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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sind noch nicht verwelkt …«
    »Vielleicht haben die Gärtner sie präpariert …«
    »Ironie steht dir nicht, Alf.« Petra wandte den Kopf zu Boltenstern. Ganz nahe waren jetzt ihre Augen. Der Atem wehte von Lippe zu Lippe. »Ich liebe dich nicht«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. »Gegen Richards Genie bist du ein Versager. Aber ich liebe das Genie, das Außergewöhnliche, das Einmalige. Du bist ein Durchschnittsmensch … Genügt das?«
    »Völlig.« Boltenstern lächelte sie an, aber in seinem Inneren war es kalt. So muß es einem Mörder zumute sein, bevor er zusticht oder mit den eigenen Händen würgt. An nichts denkt man. Leer ist man. Es gibt kein Gefühl mehr. Und das Herz ist ein Motor, der die Funktion des Pumpens erfüllt. »Wir werden im selben Bett liegen und doch durch Schluchten getrennt sein.«
    »Sehr bildhaft, meiner Lieber!« Petra trat zurück ins Zimmer und zog ihre verstaubte Reisebluse aus. Sie reckte die Arme hoch und wippte auf den Zehenspitzen. Wie der Pfeil auf einer Bogensehne war ihr herrlicher Körper.
    Du Luder, dachte Boltenstern und trat hinaus auf den Balkon. Er beugte sich über das Geländer und sah hinunter in den Garten. Zwischen einer Buschgruppe hatte man einen runden Tisch aufgestellt. Drei Männer in Shorts saßen darum und spielten Skat und tranken Bier.
    »… dreiundzwanzig … vierundzwanzig … dreißig … sechsunddreißig … Die Hosen runter! Karo! Jetzt sollt ihr mal 'ne Flöte jubeln hören …«
    Deutsche.
    Boltenstern beugte sich zurück. Hinter ihm im Zimmer lief Petra Erlanger herum. Er hörte das Klatschen ihrer nackten Füße, als sie zwischen Schrank und Badezimmer hin und her lief. Sie hat sich ausgezogen, dachte er. Gleich wird die Brause summen, und sie wird unter den Strahlen stehen, bei offener Tür, ein sich drehender, reckender, im Wasser glitzernder Körper, und sie wird darauf vertrauen, daß auch zwischen ihr und Boltenstern eine gläserne Wand steht, die alle Schönheit zeigt, aber unerreichbar macht.
    Und sie wird dieses Spiel weitertreiben, Tag und Nacht, bis zum Wahnsinn, mit einer kalten, perfiden Perversion und mit dem sanften Lächeln einer Madonna auf den Lippen.
    Boltenstern drehte sich nicht um, auch nicht, als wirklich das Wasser aus der Brause rauschte. Er blieb auf dem Balkon stehen und blickte starr über das Meer und die weißen Felsen. Erst, als Petra Erlanger wieder hinter ihm stand, in einem weißen Bademantel, die blonden Haare naß um den schmalen Kopf geklebt, zerbrechlich klein und zierlich, wandte er sich zu ihr.
    »Erfrischt?« fragte er kühl. »Soll ich die Hotelfriseuse anrufen?«
    »Du bist ein Aas!« sagte sie leise. Zum erstenmal hatte ihre Stimme einen anderen Ton. Leben klang in ihrer sonst kalten, hellen Stimme. Sie war dunkler geworden. »Du bist ein berechnender Schuft!« Ihr weißer Bademantel klaffte plötzlich auseinander, ihre Brust drängte an die Sonne. Boltenstern ging ins Zimmer zurück, wählte eine Hotelnummer und sagte ruhig: »Bitte Zimmer 7.« Dann wandte er sich um, und Petra trat vom Balkon herein, mit schmalem Mund und bösen Augen. »Die Friseuse kommt sofort, Petra«, sagte er. »Recht so?«
    Sie antwortete nicht … Ins Badezimmer ging sie und warf die Tür zu.
    Der Kampf hatte begonnen. Mit einem zufriedenen Lächeln setzte sich Boltenstern auf das Bett und steckte sich eine Zigarette an.
    Nichts macht eine Frau inkonsequenter als die Mißachtung ihrer dargebotenen Schönheit.
    Da werden Vorsätze zertrümmert und Moralitäten ertränkt.
    Da wird der Urstoff bloß, unaufhaltsam wie Lava.
    Da wird die Frau zum Weib.
    Als die Friseuse kam, hatte sich Petra Erlanger bereits angezogen, und sie spielte die Ehefrau vollendet, als sie zu Boltenstern sagte: »Ach, Lieber, im Badezimmer auf der Glasplatte steht mein Haarspray. Holst du ihn mir bitte?«
    Und Boltenstern ging.
    Die Luft war voller Blütenduft. Rosen, Nelken und Kamelien.
    Und in der Nacht würde das Meer vor ihren Fenster rauschen und die Dunkelheit leben von Tausenden unbekannten Stimmen und Lauten.
    Und die Nacht kam.
    Kein Licht brannte im Zimmer, als Boltenstern sich neben Petra in das gelbseidene Bett legte. Nur die fahle Helle des sommerlichen Nachthimmels glitt durch die unverhängten Fenster, und das Rauschen des Meeres war so nah, als stände das Bett zwischen den weißen Felsen über der Brandung.
    Petra rührte sich nicht, als Boltenstern sich ausstreckte, das Kissen unter seinen Kopf knüllte und sich bemühte, so weit

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