Zum Sterben schoen
erzählen. Laurant geht es gut. Einfach gut. Okay?«
»Okay«, stimmte er zu. »Sag mir eines.«
»Was?«
»Hat sie immer noch diese langen Beine?«
»Theo?«
»Ja?«
»Fahr zur Hölle.«
26
Er kam durch die Hintertür.
Er hatte versucht, den Schlüssel zu benutzen, den er nachgemacht hatte, aber die Schlampe hatte offensichtlich die Schlösser ausgewechselt. Warum hatte sie das gemacht, fragte er sich? Hatte sie die Kamera gefunden? Er stand auf der hinteren Veranda und drehte den Schlüssel in der Hand hin und her, während er diese Möglichkeit in Erwägung zog. Schließlich entschied er, nein, sie konnte sie nicht gefunden haben. Sie war zu gut versteckt. Dann erinnerte er sich daran, wie alt und rostig das Schloss gewesen war und vermutete, dass es einfach kaputtgegangen war.
Glücklicherweise trug er seine schwarze Windjacke, damit konnte er seine Hand schützen, als er die Scheibe einschlug. Er hatte die Jacke angezogen, damit er mit der Nacht verschmolz und von den beiden vertrockneten alten Vetteln nicht gesehen wurde, die neben Laurant wohnten. Sie waren wie Katzen, die auf der Fensterbank hockten und hinausspähten. Er hatte das Auto drei Blocks entfernt geparkt, eine weitere Vorsichtsmaßnahme gegen ihre neugierigen Nachbarn. Als er zu ihrem Haus ging, achtete er darauf, sich von den Straßenlaternen fern zu halten und dicht an den Büschen vorbeizubewegen.
Zweimal hatte er das Gefühl, als folgte ihm jemand, und das erschreckte ihn so sehr, dass er überlegte, ob er umkehren und nach Hause gehen sollte, aber die Wut in ihm trieb ihn vorwärts. Der Drang zuzuschlagen fraß an ihm wie Säure und zwang ihn, ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Er verzehrte sich danach, sie zu verletzen, wie ein Alkoholiker sich nach einem Whiskey verzehrte. Das Bedürfnis würde ihn nicht ruhen lassen, und er wusste, dass er jedes Risiko eingehen musste, um abzurechnen.
Langsam zog er sein Jackett aus, faltete es sorgfältig doppelt, wickelte seine Hand hinein, stellte sich vor, die Scheibe sei Laurants Gesicht und schlug mit der Faust in das Fenster. Dabei setzte er viel mehr Kraft ein als nötig. Das Glas zersprang, Splitter flogen in den hinteren Flur.
Den Adrenalinstoß empfand er wie einen Orgasmus; fast hätte er Gottes Namen missbraucht, nur wegen des Nervenkitzels. Plötzlich fühlte er sich mächtig und unbesiegbar. Niemand würde ihn anrühren, niemand.
Er machte sich überhaupt keine Sorgen, dass man ihn hören konnte, denn er war sich sicher, dass das Haus leer stand. Nick und Laurant waren von ihrem Bruder und einem anderen Priester abgeholt worden und zum Junggesellenabschiedsessen gegangen. Er hatte beobachtet, wie sie das Haus verließen, bevor er nach Hause gefahren war, um zu warten und sich dann fertig zu machen. Es war jetzt kurz nach elf, und sie würden erst nach Mitternacht zurückkehren. Reichlich Zeit, dachte er, um zu tun, was er vorhatte, und wieder zu verschwinden.
Er griff hinein, öffnete den Riegel, drückte die Tür auf und trat ein. Er musste den Drang zu pfeifen unterdrücken.
In der Sekunde, als die Tür sich öffnete, begann der stumme Alarm zu blinken, aber Nick wusste bereits, dass jemand im Haus war. Er und Laurant waren früher als erwartet nach Hause zurückgekehrt, und er hatte die Wache übernommen, während Joe Schlaf nachholte. Nick stand oben auf der Brüstung und wollte gerade die Treppe hinuntergehen, als er das Splittern von Glas hörte. Das Geräusch war entfernt, aber unverkennbar.
Er zögerte nicht, sondern zog seine Waffe, entsicherte sie und ging zum Gästezimmer, um Joe zu alarmieren. Gerade als er nach der Klinke griff, öffnete sich die Tür und Joe trat heraus, seine Glock bereits in der Hand, den Lauf zur Decke gerichtet. Er nickte Nick zu, um ihm zu signalisieren, dass er bereit war, wich dann zurück in die Dunkelheit des Zimmers und ließ die Tür weit offen. Nick deutete auf das aufblinkende Alarmlicht und Joe schaltete es rasch aus.
Ohne einen Laut drehte Nick sich um und eilte in Laurants Zimmer. Rasch schloss er die Tür hinter sich. Sie lag fest schlafend auf dem Rücken, die Hände an den Seiten, eine aufgeschlagene Frank-McCourt-Denkschrift auf der Brust. Er ging zu ihrem Bett, hockte sich daneben und legte ihr die Hand auf den Mund, damit sie kein Geräusch machte, wenn sie aufwachte.
»Laurant, wach auf. Wir haben Besuch.« Seine gedämpfte Stimme klang ruhig.
Sie wachte auf und versuchte zu schreien. Sie riss die Augen auf und
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