Zum Sterben schoen
hat. Er war in der Stadt, als der Unbekannte mit Tommy im Beichtstuhl redete.«
»Wann hast du das herausgefunden?«, fragte Laurant.
»Diese Information bekam ich heute Morgen von Feinberg.«
Sie drehte sich wieder zum Becken um. »Und wer war nicht hier?«, fragte sie.
Der Kessel war voll, das Wasser floss jetzt an den Seiten über. Nick nahm ihn ihr aus der Hand, goss die Hälfte des Wassers wieder aus und setzte den Kessel auf den Herd.
»Der Sheriff war nicht in der Stadt«, teilte Joe ihr mit. »Und Steve Brenner. Er erzählte Freunden, er ginge angeln.«
Laurant holte Teebeutel und Tassen aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Ihr schien nicht aufzufallen, dass Nick eine Pepsi trank. Sie hatte vor, ihm eine Tasse Tee zu machen. Er lächelte, während er zusah, wie sie arbeitete. Diese schrullige Angewohnheit von ihr war seltsam, aber süß.
Sie setzte sich hin und wartete, dass das Wasser kochte. Ruhelos griff sie zu dem Kartenspiel, das Joe liegen gelassen hatte, und begann es zu mischen.
»Was ist mit dem Tatort, über den Wesson so aufgeregt war? Sollten wir nicht mittlerweile etwas darüber hören?«
Joe antwortete: »Das Labor arbeitet an dem Beweismaterial, das sie gefunden haben. Ich weiß allerdings, dass der Tatort verunreinigt war.«
»Verunreinigt durch was?«
»Kühe.«
Sie konnte das Bild, das Joe gerade hervorgerufen hatte, nicht ausblenden und flüsterte: »O Gott.«
»Teilen Sie die Karten aus«, schlug er vor, in der Hoffnung, sie damit abzulenken. »Wir spielen Rommee.«
»Okay«, flüsterte sie, aber sie blieb weiter dort sitzen und mischte die Karten. Schließlich nahm Joe sie ihr aus der Hand und verteilte sie für sie.
»Ich weiß, dass es so aussieht, als sei eine Menge Zeit vergangen, aber –«, begann Nick.
Sie ließ ihn nicht ausreden. »Sie werden seine Fingerabdrücke nicht finden. Sie werden keinerlei Hinweise finden, die zu ihm führen.«
Nick setzte sich rittlings auf den Stuhl, die Arme auf die Rücklehne gestützt. »Mach keinen Übermenschen aus ihm. Er ist wie wir aus Fleisch und Blut. Er wird einen Fehler machen und dann werden wir ihn festnageln.«
Sie nahm ihre Karten auf und schaute sie an. »Je eher, desto besser, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Okay, warum sorgen wir nicht dafür, dass es eher passiert. Ich finde, Wesson hat Recht. Vielleicht sollte ich morgen alleine laufen, und vielleicht sollte ich morgen den Tag damit verbringen, alleine Besorgungen zu erledigen. Schüttle nicht den Kopf. Er sucht nach einer Gelegenheit, und ich finde, wir sollten ihm den Gefallen tun. Du könntest dafür sorgen, dass ich in Sicherheit bin.«
»Nein.« Er sagte das voller Nachdruck.
»Findest du nicht, wir sollten darüber diskutieren, bevor du–«
»Nein.«
Sie beherrschte sich. »Ich finde wirklich –«
Er schnitt ihr das Wort ab. »Ich habe deinem Bruder versprochen, dich nicht aus den Augen zu lassen, und genauso machen wir das auch.«
»He, Nick, reg dich ab«, schlug Joe vor.
Sein Wutausbruch war nur kurzlebig. »Ja, in Ordnung«, stimmte er zu.
Die Spannung setzte ihnen beiden zu. Laurant wusste, warum sie sich so frustriert fühlte. Jede ihrer Bewegungen wurde von einem Geistesgestörten kontrolliert. Ja, genau das geschah, und mein Gott, wie sie das hasste. Aber warum verlor Nick die Beherrschung? Er müsste doch daran gewöhnt sein, unter solchem Stress zu arbeiten, nicht wahr? Bis heute Abend war er auch sehr gelassen und unerschütterlich wie ein Fels gewesen. Wie in Gottes Namen war er in der Lage, das tagein, tagaus zu tun? Die Spezialeinheit, für die er arbeitete, suchte entführte Kinder. Sie konnte sich nichts Entsetzlicheres vorstellen als ein Kind in Gefahr. Der Druck musste ungeheuerlich sein.
»Du bist der Experte. Ich lasse dich entscheiden, was getan werden muss. Wenn du nicht willst, dass ich alleine laufe, werde ich es nicht tun«, sagte sie.
Binnen Sekunden hatte sie sich um 180 Grad gedreht. Nick konnte sich nicht erklären, warum sie plötzlich wieder so vernünftig war. »Wie kommt’s?«, fragte er misstrauisch.
»Ich will dir deine Arbeit nicht noch schwieriger machen, als sie ohnehin schon ist«, meinte sie.
»Ich komme jetzt, nachdem ihr beide euch wieder beruhigt habt, furchtbar ungern darauf zu sprechen« begann Joe. Er legte eine Karte ab und nahm sich eine neue. »Weil ich weiß, dass Nick dann wieder aus der Fassung gerät, aber –«
»Ich werde nicht aus der Fassung geraten. Was musst du mir
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