Erst in diesem Moment drang zum ersten Mal der Lärm ihres kreischenden Triebwerks als scharfes, wütendes Geräusch zu unserem Höhenzug herüber. Mit zehn Sekunden Verspätung hörten wir jetzt, wie die Maschine steil in die Kurve gegangen war. Als die Étendard eine Gruppe von Betonziegelgebäuden überflog, lösten sich zwei mattgraue Zylinder von ihren Außenlastaufhängungen unter den Tragflächen. Kleine, weiße Fallschirme öffneten sich hinter den Bomben, die jetzt langsam zur Erde schwebten, während die Étendard stark beschleunigte und eine scharfe Wende vollführte. Die Maschine flog jetzt mit schallnaher Geschwindigkeit, war also fast so schnell wie die

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