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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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du stark sein, der Held, der Sieger … für dreihundert oder fünfhundert Mark pro Nacht. Aber wenn du Petra gegenüberstandest, warst du ein Zwerg, ein impotenter Maulesel, ein Männerplakat, weiter nichts. Um Petra zu erobern, hättest du weniger Geist und mehr Brutalität gebraucht … nicht Smoking, Richard, sondern aufgekrempelte Hemdsärmel.
    Boltenstern sah verwundert auf, als ein Herr in weißer Tennishose und blauem Pulli an ihn herantrat und ihn mit einer knappen Verbeugung begrüßte.
    »Larensius«, sagte er. »Wenn ich mich Ihnen bekannt machen darf …«
    »Boltenstern.«
    »Es freut mich, daß wir uns in Rhodos getroffen haben.« Und als er Boltensterns irritierten Blick bemerkte, fügte Larensius hinzu: »Rhodos ist eine schöne Insel für die ersten acht Tage. Dann wird es langweilig. Die gleichen Esel, die gleichen Kneipen, die gleichen Gespräche, die gleichen Menschen. Vor einem das Meer, hinter einem Felsen … und man gähnt, wenn man ein vitaler Mensch ist. Sie sind gestern erst angekommen?«
    »Ja«, antwortete Boltenstern knapp. Irgendwie gefiel ihm dieser Herr Larensius nicht. Nicht seine Geschwätzigkeit war es, sondern vielmehr der Blick, mit dem er Boltenstern musterte, abtastete, mit einem schlecht verborgenen Lauern.
    »Wir haben Sie ankommen sehen. Wir, das sind ich und meine Frau Evelyn und ein befreundetes Ehepaar. Sellwaldt aus Hamburg. Steinreiche Handelsfamilie.«
    »Interessant«, sagte Boltenstern kühl.
    »Ich muß Ihnen ein Kompliment unter Männern machen, Herr Boltenstern … Sie haben eine verteufelt hübsche Frau.«
    »Danke.« Boltenstern zog die Augenbrauen zusammen. Seine Abneigung gegen Larensius wuchs.
    »Seien wir ehrlich, wie es unter Leuten unserer Kreise üblich sein sollte.« Larensius leckte sich über die etwas wulstigen Lippen. »In spätestens acht Tagen werden auch Sie merken, wie Sie zu gähnen beginnen. Wir sind Menschen, Herr Boltenstern, die ein motorisches Leben führen. Die Ruhe bekommt uns nicht … wo andere sich erholen, werden wir nervös. Die Ruhe ist wie Gift für uns. Ich wette, Ihnen ergeht es genauso.«
    »Manchmal«, sagte Boltenstern abweisend. Er blickte an der Hotelfassade empor und suchte sein Zimmer. Die Balkontür stand offen, die Gardine flatterte ins Zimmer.
    »Auf Rhodos werden Sie kribbelig werden. Wir kennen das. Ohne Ihren Plänen vorzugreifen, Herr Boltenstern … es wäre doch schön, wenn wir drei Familien uns zusammenfänden und einen Urlaub eigener Provenienz gestalteten. Wir könnten gemeinsam schwimmen, segeln, Landpartien machen, angeln, reiten, und am Abend wäre eine fröhliche Geselligkeit genau das richtige gegen die erdrückende Langeweile.« Herr Larensius lehnte sich gegen die Balustrade neben Boltenstern und sah auch hinauf an der Hotelfassade. »Wir haben Apartment 10. Sellwaldts wohnen auf Nr. 22. Meine Frau ist übrigens 28 Jahre, naturschwarz, schlank und doch dort, wo es sein muß, üppig. Ein Typ, der wirklich Freude macht …«
    Boltenstern sah Larensius aus den Augenwinkeln an. Man sollte ihn ohrfeigen, dachte er. Man sollte dieses Schwein im Maßanzug über die Mauer werfen, hinein in die Kakteen unter uns.
    »Meine Frau ist dreiunddreißig«, sagte er, nur um zu hören, wie weit Herr Larensius mit seiner Angebotsliste gehen würde. »Wir sind seit elf Jahren verheiratet.«
    »Eine lange Zeit, um sich vorzüglich zu kennen!« Larensius winkte zu einem Balkon hinauf. Dort stand eine halbangekleidete, brünette Frau und winkte zurück. »Frau Sellwaldt. Lucie. 31 Jahre. War früher Schauspielerin. Ein tolles Temperament.« Er wandte sich wieder Boltenstern zu und schnippte etwas nervös mit den Fingern. »Wir sind doch alle moderne, weltoffene, tolerante Menschen, nicht wahr? Als ich Sie ankommen sah, habe ich mir gleich gesagt: Das kann ein neuer, guter Partner für uns werden. Dieser Mann hat Klasse. Er versteht zu leben. Man braucht nur seine Frau anzusehen!«
    »Bitte, lassen Sie meine Frau aus dem Spiel!« sagte Boltenstern hart.
    Herr Larensius zog das Kinn etwas an und musterte Boltenstern wieder kritisch. Ihm schien es unmöglich, daß er sich getäuscht hatte. Ein Mann wie dieser Boltenstern ging zumindest nicht an einer Evelyn Larensius vorüber.
    »Es wird ein schöner Kreis werden«, sagte er. »Ich kenne eine Badebucht, die paradiesisch ist. Dort hat man im zwanglosen Baden und Spielen Gelegenheit genug, persönliche Kontakte auszubauen.«
    Boltenstern hatte genug. Er sah Petra durch den Garten

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