Zum Lieben verfuehrt
denn immerhin war sie ja auch stark.
Ilios stutzte. Wo und wann hatte er entschieden, dass Lizzie Wareham stark war, obwohl er doch praktisch nichts über sie wusste? Stärke war immerhin etwas, das er bewunderte. Starke Menschen hatten seinen vollen Respekt. Besonders, wenn diese Stärke schwer erkämpft war.
„Nein, natürlich nicht“, gab Lizzie wütend zurück. „Ich verstehe nur nicht, warum Sie den Wunsch verspüren sollten, ausgerechnet mich zu heiraten.“
Sobald Lizzie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
„Dass ich diesen Wunsch verspüre, würde ich nicht unbedingt behaupten“, entgegnete Ilios und riss dabei mit einem einzigen Blick ihren Stolz in Fetzen. „Meine Anwälte raten mir dringend zu diesem Schritt, weil mein Cousin es darauf angelegt hat, mich zu erpressen, indem er mir mit einem Prozess droht. Er weiß, dass ich mein Erbe niemals aufgeben würde, weil ich es wie alle unsere Vorfahren als ein heiliges Vermächtnis betrachte. Deshalb geht er fälschlicherweise davon aus, dass ich nachgebe und ihm nicht zum ersten Mal Geld in seinen gierigen Rachen werfe. Aber diesmal bin ich fest entschlossen, hart zu bleiben. Er behauptet, dass mir die Villa Manos nicht zusteht, weil ich nicht verheiratet bin und zudem auch immer verkündet habe, nie heiraten zu wollen. Dabei beruft er sich auf ein ungeschriebenes Gesetz, das besagt, dass die Villa Manos über die männliche Linie der Familie weitervererbt werden muss. Sie befindet sich seit fast fünf Jahrhunderten in Familienbesitz und ist das, was die Familie in ihrem Innersten zusammenhält. Unsere Väter haben für die Villa ihr Leben gegeben. Nichts, aber auch gar nichts könnte mich daran hindern, die heilige Pflicht zu erfüllen, die mir durch das Testament meines Großvaters auferlegt wurde. Nichts! “
Die Luft schien vor Energie zu vibrieren. Lizzie glaubte, seine Wut fast mit Händen greifen zu können.
„Tino bildet sich ein, mich in die Enge getrieben zu haben“, fuhr er zornig fort. „Aber da irrt er sich gewaltig.“
Lizzie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendwer töricht genug war zu glauben, einen Mann wie Ilios Manos könnte man in die Enge treiben.
„Und warum suchen Sie sich nicht eine Frau, die zu Ihnen passt? Eine, mit der Sie wirklich Ihr Leben verbringen wollen? Warum diese Scharade? Immerhin sollte ein Mann, der so …“
„Ein Mann, der so was?“, fiel Ilios ihr ins Wort. „Der so reich ist wie ich? Nun, genau das ist letztendlich der Grund dafür, dass ich nicht verheiratet bin und auch nie vorhatte zu heiraten. Nur ein Idiot bringt sich freiwillig in eine Lage, in der er zulässt, dass eine Frau sein Geld zuerst in der Ehe und nach dem gelungenen Scheidungscoup auch noch außerhalb durchbringen kann. Der Fluch des Geldes ist es, dass sich niedere Charaktere davon ebenso angezogen fühlen wie Haie von frischem Blut. Mit Ihnen wird das alles anders sein. Sie sind mir etwas schuldig und werden dafür bezahlt, dass Sie meinen Namen und meinen Ring tragen. Mein Cousin ist nicht zäh genug für einen echten Kampf, über kurz oder lang wird ihm die Puste ausgehen. Er blufft nur, das weiß ich. Sobald er sieht, dass ich verheiratet bin, wird er das Interesse verlieren, und dann kann die Ehe annulliert werden.“
Lizzie erschauerte angesichts der Gnadenlosigkeit, die sie in Ilios’ Stimme mitschwingen hörte. Was sie nur allzu deutlich an die ungemütliche Situation erinnerte, in der sie sich selbst befand.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, belehrte Ilios sie jetzt schroff: „Sie haben die Wahl. Entweder nehmen Sie mein Angebot an und heiraten mich, oder Sie entscheiden sich dagegen und tragen die Konsequenzen. Eins kann ich Ihnen aber jetzt schon sagen: Für den Schaden, der mir entstanden ist, werde ich Sie auf jeden Fall haftbar machen. Deshalb machen Sie nicht den Fehler zu glauben, ich könnte es nicht ernst meinen.“
Sie hatte die Wahl? Nun ja … Lizzie musste sich eingestehen, dass sie überhaupt keine Wahl hatte.
Trotzdem schaffte sie es, mit hocherhobenem Kopf zu erwidern: „Na schön, dann heirate ich Sie eben – obwohl mir scheint, dass Sie da noch eine Kleinigkeit übersehen haben“, fügte sie mit leisem Triumph hinzu.
„Und die wäre?“
„Die Sache mit den Erben.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich“, gab Ilios kalt zurück. „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Heute kann ein Kind jederzeit im
Weitere Kostenlose Bücher