Zum Lieben verfuehrt
eine Überraschung, Ilios! Wie konnte dir das bloß passieren? Dabei hast du Stein und Bein geschworen, niemals zu heiraten.“
Auch wenn die junge Frau lächelte, schwang in ihrer Stimme ein schneidender Unterton mit. Sie wirkte wenig erfreut über die Neuigkeit, obwohl sie einen glänzenden Ehering am Finger trug und einen Ehemann an ihrer Seite hatte.
„Bei Lizzie hatte ich keine andere Möglichkeit, als alle meine Grundsätze über Bord zu werfen, Eleni“, erwiderte Ilios charmant.
„Wie man sieht“, sagte Eleni, immer noch unüberhörbar beleidigt, doch einen Moment später setzte sie ein strahlendes Lächeln auf und fuhr fort: „Aber dann solltest du Michael jetzt wenigstens davon überzeugen, dass wir unbedingt eine Villa auf der Insel brauchen. Und du musst sie uns natürlich bauen. So eine heikle Aufgabe würden wir keinem anderen anvertrauen als dir. Ich denke da zum Beispiel an eine Kopie deiner Villa Manos, wenn du uns das Original schon nicht verkaufen willst.“
Lizzie spürte, wie Ilios sich bei diesen Worten versteifte.
War das eine Spitze, mit der Eleni sich für irgendetwas rächen wollte? Lizzie vermochte es nicht einzuordnen. Falls Eleni und Ilios früher einmal etwas miteinander gehabt hatten, war die Trennung offenbar nicht ganz problemlos verlaufen. Die Spannungen zwischen den beiden waren fast greifbar, obwohl beide sich Mühe gaben, den Schein zu wahren. Aber natürlich musste Eleni wissen, dass Ilios um keinen Preis der Welt bereit wäre, das, was er als ein heiliges Erbe betrachtete, zu verkaufen.
„Ich nehme doch an, Sie kennen die Villa Manos bereits, Lizzie? Sicher sollen Sie ja dort wohnen, während Ilios in Thessaloniki seinen Geschäften nachgeht. Also, für mich wäre das ja nichts, in so einer Abgeschiedenheit zu leben, schon gar nicht das ganze Jahr über. Und als Frau wird man bestimmt irgendwann unruhig und beginnt, sich zu fragen, was denn der liebe Gatte so fern von zu Hause eigentlich treibt.“
„Ich würde nie einen Mann heiraten, dem ich nicht voll und ganz vertrauen kann“, gab Lizzie gelassen zurück.
„Wie mutig von Ihnen, meine Liebe.“ Jetzt schnurrte Eleni wie eine zufriedene Katze. „Wissen Sie, ich möchte ja niemandem seine Illusionen rauben, aber die Wahrheit ist doch, dass die großen Liebesschwüre, mit denen uns die Männer vor der Hochzeit überschütten, hinterher praktisch vergessen sind. Dann sind wir wegen der Kinder ans Haus gefesselt, während sich unser lieber Mann anderweitig amüsiert. Vor allem der griechische. Er kann sich schließlich unsere alten Götter zum Vorbild nehmen. Nicht einmal Zeus war treu. Er hatte unzählige Liebesabenteuer, wenn man der Mythologie Glauben schenken darf.“
„Ein glücklich verheirateter Mann braucht keine Liebesabenteuer, Eleni. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich mit Lizzie glücklich werde“, verkündete Ilios, bevor er Lizzies Hand an die Lippen zog und jede einzelne Fingerspitze küsste.
Er hätte Schauspieler werden sollen, dachte Lizzie, während sie von heißem Verlangen erfasst wurde. O Gott, o Gott, pass bloß auf, ermahnte sie sich selbst. Sie musste sich mit aller Kraft gegen die fatale Wirkung stemmen, die er auf sie ausübte.
„Wer war das? Eine Ex?“, fragte sie leise, nachdem sie es endlich geschafft hatten, Eleni loszuwerden.
„So ungefähr“, stimmte er wenig überraschend zu. „Obwohl sie es ursprünglich auf meinen Cousin abgesehen hatte. Aber als sie herausfand, dass er die Villa Manos nicht erben würde, ließ sie ihn fallen.“
„Und wandte Ihnen ihre Aufmerksamkeit zu?“
„Nur leider nicht sonderlich erfolgreich. Aber Sie haben sich tapfer geschlagen“, lobte er sie und fügte nach einer kurzen Pause leicht widerwillig hinzu: „Schauspielerisches Talent haben Sie ja, das muss man Ihnen lassen. Irgendwie scheint es fast so, als ob mich jeder Mann hier beneidet.“
Ilios lauschte verärgert seinen eigenen Worten nach. War das jetzt wirklich nötig gewesen?
Lizzie war nicht traurig, als Ilios vorschlug, zurück nach Hause zu fahren. Im Anschluss an die Vernissage waren sie noch mit einigen Bekannten von Ilios in ein Restaurant in der Nähe gegangen, aber jetzt war sie froh, dass sich der Abend seinem Ende zuneigte. Obwohl ihr diese Leute – anders als die eifersüchtige Eleni – aufrichtige Freundlichkeit entgegenbrachten, war ihr doch die ganze Zeit unangenehm bewusst gewesen, dass sie nur ein falsches Spiel spielte. Außerdem hatte sie ständig
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