Zum Sterben schoen
vor, mich zu beklagen.«
»Und wie viele Kilometer läufst du jeden Morgen?«
»Etwa hundert, mehr oder weniger.«
Sie lachte. »Stimmt das?«
Joe stand am Wohnzimmerfenster und schaute durch einen Spalt in den zugezogenen Vorhängen nach draußen.
»Nick, das solltest du dir besser einmal anschauen. Wir haben hier eine kritische Situation. Vielleicht überlegst du es dir noch einmal, ob ihr heute lauft.«
Laurant war schneller am Fenster. Sie spähte hinaus und sagte dann. »Alles in Ordnung. Das sind nur die Jungs, die auf mich warten. Wir laufen jeden Morgen zusammen.«
Nick schaute über ihren Kopf und sah sieben junge Männer die sich auf dem Bürgersteig vor ihrem Haus drängten. Zwei weitere joggten mitten auf der Straße auf der Stelle.
»Wer ist das?«
»Kids von der High School«, antwortete sie.
»Und sie laufen jeden Tag mit dir? Warum zum Teufel hast du sie nie erwähnt?«
Er klang ungläubig und wütend. »Werd nicht böse. Das ist doch keine große Sache. Entschuldigung, dass ich vergaß, sie zu erwähnen. Die Jungen sind in der Leichtathletikmannschaft der Holy-Oaks-High-School also, zumindest einige von ihnen«, erklärte sie. »Und sie laufen nicht wirklich mit mir, zumindest nicht um den See. Sie bleiben alle zurück, sobald ich auf den Weg um den See stoße. Dann warten sie, bis ich zurückkomme und …«
»Und was?«, wollte er wissen. Bevor sie eine Chance hatte zu antworten, murmelte er: »Wesson, kriegen Sie das mit?«
»Ich höre Sie laut und deutlich«, kam die ungerührte Antwort.
»Und was?«, fragte er Laurant wieder. »Sie warten auf dich, bis du um den See herumkommst, und dann was?«
»Dann joggen sie mit mir nach Hause. Das ist alles. Sie wollen während des Sommers in Form bleiben, damit sie in Topform sind, wenn die Schule wieder anfängt.«
Nick warf einen Blick nach draußen und bemerkte einen weiteren Jungen, der die Straße entlanggerannt kam und sich zu seinen Freunden gesellte.
»O ja, das sind alles ernsthafte Läufer«, bemerkte er sarkastisch. »Besonders der Typ mit dem Donut. Der ist definitiv auf dem besten Weg zu den Olympischen Spielen.«
Joe warf im Flurspiegel einen Blick auf sich. Sein Haar stand in alle Richtungen ab. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, es sich zu kämmen, seit er aus dem Bett gekrochen war, oder besser gesagt, seit er sich vom Sofa hochgerappelt hatte. Schuldbewusst versuchte er, es glatt zu streichen, als er sagte: »Ach … ich glaube nicht, dass einer von diesen Jungs sich aus dem Bett gequält hat und hierher geeilt ist, um zu laufen, Laurant. Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass ihnen nicht der Sinn nach Laufen steht.«
»Und was hat sie so früh am Morgen aus den Betten geholt?«, fragte sie ärgerlich.
Nick antwortete: »Hormone, Laurant. Verrückt spielende Hormone.«
»Um Himmels willen. Um diese Tageszeit? Jungens ihres Alters haben eine ganze Menge mehr im Sinn als Sex.«
»Nein«, widersprach Nick.
Sie schaute Joe an, der dümmlich nickte. »Wirklich nicht«, stimmte er Nick zu.
Nick deutete mit dem Daumen in Richtung Fenster. »In dem Alter habe ich an überhaupt nichts anderes gedacht als an Sex.«
Joe nickte. »Ich muss Nick wieder zustimmen«, sagte er. »Das war alles, an das ich je dachte. Meistens dachte ich darüber nach, wie ich dazu kommen könnte, und als ich schließlich dazu kam, dachte ich darüber nach, wie ich wieder dazu kommen könnte.«
Sie wusste nicht, ob sie lachen oder wütend werden sollte. Das Gespräch war absurd. »Ihr wollt mir erzählen, dass ihr als Teenager in jeder wachen Sekunde an nichts anderes gedacht habt?«
»So ziemlich«, gestand Nick. »Wir wissen also, wo sie herkommen und hinter was sie her sind. Vielleicht sollte ich einmal raus gehen und mich ein wenig mit ihnen unterhalten.«
»Wage es ja nicht.«
Nick hatte eine bessere Idee. Er würde sie einschüchtern. Er zog sein T-Shirt hoch über seine Waffe und stopfte den Stoff dann dahinter, sodass die Pistole deutlich sichtbar war.
Joe beobachtete ihn. »Das sollte sie entmutigen.«
Als Nick Laurant die Haustür öffnete, grinste er und sagte: »Vielleicht sollte ich ein paar von ihnen erschießen.«
Laurant verdrehte die Augen, als sie an ihm vorbeiging. Sie winkte ihrer Entourage zu, überquerte die Straße und stellte den Jungs Nick vor. Sie erzählte ihnen, dass er ihr Verlobter sei. Den Kids fiel Nicks Waffe natürlich auf, aber sie warfen nur einen flüchtigen Blick darauf, bevor sie wieder Laurants
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