Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
Vom Netzwerk:
Aufregung gar nicht an ihr reichlich mitgenommenes Äußeres gedacht. Sie klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete sich in dem kleinen eingebauten Spiegel.
    »Du liebe Zeit«, seufzte sie. »Das kommt davon, wenn man eine Abkürzung durch den Wald nehmen möchte und die Taschenlampe daheim vergißt. « Sie erfand blitzschnell eine glaubhafte Geschichte, um den Taxifahrer zu beruhigen, sonst wäre der Mann fähig gewesen, sie bei der Polizei abzuliefern, weil er glaubte, das Opfer eines Überfalls vor sich zu haben.
    Gwendolin stieg zwei Straßen vor ihrem Haus aus, zahlte und lief das letzte Stück zu Fuß. Ein Taxi in der stillen Straße hätte vielleicht die Aufmerksamkeit der Nachbarn erregt, die dann wiederum zu Jane eine Bemerkung machen konnten. Dieses Risiko wollte Gwendolin nicht eingehen. Überhaupt ahnte sie, daß ihr Leben nur an einem seidenen Faden hing.
    Eine halbe Stunde später klappte die Haustür zu. Gwendolin hörte es im Badezimmer. Jane war nach Hause gekommen.
    Das Mädchen hielt den Atem an. Wie würde sich ihre Schwester verhalten? Wußte sie Bescheid?
    »Gwen?« rief Jane fragend. »Gwen, wo bist du?«
    »In der Badewanne!« rief Gwendolin zurück, bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen.
    Janes Schritte näherten sich der Badezimmertür, verharrten knapp davor. Gwendolin spannte sich. Kam ihre Schwester jetzt herein, um sie zu ermorden? Wußte sie, daß Gwendolin die heimliche Lauscherin in dem Gewölbe gewesen war? Verdeckte das hastig aufgelegte Make-up die Schrammen in ihrem Gesicht?
    »Ich gehe schlafen, Gwen«, rief Jane. Ihre Schritte entfernten sich.
    »Gute Nacht!« wünschte Gwendolin mit aufgesetzter Fröhlichkeit in der Stimme, dann brach sie schluchzend zusammen.
    Um drei Uhr nachts war Gwendolin Haskill zu einem Entschluß gekommen. Da sie von ihrer' Schwester getrennt schlief, konnte sie aufstehen, ohne daß Jane etwas davon merkte. Sie schlüpfte in eine alte, ausgewaschene Jeans, zog sich einen Pullover über und wählte alte, ausgetretene Schuhe mit Gummisohlen, die kein Geräusch verursachten. Lautlos verließ sie das Haus und ging hastig zur nächsten Telefonzelle.
    Gwendolin mußte das Telefon fast zwanzigmal klingeln lassen, ehe sich Peter Bower verschlafen meldete. Sie hatte schon befürchtet, er wäre nicht zu Hause oder würde nicht an den Apparat gehen.
    »Gwen?« Peter war sofort hellwach, als er die Stimme seiner Freundin erkannte. »Mein Gott, Gwen, wo warst du denn die ganze Zeit? Ich habe versucht. . .«
    »Hör zu, Peter, und unterbrich mich nicht!« Gwendolin spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, aber sie unterdrückte sie. Nun kam es darauf an, überzeugend zu sein, sonst ging ihr Plan schief. »Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, deshalb war ich den ganzen Tag unterwegs. Peter, ich habe deine ständigen Seitensprünge schon lange satt, aber daß du ausgerechnet mit meiner eigenen Schwester schlafen mußtest, das war zuviel.«
    Auf der anderen Seite hüstelte Peter Bower verlegen. Er war überrascht und bestürzt, von Gwendolin Vorwürfe zu hören, nachdem sie es zuerst so ruhig aufgenommen hatte, aber er wußte nichts darauf zu erwidern.
    »Ich habe nicht die Absicht«, fuhr Gwendolin rauh fort, »mein Leben an dich zu verschwenden. Deshalb bitte ich dich, mich in Zukunft in Ruhe zu lassen. Rufe nicht mehr bei mir an, gehe mir auf der Straße aus dem Weg.« Sie schluckte schwer. »Und wenn wir uns zufällig einmal begegnen sollten, wäre ich dir dankbar, wenn du mich nicht kennst. Ich hoffe, du hast mich verstanden.«
    Rasch hängte sie ein, damit er sie nicht weinen hörte. Natürlich war es ihr nicht recht, daß er immer wieder bei hübschen Mädchen nicht widerstehen konnte. Und zuerst hatte es sie geschockt, daß er mit Jane geschlafen hatte. Doch inzwischen verstand sie das sehr gut. Jane war kein normales Mädchen mehr, sie verfügte über besondere Kräfte, anderen Menschen ihren Willen aufzuzwingen.
    Aber sie war noch immer Gwendolins Schwester, auch wenn sie sich dem Satan verschrieben hatte. Gwendolin fühlte sich für sie verantwortlich, und zwar in zweierlei Hinsicht.
    Einmal wollte sie versuchen, Jane zu helfen und sie aus den Klauen des Satans und Dr. Emersons zu befreien.
    Und zweitens wollte sie verhindern, daß Jane noch
    mehr Unheil anrichtete.
    Dieser Versuch war mit höchster Lebensgefahr verbunden, und Gwendolin wollte nicht, daß der einzige Mensch, den sie liebte, in diese Gefahr hineingezogen wurde. Da sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher