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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme. »Hab' mich lieb …«
    »Corinna …«, stammelte Schreibert. Sein Herz begann zu zucken, als schnitte man es in Streifen.
    »Du wolltest die andere Frau lieben, nicht wahr? Das lasse ich nicht zu! Ich liebe dich …«
    »Ich habe das Duell verloren! Du hast dich für den Nordländer entschieden. Es gibt einen Skandal, wenn er erfährt, daß du heute nacht bei mir warst.«
    »Hast du Angst, mein Liebling?«
    »Dummheit! Ich habe nie Angst!« Schreibert legte die Arme um den glatten, kalten Körper. Seine Seligkeit war unbeschreiblich. »Ich war krank vor Kummer«, flüsterte er und wühlte sich in ihre langen blonden, nach Jasmin duftenden Haare. »Du bist für mich das zweite, neuentdeckte Leben, weißt du das?«
    »Nicht reden, mein Liebling. Jedes Wort kostet Zeit … und die Zeit ist gegen uns.« Sie legte sich in seine Arme wie ein Hündchen, kroch an seine Brust und verschlang ihre Beine mit den seinen. Ihre Haut atmete Pfirsichduft aus. Schreibert hielt den Atem an – er war wie betäubt.
    »Wollen wir heiraten?« fragte er mit völlig fremder Stimme.
    Sie schüttelte den Kopf, aber es war keine Ablehnung, sondern nur eine Abwehr für den Augenblick.
    »Du sollst mich lieben …«, flüsterte sie, mit den feuchten Lippen an seinem Hals. »Keine Pläne … keine Zukunft … wir leben doch nur den Tag!«
    Gegen Mittag des nächsten Tages geschah etwas Merkwürdiges im Sanatorium ›Bergwald-Klinik‹.
    Im Zimmer Hermann Schreiberts brannte es.
    Als Dr. Hellerau und zwei Schwestern, zwei Pfleger und der Hausmeister in das verschlossene Zimmer einbrachen, indem sie einfach die Türfüllung eintraten, quoll ihnen dichter Qualm entgegen, der sie keuchen und husten ließ.
    Das Bett glimmte.
    In dem Bett, unter der rauchenden Decke, lag Schreibert und rührte sich nicht mehr.
    Der Hausmeister riß das Fenster auf, die Pfleger zerrten die glimmenden Decken weg, Dr. Hellerau und die beiden Schwestern trugen den besinnungslosen Schreibert auf den Flur.
    »Hat im Bett geraucht!« sagte der Hausmeister und nahm vom Fußboden eine halbe Zigarette auf. »Das alte Lied! Hat noch Glück gehabt, daß es nur glimmte und nicht lichterloh brannte.«
    Nach einer Stunde Beatmung und Herzmassage war Schreibert gerettet. Er fiel von der Ohnmacht in einen tiefen Schlaf, aber seine Lungen saugten wieder reine Luft, und das Blut bekam guten Sauerstoff. Am Abend war er soweit, daß er mit Dr. Hellerau sprechen konnte, der ihn in sein eigenes Bett gelegt hatte.
    »Das war knapp«, sagte Dr. Hellerau und fühlte dabei den Puls. »Es ist auch das erstemal, daß hier so etwas passiert. Haben Sie ihn nicht ins Zimmer kommen sehen?«
    »Nein, ich schlief.« Schreibert hustete. Ein Rest Rauch lag noch in den Lungenbläschen. »Was ist eigentlich passiert?«
    »Jemand wollte Sie umbringen.« Dr. Hellerau sagte es ganz nüchtern, auch als Schreibert zusammenzuckte. »Ein Mordversuch. Simpel, sicher und dabei vollendet! Jemand kommt zu Ihnen, gibt Ihnen einen Schlag gegen die Schläfe – links, fühlen Sie mal, da haben Sie eine Beule –, zündet eine Zigarette an, läßt sie halb abbrennen, steckt das Bett an, verläßt das Zimmer, schließt es von außen ab … das ist einfach, denn nicht jede Tür im Haus hat ein separates Schloß, es gibt Wiederholungen in den Schlössern … und keiner merkt etwas, bis entweder das Zimmer in heilen Flammen steht oder – wie vorhin – der Qualm unter der Tür her in den Flur zieht. Theoretisch hätten Sie tot sein müssen …«
    »Danke«, sagte Schreibert schwach.
    »Haben Sie einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«
    Schreibert schwieg und starrte an die Decke. Dr. Hellerau erhob sich von der Bettkante.
    »Spielen wir doch kein Theater, Herr Schreibert. Ich weiß so gut wie Sie, daß wir keine Beweise haben, nur einen richtigen Verdacht. Es gibt jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie verlassen die Klinik – oder Sie bleiben und werden eines Tages umgebracht, mit Erfolg, wenn Sie nicht von Corinna Colman lassen.«
    »Und die dritte Möglichkeit … wenn Sie diesen … diesen anderen Mann entlassen?«
    »Habe ich dazu einen Grund? Können wir ihm etwas nachweisen?«
    Schreibert schüttelte den Kopf. Er hustete wieder und begriff erst jetzt richtig, wie knapp er zum zweitenmal dem Tode entronnen war. Ein Frieren durchzog seinen Körper.
    »Ich liebe Corinna«, sagte er leise. »Gut, Doktor – ich verlasse die Klinik. Aber nur, wenn ich Corinna mitnehmen kann!«
    »Denken Sie daran,

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