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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Amerikaner berichten präzise!« Seine Worte trieften vor Sarkasmus.
    »Wir haben einen solchen mit LSD getränkten Löschpapierstreifen auch bei Herrn Huilsmann gefunden!« sagte Ritter knapp.
    Boltenstern zeigte keinerlei Reaktion. Nur sein Hirn arbeitete fieberhaft. Es war möglich, daß durch die Nässe ein paar Stückchen nicht völlig verbrannt waren. Aber nie und nimmer waren sie so erhalten, daß man an ihnen LSD nachweisen konnte. Es verdunstete in der Hitze der flammenden Kaminscheite. Was Ritter aus der Asche gekratzt hatte, konnten nur Fetzchen sein. Und über Boltenstern kam eine wunderbare Ruhe. Statt erschreckt zu sein, fühlte er sich befreit. Es gab keine Beweise, das erkannte er jetzt.
    »Interessant!« sagte er leichthin. »Bei Toni!«
    »Im Kamin!«
    »Kann man Kaminholz auch in einen LSD-Rausch versetzen? Brennt es dann eckig ab?«
    Werner Ritter fuhr herum. Es gibt eine Grenze der Duldung – bei ihm war sie überschritten.
    »Herr Boltenstern!« rief er hart. »Ihre Flucht in den Spott und Sarkasmus ist ein guter Trick, aber er ist leicht zu durchschauen! Wir haben die Papierreste, halb verkohlt, im Kamin Herrn Huilsmanns gefunden nach der Party, auf der Herr Erlanger verunglückte. Ich drücke mich vorsichtig aus, obgleich ich davon überzeugt bin, daß damals ein Verbrechen geschehen ist. Einer von Ihnen hat dieses LSD mitgebracht, und was dann geschehen ist, wissen nur die damals Anwesenden. Daß es uns gelungen ist, bei einer Razzia in Düsseldorf diese LSD-Papierchen zu entdecken, bringt uns jetzt im Fall Erlanger weiter. Und es wird ein Fall werden – dafür sorge ich!«
    »Ach!« Boltenstern hob die Augenbrauen hoch. Sein Gesicht drückte beleidigenden Hochmut aus. »Sie wollen damit sagen: Einer von uns vier Freunden ist der Mörder Erlangers.«
    »Ja!« antwortete Ritter fest.
    »Haben Sie darüber schon mit Ihrem Vater gesprochen?« fragte Boltenstern kalt.
    »Ich wüßte nicht, was mein Vater damit zu tun hätte?«
    »Er ist der einzige, dem man zumuten kann, kraft seines väterlichen Rechts Ihnen eine herunterzuhauen.«
    »Herr Boltenstern!« Werner Ritter prallte zurück. Und plötzlich war Haß zwischen ihnen, unverhüllt und so eiskalt, daß sie die Wärme der Sonne nicht mehr spürten. »Ich werde beweisen, daß Richard Erlanger am 21. Mai ermordet wurde!«
    »Für einen Schwiegersohn haben Sie eine merkwürdige Art zu reden.«
    »Meine Liebe zu Jutta hat mit Gesetz und Recht nichts zu tun.«
    »Und wie denkt meine Tochter darüber?«
    »Sie wird in einen großen Konflikt kommen, aber ich bin mir gewiß, daß sie richtig handeln wird.«
    Boltenstern nickte. »Wir können sie ja nachher fragen.«
    »Nein.« Werner Ritter wischte sich über die Augen. »Ich fliege in zwei Stunden wieder zurück. Es ist ein Glücksumstand, daß Jutta nicht hier ist – davor hatte ich Angst. Es wäre für uns alle besser, wenn sie von meinem Besuch nichts erfahren würde.«
    »Einverstanden. Wenn ich meine Tochter schonen kann, bin ich Ihrer Meinung.« Boltenstern lächelte böse. »Wir werden ein merkwürdiges Schwiegervater-Schwiegersohn-Verhältnis praktizieren, Werner. Sie haben mich verdächtigt, beleidigt, des Mordes angeklagt. Sie werden von mir Gegenmaßnahmen erwarten müssen!«
    »Acht Personen waren an dieser Party vom 21. Mai in Huilsmanns Villa beteiligt.« Werner Ritter sah in die kalten Augen Boltensterns, und plötzlich wußte er, daß er zu dem einzigen Mann sprach, der das Geheimnis um Richard Erlangers Tod erklären konnte. »Einer wurde getötet … aber diese Kette aus sieben Personen hat ein schwaches Glied. Ich werde es finden! Es gibt nicht sieben Menschen, die gleich stark sind!«
    Boltenstern blieb an seinem großen Steintisch stehen, als Werner Ritter wieder das Haus verließ. Er hörte das eiserne Tor knirschen, und einen Augenblick dachte er darüber nach, wie Ritter zurück zum Dorf kam. Zu Fuß natürlich … ein steiniger Weg von über zwei Stunden. Aber er war ja noch jung, und die Aussicht einen Mörder zu überführen, beflügelte ihn sicherlich.
    Sie waren als offene Gegner geschieden. Ein Händedruck, weiter nichts. Nicht einmal die Höflichkeitsfloskel ›Gute Reise‹ oder ›Guten Flug‹ oder ›Einen schönen Gruß an den Major‹ … Beide erkannten die Gefährlichkeit des anderen. Wie in einem Dschungel war's, wo sich zwei Raubtiere begegnen, ihre Stärke erkennen, wieder auseinandergehen und darauf lauern, wann der andere hinterrücks geschlagen werden

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