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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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fuhr dann fort: »Nick sagte überhaupt nichts. Er steckte sich ein Stück Kaugummi in den Mund, und tat wohl das Gleiche, was auch ich versuchte. Nämlich einen klaren Kopf zu bekommen, wissen Sie. Plötzlich drehte er sich zu mir um und sagte: ›Wo ist denn die Katze geblieben?‹
    Wir machten dann, was Morganstern wohl freies Assoziieren nennen würde. Kinder lieben Tiere, zumindest die meisten, und eine Kundin hatte erzählt, dass sie gesehen hatte, wie das Mädchen hinter der Katze herjagte. Wir überlegten uns beide, was passiert sein könnte. Ich fuhr wie ein geölter Blitz, um so schnell wie möglich wieder zum Kaufhaus zurückzukommen, aber dann sah ich die Notaufnahme des Krankenhauses und raste dort hinein. Nick und ich rannten hinein in die Notaufnahme, zückten unsere Polizeimarken und schnappten uns einen Arzt, der gerade Pause machen wollte. Nick teilte ihm mit, dass er mit uns kommen müsse und dass er sein Stethoskop mitnehmen solle.«
    »Das kleine Mädchen war also noch in dem Geschäft, stimmt’s?«
    »Aber sicher«, sagte er. »Sie kroch in einem dieser großen alten Entlüftungsschächte hinter der Katze her. Niemand bemerkte, wie sie an den Wänden auf dem Boden herumkrabbelte, so voll und geschäftig war es in dem Laden. Sie stürzte in dem Schacht zweieinhalb Stockwerke hinab und blieb dann auf einem Sims oberhalb des Kellergeschosses hängen. Der Sturz hätte sie töten können. Sie hatte sich den Kopf angeschlagen und war nicht bei Bewusstsein, als wir schließlich zu ihr vordrangen. Die Katze war bei ihr geblieben. Durch das Stethoskop hörten wir ein schwaches Miauen.«
    »Aber mit ihr war alles in Ordnung?«
    Er lächelte wieder. »Ja, sie war okay.«
    »Sie und Nick müssen gejubelt haben.«
    »Ja, das haben wir, aber wir waren gleichzeitig auch frustriert über uns. Uns beiden war das Offensichtliche entgangen. Wir ließen zu, dass der Typ im Regenmantel uns in die Quere gekommen ist. Uns hätte auffallen müssen, dass der Entlüftungsschacht, in den das kleine Mädchen krabbelte, nicht ganz intakt war, aber das hatten wir übersehen. Und es hätte nicht so lange dauern dürfen, bis uns auffiel, dass die Katze nicht da war.«
    »Aber ihr habt sie doch binnen Stunden nach eurer Ankunft gefunden«, betonte sie.
    »Wenn wir aufmerksamer gewesen wären, hätten wir es in der halben Zeit schaffen können. Wir hatten verdammtes Glück, dass sie noch lebte. Sie hätte dort verbluten können, dann wären wir zu spät gekommen.«
    Laurant wusste, dass nichts, was sie sagte, seine Meinung über ihren Einsatz ändern würde.
    »Normalerweise wäre Wesson genauso glücklich und erleichtert gewesen wie jeder andere auch«, sagte er.
    »Er war es nicht?«, fragte sie überrascht.
    »Er ist doch kein Monster, zumindest war er es damals nicht«, modifizierte er seine Aussage. »Aber Eifersucht verzehrte ihn. Sicher war er froh, dass mit dem kleinen Mädchen alles in Ordnung war …«
    »Aber?«
    »Nick ließ ihn absichtlich außen vor. Er hätte Wesson erzählen sollen, welchen Verdacht er hegte, und ihm dann alles Weitere überlassen sollen.« Noah machte einen Moment Pause. »Ja, das hätte er tun sollen, aber ich bin froh, dass er es nicht tat. Wie du mir, so ich dir, so kindisch das auch war. Und zu seiner Verteidigung – meiner übrigens auch, weil ich ihn unterstützte – sei gesagt, dass wir damals jung und dumm waren, und keiner von uns scherte sich einen Dreck um Karrierepolitik. Das tun wir immer noch nicht. Nick musste sicher sein, dass das Kind dort war, und ich auch. Auf jeden Fall erfuhr Wesson erst hinterher von dem Mädchen – durch Morganstern. Nick und ich waren bereits auf dem Weg zum Flughafen. Nick hatte etwas beweisen wollen, aber er hatte Wesson gedemütigt, und seitdem wirkt die bloße Erwähnung seines oder meines Namens wie Salz in einer offenen Wunde. Keiner von uns musste seitdem wieder mit ihm zusammenarbeiten, bis jetzt.«
    Laurant stützte den Ellenbogen auf den Tisch und legte das Kinn in die Handfläche. Sie sah Noah an, nahm ihn aber nicht wahr. Sie dachte über die Geschichte nach, die er ihr gerade erzählt hatte.
    Bis zu diesem Augenblick hatte sie im Hinterkopf die winzige Hoffnung geschürt, dass Nick seinen Job aufgeben würde. O Gott, wie egoistisch und falsch war es, sich so etwas zu wünschen.
    »Das Leben bietet keinerlei Garantien, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Nein. Sie müssen sich schnappen, was Sie kriegen können, so lange es möglich ist. Nick ist

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