Zum Lieben verfuehrt
Hitzewellen, die durch ihren Körper vagabundierten, mussten etwas mit der globalen Erwärmung zu tun haben, die offenbar völlig aus dem Ruder gelaufen war. Ihre Brüste – und zwar alle beide, nicht nur die eine Brust, die er streichelte – lechzten nach seiner Berührung, während das verführerische männliche Knie, das sich zwischen ihre Schenkel geschoben hatte, in ihr den Wunsch erweckte, sich daran zu reiben und sich ihm und der köstlichen Sinnlichkeit, die es versprach, zu öffnen.
Dieser Mann war …
Dieser Mann war ihr Feind!
Was machte er da? Ilios hatte noch nie etwas für flüchtigen Sex übriggehabt, und doch streichelte er diese Frau, die da unter ihm lag, als ob es um sein Leben ginge. Als ob das Verlangen, das in seinen Adern pulsierte, so stark, so übermächtig und fordernd wäre, dass er keine andere Wahl hatte, als sich zu ergeben.
Einen Moment später versuchte Lizzie mit aller Kraft, ihn von sich zu stoßen. Sobald Ilios es merkte, rollte er sich von ihr herunter, genauso wütend auf sie wie auf sich selbst.
„Was fällt Ihnen ein? Dazu hatten Sie kein Recht“, fauchte Lizzie ihn an, in dem verzweifelten Wunsch, die gesamte Schuld an dem Vorfall auf ihn abwälzen zu können.
„Da war Ihr Körper aber offensichtlich anderer Meinung.“
Natürlich hatte einem Mann mit seiner sexuellen Ausstrahlung und dementsprechender Erfahrung ihre Reaktion nicht entgehen können. Lizzies Gesicht brannte vor Scham, als sie sich an die Flut wilder Gefühle erinnerte, die er in ihr ausgelöst hatte.
„Ach, denken Sie doch, was Sie wollen“, brummte sie wütend. „Ich kenne jedenfalls die Wahrheit.“
Natürlich kannte sie die. Und die Wahrheit war …
Sie wollte lieber nicht daran denken, was die Wahrheit war oder wie es sich angefühlt hatte, in seinen Armen zu liegen, von ihm berührt zu werden, bis ihre Sinne entflammt und ihre Abwehrkräfte erlahmt waren. Sie wollte an nichts anderes denken als daran, dass sie möglichst schnell möglichst viel Abstand zwischen sich und Ilios Manos legen musste.
„Wohin gehen wir?“, fragte Lizzie unsicher, nachdem sie wieder auf den Beinen war und einen Sicherheitsabstand zwischen sich und Ilios gelegt hatte.
„Bestimmt nicht zu einer einsamen Höhle, in der ich Sie gefangen halten kann und erwarte, dass Sie mir jeden Wunsch von den Augen ablesen, falls Sie sich etwas in der Art vorstellen. Wir befinden uns auf dem Weg zur Villa Manos, wo ich mein Auto abgestellt habe.“
„Zur Villa Manos? Wohnen Sie dort?“, fragte Lizzie einfach nur, um etwas zu sagen. Lieber über irgendeine Villa reden als an den gefährlichen Effekt denken, den seine vorhergehende Bemerkung auf sie gehabt hatte.
„Nein. Ich wohne in Thessaloniki, im Firmensitz von Manos Construction. Die Villa Manos ist alt und baufällig. Tino hat immer gehofft, dass wir sie eines Tages aus Sicherheitsgründen abreißen müssen, damit auf ihrem Grund und Boden etwas Neues entstehen kann. Aber das wissen Sie natürlich längst, er ist ja schließlich Ihr Geschäftspartner.“
Sie hatten die Kuppe des Hügels fast erreicht. Lizzie, die leicht außer Atem war, fuhr herum und erwiderte aufgebracht: „Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich habe Ihren Cousin nie kennengelernt. Hoffentlich ist diese Botschaft jetzt endlich bei Ihnen angekommen.“
Ilios erklomm schweigend mit langen Schritten die letzten Meter bis zur Hügelkuppe. Lizzie war abrupt stehen geblieben und betrachtete fasziniert den Anblick, der sich ihr bot.
Unter ihr breitete sich, übergossen von den letzten Strahlen der goldenen Abendsonne, am Ende einer langen, von Zypressen gesäumten Auffahrt ein wunderschönes Anwesen aus. Es lag leicht erhöht inmitten einer italienisch anmutenden Parkanlage, perfekt eingerahmt von den dunkelgrünen Zypressen und der Ägäis im Hintergrund.
„Die Villa Emo“, sagte Lizzie andächtig mit leicht heiserer Stimme. Sie wandte sich Ilios zu und ergänzte ungläubig: „Oder zumindest eine ziemlich originalgetreue Kopie.“
Zu beiden Seiten des Haupthauses erstreckte sich in perfekter Symmetrie je ein Bogengang – bei der Originalvilla waren das ursprünglich Farmgebäude gewesen, wie Lizzie wusste – mit kunstvoll überdachten Taubenschlägen am Ende. Das Hauptgebäude hingegen stellte eine unverfälschte Kopie des italienischen Originals dar.
„Sie ist wirklich wunderschön“, staunte Lizzie ehrfürchtig, wobei sie sich fragte, wie um Himmels willen die Villa, die
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