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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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um ihren Blutdruck kontrollieren zu lassen, weil Bessie Jean noch schrecklich außer sich war und Schwester sich schwindelig fühlte.
    Es stellte sich heraus, dass Laurant gar nicht so hochnäsig war. In all ihren zweiundachtzig Lebensjahren hatte Bessie Jean nie eine Meinung geändert, die sie einmal gefasst hatte, aber in diesem Fall tat sie genau das. Nachdem sie ihren anfänglichen Schock und den hysterischen Anfall über den Verlust von Daddy überwunden hatte, wurde ihr klar, was für eine gutherzige Seele Laurant war. Natürlich war sie noch eine Fremde. Sie kam aus Chicago, der Stadt der Sünde und Ausschweifung, nach Holy Oaks, aber das war in Ordnung. Die Stadt hatte nicht auf sie abgefärbt. Sie war immer noch ein gutes Mädchen. Die Nonnen, bei denen sie in diesem vornehmen Schweizer Internat aufgewachsen war, hatten ihr feste Werte eingeimpft. Bessie Jean, die genauso streng und gefestigt in ihren Ansichten war, wie sie sich selbst immer gerne wähnte, beschloss, dass sie es ertragen könnte, ein oder zwei Fremde als Freunde zu haben. Bestimmt konnte sie das.
    Schwester schlug vor, dass sie so lange aufhören sollte, um Daddys Dahinscheiden zu trauern, wie sie brauchte, um einen Apfelkuchen für Laurant zu backen – in einer guten Nachbarschaft tat man so etwas –, aber Bessie Jean schimpfte mit ihr, weil sie so ein schlechtes Gedächtnis hatte und vergessen hatte, dass die Winston-Zwillinge sich um Laurants Drugstore kümmerten, während sie den ganzen Weg hinunter nach Kansas City fuhr. Sie sagte, sie wollte ihren Bruder überraschen, diesen gut aussehenden Priester mit so schönem vollem Haar, dass die jungen Mädchen in Holy Oaks College davon begeistert waren. Sie würden mit dem Backen bis Montagmorgen warten müssen, denn an dem Tag wurde Laurant zurückerwartet.
    Sobald die beiden Schwestern entschieden hatten, dass Laurant nicht länger eine Außenseiterin war, hatten sie natürlich auch das Gefühl, sich in ihr Leben einmischen zu dürfen, wann immer möglich, und sich Sorgen um sie zu machen, als hätten sie geheiratet und eigene Töchter. Bessie Jean hoffte, dass Laurant daran dachte, ihr Auto abzuschließen. Sie war jung, und ihrer Einschätzung nach bedeutete das auch naiv, wohingegen sie älter und weiser waren und den beklagenswerten Zustand der Welt kannten. Zugegeben, keine von ihnen war je weiter weg von Holy Oaks gewesen als Des Moines, um Ida und James Perkins, ihre Cousine und ihren Cousin, zu besuchen, aber das hieß nicht, dass sie nicht wussten, was für schreckliche Dinge heutzutage passierten. Sie waren keine Ignorantinnen. Sie lasen die Zeitung und wussten, dass auf Rastplätzen Serienkiller schönen jungen Frauen auflauerten, die närrisch genug waren anzuhalten oder die unglücklicherweise Schwierigkeiten mit dem Auto hatten, die sie in Gefahr brachten. So hübsch wie Laurant war, zog sie bestimmt die Blicke aller Männer auf sich. Schaut euch doch nur all die Jungen von der High School an, die um ihr Geschäft, das noch nicht einmal geöffnet hatte, in der Hoffnung herumlungerten, sie würde herauskommen, um mit ihnen zu reden.
    Als sie die Entscheidung gefällt hatte, sich nicht länger Sorgen um Laurant zu machen, setzte Bessie Jean sich mit der hölzernen Briefpapierkiste, die ihre Mama ihr als junges Mädchen geschenkt hatte, an den Esstisch. Sie holte ein Blatt rosa, rosenduftendes Papier mit eingeprägten Initialen heraus und griff zu ihrem Füllfederhalter. Da Sheriff Lloyd nicht vorhatte, wegen Daddys Mord irgendetwas zu unternehmen, nahm Bessie Jean die Sache selbst in die Hand. Zwar hatte sie bereits einen Brief an das FBI geschrieben und darum gebeten, einen Mann nach Holy Oaks zu schicken, um eine Untersuchung einzuleiten, aber ihr erster Brief musste auf dem Postweg verloren gegangen sein, weil volle acht Tage vergangen waren und sie immer noch kein Wort gehört hatte. Sie wollte sichergehen, dass dieser Brief nicht verloren ging. Diesmal würde sie ihre Bitte an den Direktor persönlich adressieren, und so teuer es auch war, sie wollte das zusätzliche Geld ausgeben und ihn per Einschreiben schicken.
    Schwester war eifrig dabei, das Haus zu putzen. Schließlich kam Besuch. Jeden Tag konnte das FBI an ihre Tür klopfen.

4
    Das Warten machte sie verrückt. Wenn es um die Gesundheit ihres Bruders ging, war es Laurant unmöglich, geduldig zu sein. Und am Telefon zu sitzen und darauf zu warten, dass er sie anrief, um ihr die Ergebnisse des Bluttests mitzuteilen,

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