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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wenig hänseln zu lassen, dass er die Flugzeugentführung nur verhindert hatte, um den Flug zu verzögern – jeder in der Abteilung fand seine Flugangst einfach lächerlich –, machte sich Nick endlich auf den Heimweg. Der Verkehr war grauenhaft, aber das war er dauernd. Er war versucht, seinen 84er Porsche auf den Highway zu dirigieren und richtig aufzudrehen, nur um zu sehen, wie der Austauschmotor reagierte, aber er entschied sich dagegen. Er war zu müde. Stattdessen manövrierte er das Auto durch die vertrauten Nebenstraßen. Es ließ sich traumhaft leicht handhaben. Was kümmerte es ihn, dass seine Schwestern Jordan und Sidney dem Auto den Spitznamen »Kompensation« gegeben hatten. Damit wollten sie andeuten, dass ein Mann, der solch einen sexy Sportwagen fuhr, damit bloß das kompensierte, was ihm in seinem Liebesleben fehlte.
    Er fuhr in die Tiefgarage seines Ziegelsteinhauses, drückte auf die Fernbedienung, um die Tür zu schließen, und merkte, wie sein ganzer Körper begann, sich zu entspannen. Endlich war er zu Hause. Er stieg die Treppe zum Hauptgeschoss hinauf, warf seine Tasche hinten im Flur vor der Tür zur Waschküche ab – seine Haushälterin Rosie hatte ihn gut trainiert – und zog Jackett und Krawatte aus, bevor er in der umgebauten Küche landete. Dort ließ er Aktentasche und Sonnenbrille auf die glänzend braune Granitinsel fallen, schnappte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, der ein seltsames saugendes Geräusch machte, wann immer er die Tür schloss, und steuerte sein Heiligtum an. Dabei wich er der Pyramide aus unausgepackten Kartons, versehen mit feindseligen aufgeklebten Notizen, aus, die Rosie mitten in seinem Wohnzimmer aufgestapelt hatte.
    Die Bibliothek war sein Lieblingszimmer im Haus und auch das einzige, bei dem er sich die Mühe gemacht hatte, es einzurichten, seit er hier wohnte. Sie lag an der Rückseite des ersten Stocks. Als er die Tür öffnete, umwehte ihn der Geruch von Zitrusmöbelpolitur, Leder und verstaubten alten Büchern, ein nicht unangenehmer Duft. Das Zimmer war groß und geräumig, aber dennoch warm und gemütlich in kalten Winternächten, wenn draußen vor den Fenstern ein Schneesturm tobte und drinnen ein Feuer im Kamin loderte. Die drei Meter hohen Wände waren bis zu den reich verzierten, geschnitzten Deckenstützbalken aus dem achtzehnten Jahrhundert mit dunklem Walnussholz getäfelt. Zwei der vier Wände bedeckten Regale, die sich unter dem Gewicht der schweren Texte leicht bogen. Eine Leiter ließ sich an einer Messingstange entlang dem Bücherregal vor- und zurückrollen, sodass die Bände auf den obersten Regalbrettern leicht erreicht werden konnten. Sein Mahagonischreibtisch, ein Geschenk seines Onkels, stand dem Kamin gegenüber. Auf dem Sims drängten sich Fotos, die seine Mutter und seine Schwestern dort aufgestellt hatten, nachdem er eingezogen war. Eine doppelflügelige Glastür mit einem palladianischen Bogen darüber lag direkt vor ihm. Als er die Vorhänge zurückzog und die Türen zum ummauerten Garten mit dem alten Cherub-Brunnen und dem gepflasterten Patio, der vor unendlich langer Zeit angelegt worden war, öffnete, erfüllten Sonnenschein und Duft die Bibliothek. Im Frühling blühte zuerst der Flieder, dann das Geißblatt, aber jetzt herrschte der schwere Duft des Heliotrops vor.
    Er stand dort und betrachtete einige Minuten lang eingehend seinen friedlichen Zufluchtsort, bis die Hitze ihn erreichte und er hörte, wie die Klimaanlage ansprang. Er schloss die Türen, gähnte laut und trank einen tiefen Schluck Bier. Dann legte er seine Waffe ab, nahm das Magazin heraus und legte beides in seinen Wandsafe. Er setzte sich an seinen Schreibtisch in den weichen Lederdrehstuhl, krempelte die Ärmel hoch und schaltete den Computer ein. Die Spannung in seinen Schultern ließ nach, aber er stöhnte laut auf, als er sah, wie viele E-Mails ihn erwarteten. Auf seinem Anrufbeantworter waren außerdem achtundzwanzig Anrufe aufgezeichnet. Seufzend schleuderte er die Schuhe von den Füßen, lehnte sich in seinem Sessel zurück und begann, seine E-Mails durchrollen zu lassen, während er die Anrufe abhörte.
    Fünf der Anrufe stammten von seinem Bruder Zachary, dem jüngsten der Familie, der verzweifelt darum bat, ihm den Porsche für das Wochenende des Nationalfeiertages am vierten Juli auszuleihen und vehement versprach, gut auf das Fahrzeug aufzupassen. Die siebte Nachricht stammte von seiner Mutter, die ebenso vehement von ihm verlangte, Zachary

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