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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann.
    Für Boltenstern war es sicher, daß in der Kette von sieben Personen, von der Werner Ritter gesprochen hatte, nur ein schwaches Glied vorhanden war! Toni Huilsmann. Hermann Schreibert schied aus … seine Fingerabdrücke waren am Schal (was man bisher damit erklärte, daß er Erlanger in der Garderobe den Schal abgenommen hatte), und er war es auch, der Erlanger erdrosselt hatte, auch wenn er nichts mehr davon wußte. Hinterher hatte er an einem Chausseebaum sein Gesicht verloren – aus ihm würde Werner Ritter nie einen Ton herausbekommen. Aber Huilsmann war gefährlich. Er war eine ängstliche Natur, ein weichlicher Mann, ihn konnte man bluffen mit diesem Streifchen Löschpapier, das Werner Ritter mit sich herumtrug.
    Alf Boltenstern meldete eine telefonische Verbindung nach Deutschland, nach Düsseldorf, an.
    Zwei Stunden mußte er warten, bis ihm das Amt in Rhodos über Athen mitteilte, daß sich niemand meldete.
    »Versuchen Sie es jede Stunde!« sagte Boltenstern erregt. »Ja, bis in die Nacht hinein! Jede Stunde! Ob damit die Leitung nach Deutschland blockiert wird, ist mir gleichgültig! Ich bezahle es! Ja, den Blitzgesprächtarif! Ich muß den Gesprächspartner haben!«
    Ein Wettrennen mit der Zeit begann. Jetzt lobte Boltenstern den Einfall Petra Erlangers, mit Jutta einkaufen zu fahren. Solange er allein war, konnte er ungehindert sein Netz ausspannen … er rief bei der Flughafenauskunft in Rhodos an, wann ein Herr Ritter abgeflogen sei. Er ließ sich aus Athen melden, wann die Maschine mit der Buchung Werner Ritters abging, wann sie in Frankfurt eintraf, in Düsseldorf-Lohhausen, und dann rechnete er ganz nüchtern seine Zeitchancen aus. Die letzte Maschine von Athen bekam Ritter nicht mehr. Er mußte in Athen übernachten und flog mit der 7-Uhr-Maschine. Das war günstig. Für Boltenstern blieben eine ganze Nacht und ein Vormittag, um überall die Vorhänge über die Nacht vom 21. zum 22. Mai zuzuziehen. Werner Ritter würde gegen das Phantom von Schulterzucken und Nichtverstehen kämpfen, und wo er hineinstach, würde er auf Watte treffen. Ein Jung Siegfried der Lächerlichkeit. Ein neuer Don Quichotte.
    Boltenstern war sehr zufrieden, als er die Daten und den Zeitplan überblickte. Es kam jetzt nur darauf an, Huilsmann zu sprechen. Am besten schickte man ihn weg, ließ ihn einfach nach Rhodos kommen.
    Am Abend, schon im Dunkeln, kehrten Jutta und Petra Erlanger aus Kremasti zurück. Jutta hatte einen griechischen Jünglingskopf gekauft, eine garantiert echte Ausgrabung aus den Gebieten um Kameiros, dem Ruinenfeld des Altertums. Voller Stolz baute sie den Kopf vor Boltenstern auf, ein Gesicht von klassisch reinen, edlen Zügen, und Boltenstern lobte den Kauf und bestätigte, daß sich Werner Ritter sicherlich sehr über dieses Geschenk freuen würde.
    Im übrigen war er an diesem Abend unruhig und wortkarg.
    »Ich erwarte einen Anruf aus Deutschland«, sagte er, als Petra ihn leise fragte, warum er so nervös sei. Und er sagte es so kurz und hart, daß Petra, in ihrer neuen Art von Duldsamkeit, nicht weiter nach diesem Anruf forschte.
    Da keine rechte Stimmung aufkam, gingen Jutta und Petra bald in ihre Zimmer. Boltenstern blieb auf, setzte sich neben das Telefon und las. Mehrmals fragte er beim Amt in Rhodos an; die Auskunft war immer die gleiche: In Düsseldorf meldet sich keiner.
    Bis drei Uhr morgens hielt es Boltenstern wartend aus, dann ließ er die Nummer ändern, und nun erhielt er schnell eine Verbindung.
    Konrad Ritter schrak aus seinem Bett hoch wie bei einem Alarm, als das Telefon schrillte. Nach einem Blick auf den Wecker sprang er auf, schlurfte ins Nebenzimmer und riß den Hörer hoch.
    »Ritter!« brüllte er. »Zum Teufel, wer ist denn da?«
    »Hier ist Alf, Major«, sagte Boltenstern im fernen Rhodos, und es klang so klar, als rufe er aus Düsseldorf selbst an.
    »Besoffen?« schrie Ritter. »Guck mal auf die Uhr!«
    »Sie liegt in meinem Blickfeld. Ich brauche nur eine Auskunft, Major.«
    »Um drei Uhr nachts?«
    »Wo ist Toni? Seit Stunden kommt keine Verbindung zustande.«
    »Toni ist an der Riviera. Ich glaube, in St.-Tropez.«
    »Weiß das dein Sohn?«
    »Ja.«
    »Scheiße! Du mußt mir helfen, Major. Hast du eine Ahnung, wo dein Sohn ist?«
    »Auch verreist. Nach Berlin zu einer Tagung, sagte er.«
    Boltenstern lachte bitter auf. »Berlin heißt Rhodos, und die Tagung war ich! Dein Sohn war heute bei mir und wollte mich auseinandernehmen! Mit einem Schnipsel

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