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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abfallproduktes LSD. Lysergsäurediäthylamid.«
    »Ein Bandwurmwort.«
    »Die nüchterne Bezeichnung für eine Wahnsinnsdroge. Seit einer Woche habe ich mir alles kommen lassen, was man bisher über dieses LSD weiß. Aus Basel von Sandoz selbst, aus England von Scotland Yard, aus Paris, aus Rom und aus Washington vom FBI. Ich habe die einschlägige medizinische Literatur in der Bibliothek der Medizinischen Akademie durchgelesen. Es ist erschreckend! Seit 1943 kennt man dieses LSD! Seit 1949 weiß man durch Versuchsreihen an gesunden und echten schizophrenen Patienten und Versuchspersonen, daß dieses LSD das stärkste, persönlichkeitsverändernde Rauschgift ist, das es überhaupt gibt. Schon 100 Mikrogramm genügen, um einen Menschen für neun Stunden wahnsinnig zu machen. Zwei Pfund in die Trinkwasseranlage Londons geschüttet, und 5,2 Millionen Menschen wären für einen ganzen Tag nur noch lallende Idioten! Und was sind zwei Pfund! In Amerika erzeugen schon jetzt Chemiestudenten das LSD in primitiven Giftküchen, die sie sich in der Garage oder im Keller eingerichtet haben. Es ist gar keine Kunst, die Menschheit wahnsinnig zu machen! Und das alles weiß keiner! Über alles das hat man den Schleier des Schweigens gezogen, weil die Wahrheit zu grauenhaft ist! In den USA gibt es jetzt schon mindestens 100.000 LSD-Süchtige. Morde sind passiert, Selbstmorde, Verbrechen im LSD-Rausch … und kein Täter ist verantwortlich, denn er ist ja zur Zeit seiner Tat nicht Er, sondern ein anderes, völlig unkontrollierbares Ich.«
    »Nach Deutschland wird dieses LSD nicht kommen!« sagte Jutta.
    »Bis Paris ist es schon.«
    »Wir brauchen ja nicht jeden ausländischen Blödsinn mitzumachen.«
    »Mein liebes Kind, wenn du wüßtest, wie übersättigt unsere Wohlstandsgesellschaft ist. Immer nur Striptease, immer nur rosa Licht und minderjährige Mädchen – das kotzt allmählich an. Wenn das LSD auch nach Deutschland kommt, wird sich die Partygesellschaft mit einem Schrei der Wonne darauf stürzen und sich mit geiler Freude zu Schizophrenen verwandeln, weil es mal etwas anderes ist. Wahnsinn als Gesellschaftsspiel.«
    »Das sind böse Visionen.« Jutta Boltenstern schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht daran.«
    »In den USA verkauft man das LSD als getränkte Würfelzuckerstückchen. In England und Frankreich saugt man es in kleine Streifen Löschpapier auf, die man dann nur in die Gläser zu hängen braucht.« Werner Ritter wischte sich über das Gesicht. Es war feucht.
    Die nicht verbrannten Löschpapierstreifen im Kamin Huilsmanns.
    Die völlige Erinnerungslosigkeit aller Gäste dieses 21. Mai.
    Drei Tage vor dieser Party war Boltenstern aus Paris zurückgekommen.
    In Paris, wo man das LSD in Löschpapier aufgesogen verkauft.
    Seit drei Tagen wußte Ritter das alles. Seit drei Tagen lag er nachts wach, starrte an die Decke und bat das Schicksal, daß sein Verdacht nicht Wahrheit war. Seit drei Tagen hatte er Angst um seine Liebe zu Jutta.
    »Komm«, sagte er rauh, umfaßte ihre Schulter und zog sie an sich. »Das ist alles viel zu trübe, um unseren Abend schön werden zu lassen. Gib mir einen Kuß, Jutta … ich bin ein Idiot, daß ich dir solche dämlichen Dinge aus meinem Beruf erzähle. Kein Wort mehr aus unserem Alltag! Küß mich!«
    Sie umarmten sich, und da auch die anderen Paare nichts anderes taten, küßten sie sich und vergaßen dabei ihre Umwelt.
    Werner Ritter schrak hoch, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Auch Jutta fuhr mit einem leisen Aufschrei zurück und bekam einen feuerroten Kopf.
    Neben ihnen stand Major a.D. Konrad Ritter und sagte:
    »Das nenne ich wirklich die richtigen Ermittlungen! Mein Junge, schreite zur Verhaftung und sammele so viel Indizien, daß es für lebenslänglich reicht!«
    »Vater!« sagte Werner Ritter verstört. »Was machst du denn hier?«
    »Onkel Konrad …«, Jutta nagte an der Unterlippe, »sagst du Paps was davon?«
    »Zwei Fragen auf einmal!« Konrad Ritter faßte seinen Sohn und Jutta unter und zog sie mit sich fort. »Kann ein alter Mann nicht auch einmal Luft schnappen?«
    »Um diese Zeit? Im Rosengarten?«
    »Ich liebe die süße Rosenluft.« Konrad Ritter blinzelte. »Komme da ahnungslos über den Weg, und wen sehe ich am Brunnen stehen und knutschen … meinen braven Sohn und die noch bravere Jutta! Kinder, wie lange geht das denn schon?«
    »Ein halbes Jahr, Vater.«
    »Und Boltenstern weiß nichts?«
    »Nein.« Jutta blieb stehen. »Sagen Sie bitte, bitte,

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