Zum Lieben verfuehrt
öffnete sie. Und blinzelte fast geblendet, als ihr Blick auf die Brillantohrstecker fiel. Jeder Stein hatte bestimmt ein Karat und funkelte, was das Zeug hielt.
Sie tat, was er sagte, und steckte die Ohrringe an. Es stimmte ja, mit den hochgesteckten Haaren konnte ihr Gesicht durchaus noch einen Akzent vertragen. Obwohl das natürlich nicht zwangsläufig diese wertvollen Klunker bedeutete, die in einem Tresor zweifellos besser aufgehoben wären.
„Stimmt irgendetwas nicht?“, wollte Ilios wissen.
„Ich frage mich nur, wie viele hungrige Münder man mit dem Geld, das diese Juwelen kosten, wohl stopfen könnte. Es kommt mir fast unanständig vor, so wertvollen Schmuck zu tragen, wo doch so viele Menschen nicht einmal genug zu essen haben, um satt zu werden. Ich fühle mich einfach nicht wohl dabei.“
„Und was machen Sie, wenn ich Ihnen die Ohrringe schenke? Wollen Sie allen Ernstes behaupten, Sie würden sie verkaufen und das Geld für einen guten Zweck spenden? Wollen Sie mir das wirklich weismachen?“, spottete Ilios.
„Ja, das will ich“, erwiderte Lizzie in ernsthaftem Ton.
Ilios schnaubte abfällig und sagte nur schroff: „Ziehen Sie noch die Uhr an, damit wir loskönnen.“
Sie redete Unsinn, was sonst. Alle Frauen waren berechnend, und sie war keine Ausnahme – gerade sie nicht! Sie würde es nicht schaffen, ihm Sand in die Augen zu streuen.
Die mit kleinen Brillanten besetzte Uhr war aus Weißgold, versehen mit einem schlichten schwarzen Lederarmband. Sie wirkte ebenfalls teuer, aber wenigstens war sie dezent.
Da Ilios bereits in sein Sakko schlüpfte, beeilte sich Lizzie und griff dann nach ihrem Mantel – genau in dem Moment, in dem auch Ilios die Hand danach ausstreckte.
Sie zuckte zusammen und nahm eilig ihren Mantel an sich, wobei sie sagte: „Danke. Ich brauche ihn im Moment noch nicht, ich will ihn nur mitnehmen.“
Die Fahrt zur Galerie dauerte nur ein paar Minuten. Nachdem sie ausgestiegen waren, nahm Ilios Lizzies Arm, um sie durch die Meute hungriger Paparazzi zu lotsen, die mit gezückter Kamera auf dem Bürgersteig vor dem Eingang lauerten.
„Jetzt wird mir klar, warum Sie vorhin bei meinem Anblick nicht gerade sehr angetan waren. Eine Frau, die Ihrer für würdig befunden wird, muss wohl schon etwas mehr hermachen“, sah Lizzie sich gezwungen einzuräumen. Vor dem Eingang sah man junge Frauen in tief dekolletierten, hautengen Minikleidern herumstehen, die es offensichtlich nur darauf anlegten, ihre sonnengebräunten, durchtrainierten Körper mit den traumhaft langen Beinen und in der Mehrzahl erstaunlich üppigen Brüsten zur Schau zu stellen.
Kein Wunder, dass Ilios mit ihrem hochgeschlossenen, eher bescheidenen Aufzug wenig anfangen konnte.
„Man kommt sich hier vor wie in einem Luxusbordell. Die Frauen tragen schamlos ihre Haut zu Markte. Sie sind ganz versessen darauf, in die Klatschpresse zu kommen, sozusagen als eine Art Eigenwerbung. Kommen Sie“, bemerkte er grimmig.
Unaufgefordert teilte sich die Menge, um sie durchzulassen. Lizzie entging nicht, dass Ilios mit zahllosen begehrlichen und einladenden Blicken bedacht wurde.
Im Innern der Galerie sah man Männer in Geschäftsanzügen und schöne selbstbewusste Frauen in teuren Designerkleidern.
Einer der Männer kam ihnen mit ausgestreckter Hand entgegen.
„Ilios, mein Freund. Wie schön, Sie zu sehen.“
„Das sagen Sie nur, weil Sie hoffen, mir irgendein Kunstwerk aufschwatzen zu können, Stefanos“, gab Ilios lächelnd zurück, bevor er zu Lizzie sagte: „ Agapi mou, darf ich dir Stefanos vorstellen. Aber sei gewarnt: So wie ich ihn kenne, wird er wahrscheinlich darauf bestehen, uns irgendein angebliches Meisterwerk als Hochzeitsgeschenk aufzudrängen.“
Agapi mou, hieß das nicht meine Liebe? Und wenn schon. Es war sowieso alles nur eine Scharade. Obwohl die nonchalante Beiläufigkeit, mit der Ilios ihre bevorstehende Hochzeit angekündigt hatte, durchaus Bewunderung verdiente.
Die Neuigkeit machte bei den Gästen der Vernissage wie ein Lauffeuer die Runde. Innerhalb kürzester Zeit waren Ilios und Lizzie von Gratulanten umringt, die ihre Genugtuung darüber zum Ausdruck brachten, dass offenbar selbst ein so überzeugter Junggeselle wie Ilios Manos sich irgendwann geschlagen geben musste. Lizzie fühlte sich inmitten all des Trubels so unbehaglich, dass sie instinktiv einen Schritt näher an Ilios herantrat. Sofort griff er nach ihrer Hand und schob sie durch seine Armbeuge.
„Na, das ist ja
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