Zum Sterben schoen
versuchte, klar zu sehen, während sie instinktiv seine Hand beiseiteschob. Dann wurde ihr klar, dass Nick sie berührte. Als sie seine Waffe sah, begriff sie auch seine Worte.
»Du musst wirklich still sein«, flüsterte er.
Sie nickte. Sie verstand. Nick zog die Hand zurück, während sie hochfuhr. Das vergessene Buch flog durch die Luft und wäre auf den Holzboden geknallt, wenn Nick es nicht aufgeschnappt hätte. Er legte es aufs Bett, griff nach oben, um die Leselampe auszuschalten, nahm dann ihre Hand und zog sie behutsam auf die Beine.
Ihr Herz schlug so heftig, dass sie Probleme hatte, Luft zu kriegen. Das Zimmer war so dunkel, dass sie den Weg zur Wand ertasten mussten. Nick führte sie ins Badezimmer. Als sie nach dem Lichtschalter griff, legte er seine Hand auf ihre.
»Kein Licht«, flüsterte er.
Er trat zurück ins Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
»Sei vorsichtig«, wisperte sie.
Sie wollte ihn bitten, bei ihr zu bleiben, aber sie wusste, er würde und konnte das nicht.
Dort drinnen war es stockdunkel. Sie hatte Angst, sich zu bewegen, aus Furcht, versehentlich etwas umzustoßen und den Eindringling wissen zu lassen, dass der Haushalt wach war. Mit gebeugtem Haupt verschränkte sie die Arme vor dem Bauch und stand erstarrt da, während ihr Verstand sich überschlug. Wie konnte sie helfen? Was konnte sie tun, das nicht hinderlich wäre?
Sie hatte panische Angst um Nick. Das Unerwartete konnte selbst den erfahrensten Mann zu Fall bringen. Jeder hatte einen verwundbaren Punkt und Nick bildete da keine Ausnahme. Wenn ihm irgendetwas passierte, wusste sie nicht, was sie tun würde. Bitte, Gott, beschütze ihn.
Es war totenstill. Sie presste das Ohr gegen die Tür und lauschte auf den geringsten Laut. Über eine Minute lang stand sie so – es erschien ihr wie eine Ewigkeit –, und immer noch nichts als das Pochen ihres eigenen Herzens.
Dann hörte sie es. Ein scharrender Laut, wie ein Zweig, der über ein Fenster kratzte, aber dieses Geräusch kam nicht aus dem Haus. Es war über ihr. Das Dach. Mein Gott, war der Eindringling auf dem Dach? Nein, nein, er war bereits unten im Haus. Sie versuchte, sich zu überzeugen, dass das Geräusch, das sie gerade gehört hatte, einfach ein Zweig gewesen war, der im Wind hin und her schwankte.
Sie lauschte angestrengt. Da hörte sie es wieder. Jetzt war es näher an ihrem Standpunkt und hörte sich überhaupt nicht wie ein schleifendes Geräusch an. Jetzt klang es wie ein Tier, ein Waschbär oder ein Eichhörnchen, das über das Dachsims vor dem Badezimmerfenster huschte.
War das Fenster geschlossen? Ja, natürlich. Nick hatte bestimmt darauf geachtet. Beruhige dich. Lass deiner Fantasie nicht die Zügel schießen.
Sie starrte das Fenster an. Es war über der Badewanne, aber es war zu dunkel, um zu erkennen, ob das Schloss verriegelt war. Sie musste das kontrollieren. Wenn sie sich langsam und vorsichtig bewegte, würde sie keinen Lärm machen. Sie wollte sich gerade zentimeterweise von der Tür wegbewegen, als sie einen roten, kugelschreiberspitzengroßen Lichtstrahl durch die Fensterscheibe fallen sah. Er tanzte über den Spiegel, näherte sich ihr. Suchte … forschte nach einem Ziel.
Sie fiel auf die Knie, legte sich auf den Bauch und rückte zur Badewanne hinüber. Sie presste den Körper gegen das kühle Porzellan, den Blick wie gebannt auf den roten Lichtstrahl. Zu spät erkannte sie, dass sie aus dem Badezimmer hätte verschwinden sollen, als sie noch Gelegenheit dazu hatte. Der Strahl würde sie erfassen, wenn sie sich jetzt bewegte. Er sprang die Tür entlang, zuckte hin und zurück, hin und zurück. Mein Gott, wenn Nick die Tür öffnete und versuchte, hereinzukommen, würde, wer auch immer auf dem Sims lauerte, ihn klar im Visier haben.
Beruhige dich. Denk nach. Wie konnte er auf das Dach gelangen, ohne gesehen zu werden? Nick hatte ihr gesagt, dass drei Agenten das Haus Tag und Nacht beobachteten, aber neben ihrem Schlafzimmer und Badezimmer befand sich ein baumbestandenes Grundstück und hinter dem Garten ein weiteres unbewohntes Grundstück. Es wäre leicht, auf einen der hundert Jahre alten Bäume zu klettern und aus dem Baumwipfel auf das Dach zu gelangen. Leicht, dachte sie.
Aber ohne gesehen zu werden? Es wäre gewagt, raffiniert, aber nicht unmöglich. Keine Panik. Warte. Vielleicht war einer der FBI-Agenten auf dem Dach. Ja, das könnte sein. Er könnte das Badezimmerfenster abschirmen, um sicherzugehen, dass der
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