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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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erforderte mehr Ausdauer, als sie besaß. Tommy rief sie immer freitagabends zwischen sieben und neun an, aber diesmal meldete er sich nicht, und je länger sie wartete, desto besorgter wurde sie.
    Am Samstagnachmittag war sie mittlerweile überzeugt davon, dass es keine guten Neuigkeiten gab, und als Tommy sie um sechs Uhr an jenem Abend immer noch nicht angerufen hatte, stieg sie in ihr Auto und fuhr los. Sie wusste, dass ihr Bruder ärgerlich sein würde, weil sie ihm nach Kansas City folgte, aber während sie in Richtung Des Moines fuhr, fiel ihr eine gute Lüge ein. Sie interessierte sich sehr für Kunstgeschichte, daran würde sie ihn erinnern, und der Reiz der Degas-Ausstellung im Nelson-Atkins-Museum in Kansas City war einfach zu verlockend, um zu widerstehen. Die Ausstellung war in der Holy Oaks Gazette erwähnt worden, und sie wusste, dass Tommy das gelesen hatte. Zugegeben, sie hatte die Ausstellung bereits in Chicago gesehen, sogar etliche Male, als sie dort in der Kunstgalerie gearbeitet hatte, aber vielleicht erinnerte Tommy sich nicht daran. Außerdem gab es schließlich keine Regel, dass man Degas’ wundervolle Ballerinas nur einmal sehen konnte, oder? Nein, natürlich nicht.
    Sie konnte Tommy nicht die Wahrheit sagen, obwohl beide sie kannten, nämlich dass sie alle drei Monate, wenn er sich in der Klinik testen ließ, von Panik verzehrt wurde. Sie hatte entsetzliche Angst, dass die Ergebnisse diesmal nicht zufrieden stellend waren und dass der Krebs wie ein Bär, der Winterschlaf gehalten hatte, wieder erwachte. Verdammt noch mal, Tommy lagen die Ergebnisse der vorläufigen Blutuntersuchungen immer bis Freitagabend vor. Warum hatte er sie nicht angerufen? Es nicht zu wissen, machte sie völlig fertig. Sie hatte eine solche Angst, dass ihr ganz schlecht war. Bevor sie Holy Oaks verlassen hatte, hatte sie im Pfarrhaus angerufen und mit Monsignore McKindry gesprochen. Es war ihr völlig egal, dass sie sich aufführte wie eine neurotische Glucke. Der Monsignore hatte eine freundliche, sanfte Stimme, aber die Neuigkeiten, die er ihr mitteilte, waren nicht gut. Tommy, erklärte er, sei wieder im Krankenhaus. Nein, teilte er ihr mit, die Ärzte seien nicht glücklich gewesen über die vorläufigen Tests. Laurant glaubte sicher zu wissen, was das bedeutete. Ihr Bruder machte eine weitere brutale Runde Chemotherapie mit.
    Sie wollte verdammt sein, wenn sie ihn diese Tortur ohne ein Familienmitglied an seiner Seite durchstehen ließ. Familie … er war die einzige Familie, die sie besaß. Nach dem Tod ihrer Eltern waren sie und ihr Bruder, damals noch Kinder, gezwungen worden, auf den entgegengesetzten Seiten des Atlantiks aufzuwachsen. So viel war im Laufe der Jahre verloren gegangen. Aber jetzt lagen die Dinge anders. Sie waren erwachsen. Sie konnten selbst eine Wahl treffen, und das bedeutete, sie konnten füreinander da sein, wenn die Zeiten hart waren.
    Die Kontrollleuchte der Lichtmaschine blinkte kurz vor der Stadt Haverton auf. Die Tankstelle war geschlossen, und so musste sie die Nacht in einem sehr anspruchslosen Motel dort verbringen. Bevor sie am nächsten Morgen aufbrach, besorgte sie sich im Büro des Motels eine Karte von Kansas City. Der Portier gab ihr eine Wegbeschreibung zum Fairmont, das, wie er sie informierte, in der Nähe des Kunstmuseums lag.
    Dennoch verirrte sie sich. Sie verpasste die richtige Abfahrt von der I-43 5 und gelangte auf dem Highway, der die sich unkontrolliert ausbreitende Stadt umschloss, zu weit in den Süden. Die aufgeweichte Karte, auf der sie versehentlich eine Diätcola verschüttet hatte, fest umklammert, hielt sie an einer Tankstelle an, um sich weitere Anweisungen geben zu lassen.
    Sobald sie sich wieder zurechtgefunden hatte, war es nicht schwierig, das Hotel zu finden. Sie folgte der Straße State Line wieder zurück in Richtung Norden.
    Tommy hatte ihr erzählt, Kansas City sei hübsch und sauber, aber seine Beschreibung wurde der Stadt nicht gerecht. Sie war wirklich sehr schön. Die Straßen wurden von wohlgepflegten Rasenflächen und alten, zweigeschossigen Häusern mit üppig blühenden Blumen gesäumt. Den Anweisungen des Tankwarts folgend bog sie in den Ward Parkway ein, die Straße, die sie direkt zum Haupteingang des Hotels führen sollte. Die Allee wurde durch einen breiten, rasenbepflanzten Mittelstreifen geteilt. Zweimal kam sie an Gruppen von Teenagern vorbei, die dort Football und Fußball spielten. Den Kids schienen die stickige Hitze und die

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