Zum Sterben schoen
»Rede weiter. Ich will wissen, womit ich es zu tun habe. Du machst mir keine Angst«, fügte sie hinzu, damit er nicht länger seine Worte so sorgfältig wählte. »Ich will alles wissen, damit ich mich wehren kann, und dann werde ich mich zur Wehr setzen, so wahr mir Gott helfe.«
»Okay, Folgendes hat er uns verraten. Er verfolgt dich schon seit langem. Er weiß alles über dich. Alles. Er weiß, welches Parfüm du benutzt, was dein Lieblingsessen ist, mit welchem Waschmittel du deine Wäsche wäschst, welche Bücher du liest, wie dein Sexleben aussieht, was du jede Minute des Tages tust. Er will, dass wir wissen, dass er schon einige Male in deinem Haus gewesen ist, vermutlich sogar häufiger. Er hat in deinen Sesseln gesessen, dein Essen gegessen und deine Schubladen durchwühlt. Das ist seine Art, dich kennen zu lernen«, erklärte er. »Vermutlich hat er sich etwas von deiner Wäsche als Andenken mitgenommen, etwas, das du nicht gleich vermisst. Denk darüber nach und dir wird einfallen, dass du in der letzten Zeit irgendein altes Nachthemd oder ein T-Shirt vergeblich gesucht hast. Es muss ein Kleidungsstück sein, das du direkt auf der Haut trägst.«
»Warum?«, fragte sie, erschüttert von Nicks Beschreibung des Mannes, den er einen Fan nannte. Sie wollte nicht glauben, dass jemand unaufgefordert ihr Haus durchkämmt und gründlich ihre Sachen untersucht hatte. Die Vorstellung, dass sie beobachtet wurde, verursachte ihr eine Gänsehaut.
»Es muss deinen Geruch haben«, erklärte er. »Das gibt ihm das Gefühl, dir näher zu sein. Was auch immer es ist, er schläft darin«, fügte er hinzu, als er sich an die Worte des Mannes erinnerte, er hülle sich in ihren Duft ein.
»Noch etwas?«, fragte sie, überrascht, wie normal sie klang.
»Ja«, sagte er. »Er hat beobachtet, wie du schläfst.«
»Nein, das hätte ich gemerkt«, rief sie.
Er klopfte auf den Kassettenrekorder. »Es ist alles da drauf.«
»Und wenn ich nun die Augen geöffnet hätte … wenn ich aufgewacht wäre und ihn gesehen hätte?«
»Das will er doch«, sagte er. »Aber noch nicht. Es würde ihn ärgern, wenn du ihn zwängest, dir jetzt schon wehzutun.«
»Warum?«
»Weil du dadurch seinen Terminplan beschleunigen würdest.«
»Fahr fort. Ich habe keine Angst«, wiederholte sie.
»Was ich dir gerade erzählt habe … das sollen wir auch wissen. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir uns folgende Theorie zurechtgelegt. Er wohnt in Holy Oaks. Er ist jemand, mit dem du ständig Kontakt hast, möglicherweise sogar täglich. Du bist freundlich zu ihm, aber wie gesagt, er liest auch alle möglichen anderen Botschaften heraus. Pete sagt, er befindet sich im Anbetungsstadium. Das bedeutet, er findet dich verdammt vollkommen und möchte dich beschützen. Der Bursche macht sich jetzt ständig Sorgen und steht eindeutig auf Kriegsfuß mit sich selbst. Zumindest möchte er uns das glauben machen. Vielleicht mag er dich wirklich, Laurant, und in dem Fall will er dich nicht verletzen, aber er weiß, dass er es tun wird, weil du ihn enttäuschen wirst, ganz gleich, was du tust. Seiner Ansicht nach gibt es keine Möglichkeit, dass du seine Erwartungen erfüllst – dafür wird er sorgen –, und du hast keine Chance zu gewinnen.«
»Du sagtest, er befindet sich im Anbetungsstadium, aber das wird sich ändern. Wann wird das deiner Meinung nach passieren?«
»Willst du wissen, wie bald? Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Aber ich glaube nicht, dass wir allzu lange warten müssen. Du könntest seiner Ansicht nach bereits erste Makel aufweisen. Weißt du, er muss etwas finden, das an dir nicht stimmt, damit er sich betrogen fühlen kann. Eventuell ist es die Art, wie du lächelst. Plötzlich wird er glauben, du wolltest dich über ihn lustig machen. Oder vielleicht denkt er, du fängst etwas mit einem anderen Mann an. Das würde ihn ganz entschieden in Rage versetzen. Er möchte, dass wir glauben, er werde gequält. Denk daran, er hat Tommy versprochen, dass er dir möglicherweise nicht folgen wird, wenn du vor ihm wegläufst. Aber er hat auch damit geprahlt, dass er brillant ist und eine größere Herausforderung sucht.«
»Vielleicht wird er ja dieser … Obsession müde.«
»Er wird nicht verschwinden.« Nicks Stimme hatte jetzt einen scharfen Unterton. »Seine Fantasien beherrschen ihn. Er kann nicht aufhören. Für ihn ist es ein Katz-und-Maus-Spiel, und du bist die Maus. Er liebt die Jagd. Je größer die Herausforderung ist, desto
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