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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war ohne die geringste Aufregung.
    »Wieso denn das? Ist denn Else nicht im Haus. Moment … ich werde über die Hausanlage einmal nachfragen …« Huilsmann wollte umschalten, aber Werner Ritters klare Stimme hielt ihn fest.
    »Sparen Sie sich die Mühe. Fräulein Else ist bei uns.«
    »Bei … bei Ihnen?« Huilsmann war plötzlich sehr wach. Das LSD, dachte er. Sie hat etwas gemerkt. Himmel, Arsch und Zwirn, in welchen Mist bin ich da hineingerutscht?! »Was macht sie den bei Ihnen?« fragte Huilsmann und gab seiner Stimme einen empörten Ton.
    »Bitte, kommen Sie zu mir. Ins Präsidium.«
    Dann gab es einen Knack in der Leitung, und Huilsmann wußte, daß es ein unangenehmer Tag werden würde.
    Er wusch sich, rasierte sich sorgfältig, versuchte Boltenstern zu erreichen, aber er war nicht im Hause, rief den Major an und erfuhr, daß dieser beim Reiterverein sei, alles war also gegen ihn, und in dieser Stimmung, ein verlorener Mensch zu sein, fuhr er zum Präsidium und ließ sich zum Zimmer Werner Ritters schleusen.
    Ritter war nicht allein. Dr. Lummer, das ›Kotelett‹, saß etwas abseits und studierte einige große Fotos. Ohne große Vorreden erhob sich Dr. Lummer und hielt Huilsmann eines der Bilder unter die Augen.
    »Kennen Sie das Mädchen …«
    »Mein Gott …«, stammelte Huilsmann. Seine Beine knickten ein, er hielt sich an der Tischkante fest und starrte auf das scharfe Foto. »Das ist doch nicht möglich … wieso denn … Das kann doch nicht wahr sein …«
    Das Ufer des Rheines südlich Oberkassel. In den ins Wasser hängenden Zweigen einer Weide hat sich eine Leiche verfangen, vom Strom an das Ufer getrieben. Ein Mädchen mit verzerrtem Gesicht. Ein schöner, praller Körper, halb entblößt in zerfetzten Kleidern.
    »Wer ist das?« fragte Werner Ritter nüchtern.
    »Else Lechenmaier … mein Hausmädchen …«
    »Sie erkennen sie einwandfrei?«
    Huilsmann nickte wie aufgezogen. »Ja … ja …«
    »Seit wann vermissen Sie Else Lechenmaier?«
    »Ich vermisse sie überhaupt nicht. Sie hat mich gestern abend noch bedient, Wein aus dem Keller geholt … und dann bin ich zu Bett gegangen …«
    »Und Sie haben nichts gehört ober bemerkt?«
    »Ich habe geschlafen, bis man mich eben durch das Telefon weckte …« Huilsmann starrte auf die Fotos, die neben Dr. Lummer auf dem runden Rauchtisch lagen. Ein Stapel Fotos … und immer Else, von allen Seiten, ein weißer, zerschundener Körper und ein entsetztes, entstelltes Gesicht.
    »Wann … wann …«, stotterte Huilsmann. Er wandte sich ab und setzte sich schwer.
    »Ein Boot sah die Leiche heute morgen gegen neun Uhr im Ufergestrüpp. Todesstunde und Todesursache werden die Obduktion ergeben.«
    »Das ist ja furchtbar.« Huilsmann nahm mit zitternden Fingern eine Zigarette an, die ihm Dr. Lummer anbot. »Wie ist denn so etwas möglich?«
    »Das werden wir bald wissen.« Werner Ritter sah über den gesenkten Kopf Huilsmanns zu Dr. Lummer hinüber. Er dachte an die Worte, die der Kriminalrat gesagt hatte, bevor Huilsmann gekommen war.
    »Dieser Tod paßt nicht in Ihr Bild, Ritter! Sie jagen einem Nebel nach, den die nächste Sonne auflöst! Lassen Sie Boltenstern in Ruhe … er ist ein ehrenwerter Mann.«
    Sollte Dr. Lummer recht haben?
    Lag der Schlüssel des Geheimnisses bei Toni Huilsmann?
    Da blieb, trotz aller Nachforschungen, noch immer das Rätsel, wer in dem damals plombierten Zimmer gewesen war. Kein Siegel war verletzt worden … aber wer in dem Zimmer gewesen war, hatte es durch das Fenster verlassen und vorher noch das Telefon zerschlagen. Wer war es? Wie kam er in das plombierte Zimmer? Warum warf er das Telefon an die Wand? Mit wem hatte er telefoniert?
    Diese Fragen wurden nie gelöst … und nun gab es einen neuen Toten. Im Hause Toni Huilsmanns!
    Einige Minuten lag Schweigen über ihnen. Es wirkte wie die bleierne Windstille vor einem Orkan, es nahm einem den Atem, es drückte auf das Herz und ließ das Blut in den Adern rauschen. Toni Huilsmann rauchte, und die Zigarette flatterte zwischen seinen Fingern, als hielte er sie in einen Windstoß. Gleichmütig betrachtete der Kriminalrat Dr. Lummer die schrecklichen Fotos von Else Lechenmaiers Leiche und legte sie, nachdem er sie genau angesehen hatte, so auf den Tisch, daß Huilsmanns Blick auf sie fallen mußte, wenn er aufsah. Werner Ritter blätterte in den Berichten der Polizei über die Bergung der Toten aus dem Rhein. Das leise Rascheln des Papiers klang in Huilsmanns Ohren wie lautes

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