Zum Lieben verfuehrt
erstickt. „Meine Familie ist mir tausendmal wichtiger als Männer. Sie hat für mich oberste Priorität. Meine Schwestern und meine Neffen brauchen mich, ich kann sie nicht im Stich lassen. Sie bedeuten mir viel mehr als irgendein … irgendein flüchtiges sexuelles Abenteuer.“
Ilios versuchte, die Gefühlsregungen zu überhören, die in ihrer Stimme mitschwangen, wenn sie von ihrer Familie redete. In seinem Leben war kein Platz für Emotionen, weder jetzt noch sonst irgendwann.
„Auf schlechten Sex kann man jederzeit verzichten“, beschied er Lizzie kühl. „Vielleicht sind Sie ja nichts anderes gewöhnt. Ein guter Liebhaber zeichnet sich dadurch aus, dass er seiner Partnerin unvergessliche Stunden schenkt.“
„Das sagt sich so leicht“, erwiderte Lizzie in dem hoffnungslosen Bemühen, dieselbe Lakonie und Abgebrühtheit an den Tag zu legen wie er. In Wahrheit hatte seine dahingeworfene Bemerkung eine heftige und ganz und gar unerwünschte Wirkung auf sie. Sie fühlte sich plötzlich mit Fragen konfrontiert, die sie nicht beantworten konnte. Zum Beispiel, was für eine Art Liebhaber Ilios Manos wohl sein mochte.
„Gar nicht. Man muss einfach nur wissen, wie.“
Lizzie schnappte nach Luft.
Natürlich war Ilios Manos ein erfahrener Liebhaber. Natürlich wusste er ganz genau, wie man einer Frau Lust schenkte – selbst einer, die so unerfahren war wie sie.
Plötzlich geriet sie heftig ins Trudeln. Sie wurde von einer Flut gefährlicher Empfindungen und Sehnsüchte überschwemmt und – Himmel, ja – auch Bildern von sinnlich ineinander verschlungenen Körpern, sodass sie fast das Gefühl hatte zu ertrinken. Hör sofort auf, warnte sich Lizzie panisch. Das konnte sie sich nicht durchgehen lassen, auf gar keinen Fall. Das war viel zu gefährlich.
Entschlossen konzentrierte sie sich auf das Tippen der SMS an die Zwillinge und versprach ihren Schwestern, sich zu melden, sobald es Neuigkeiten gab.
„Ich nehme an, dass Ihre Schwestern über den Anlass Ihrer Reise informiert sind?“, erkundigte sich Ilios.
„Ja. Sie haben Ihren Brief gelesen.“ Lizzie unterbrach sich kurz und fuhr dann fort: „Aber wir kommen doch bestimmt zu einer akzeptablen Lösung, die es mir ermöglicht, meine Schulden bei Ihnen zurückzuzahlen, oder?“
„Was meinen Sie mit ‚akzeptabel‘?“, wollte Ilios wissen.
Lizzie hob zögernd die Schultern. „Na ja … vielleicht könnte ich ja für Sie als Innenausstatterin arbeiten?“
„Die Projekte, an denen meine Firma beteiligt ist, sind alles Großprojekte – Schulen, Büros, Firmensitze, solche Sachen. Obwohl …“ Ilios schwieg einen Moment, während er ihr in der sanften Dämmerung einen abschätzenden Blick zuwarf. „Wenn ich so darüber nachdenke … es gibt tatsächlich einen Weg, wie Sie Ihre Schulden bei mir tilgen können.“
Lizzie befeuchtete mit der Zungenspitze ihre plötzlich trocken gewordenen Lippen, bevor sie leicht heiser vor Anspannung fragte: „Und wie?“
Ilios gab Gas, um den Wagen vor ihnen zu überholen. Durch sein langes Schweigen verstärkte sich Lizzies Nervosität noch.
Eine kleine Ewigkeit schien verstrichen, bevor er ihr endlich das Gesicht zuwandte. Er sah wirklich umwerfend gut und atemberaubend sinnlich aus, wie Lizzie zugeben musste. Nur die harte Linie seines Mundes ließ sie innerlich erschauern. Sie wusste nicht genau, wovor sie sich mehr fürchtete: vor seiner Härte oder vor seiner Sinnlichkeit.
„Indem Sie mich heiraten“, verkündete Ilios.
4. KAPITEL
„Indem ich Sie heirate ?“, wiederholte Lizzie entgeistert. Irgendwie begriff sie nicht, was er meinte.
„Meine Anwälte empfehlen mir dringend zu heiraten“, erklärte Ilios schroff. „Und da Sie angeblich kein Geld haben, um Ihre Schulden bei mir zu begleichen, müssen wir die Angelegenheit eben anders regeln. Deshalb schlage ich Ihnen eine Scheinehe auf Zeit vor. Ich brauche aus rein zweckmäßigen Gründen eine Ehefrau, bei der nicht die Gefahr besteht, dass sie sich an dieser Verbindung mit mir bereichern könnte. Und da Sie mir eine beträchtliche Summe Geld schulden, sind Sie für meine Zwecke geradezu ideal.“
Lizzie fühlte sich wie betäubt und unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
Durch ihren Kopf stoben nur unzusammenhängende Worte wie Ilios Manos, Heirat, Gefahr – alle in grellroten Großbuchstaben.
„Nein“, sagte sie eilig, bevor sie das ganz und gar Verrückte, Gefährliche und Undenkbare tun und Ja sagen konnte. Was
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