Zum Sterben schoen
Schau. Nick vermutete, dass er es ihm während eines der Familien-Footballspiele verpasst hatte. »Deine Mutter half mir, all die Namen zu lernen«, sagte sie. »Du bist allerdings ein bisschen verschwommen und Theos Ellenbogen verdeckt dein halbes Gesicht. Kein Wunder, dass ich dich heute nicht erkannt habe.«
Er reichte ihr die Brieftasche zurück, und als sie sie wegsteckte, sagte er: »Ich weiß eine Menge über dich. Tommy hatte Bilder an den Wänden, die ihm die Nonnen geschickt hatten, als du noch klein warst.«
»Ich war sehr unscheinbar.«
»Ja, das warst du«, zog er sie auf. »Nur Beine. Tommy las mir auch einige von deinen Briefen vor. Es brachte ihn um, dass er dich nicht herüberholen konnte, um bei ihm zu wohnen. Er fühlte sich so schuldig. Er hatte eine Familie und du nicht.«
»Ich kam schon klar. Die Sommerferien verbrachte ich bei Großvater und das Internat war wirklich sehr schön.«
»Du kanntest kein anderes Leben.«
»Ich war glücklich«, beharrte sie.
»Aber warst du nicht einsam?«
Sie zuckte die Achseln. »Ein wenig«, gab sie zu. »Nach Großvaters Tod.«
»Fühlst du dich bei mir wohl?«
Die Frage tat ihr weh. »Ja, warum?«
»Wir werden eine Menge Zeit zusammen verbringen, und es ist wichtig, dass du das Gefühl hast, in meiner Gegenwart entspannen zu können.«
»Wie viel Zeit werden wir miteinander verbringen?«
»Jede Minute jedes Tages und jeder Nacht, bis das hier vorüber ist. Es ist die einzige Möglichkeit, Laurant.« Ohne Pause, um diese Neuigkeiten zu verdauen, kommentierte Nick: »Dein Bruder wurde verrückt, als er herausfand, dass du als Model arbeitetest.«
Sie lächelte wieder. »Ja, das stimmt wohl. Mit dieser Episode handelte ich mir einen Anruf bei Mutter Oberin ein. Ich konnte es nicht fassen, dass mein eigener Bruder mich verpetzte.«
»Die Mutter Oberin … hieß sie nicht Mutter Madelyne?«
Sein Gedächtnis war beeindruckend. »Ja«, antwortete sie. »Nachdem Tommy mich verraten hatte, rief die Oberin die Leute an, die ich in den Sommerferien besuchen sollte. Sie waren sehr reich, und durch sie hatte ich diesen italienischen Modedesigner kennen gelernt.«
»Er warf einen Blick auf dich und wollte dich haben, stimmt’s?«
»Er wollte, dass ich als Model für seine Frühjahrskollektion arbeitete«, korrigierte sie ihn. »Ich bin bei vielen Modenschauen aufgetreten.«
»Bis Mutter Madelyne dich ins Kloster zurückzerrte.«
»Das war demütigend«, gab sie zu. »Ich bekam eine Bewährungsstrafe, das bedeutete, sechs Monate lang Töpfe und Pfannen schrubben. Über Nacht war ich aus der Glitzerwelt in der Spülküche gelandet. Verbringen wir jede Minute miteinander, Nick?«
Er zögerte keine Sekunde. »Wenn du dir die Zähne putzt, quetsche ich die Zahnpasta aus.«
Noch einmal kehrte er zum Thema ihrer Vergangenheit zurück. »Elf Monate später warst du auf der Titelseite einer dieser Modezeitschriften. Als Tommy sie mir zeigte, konnte ich nicht glauben, dass es dasselbe kleine magere Kind mit den aufgeschürften Knien war.«
Er machte ihr ein Kompliment, aber sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, und deshalb sagte sie gar nichts.
»Du und ich werden unzertrennlich sein«, drohte er scherzhaft.
»Soll das heißen, du stehst morgens früh bei mir vor der Tür, noch bevor ich mich angezogen habe?«
»Nein, das soll es nicht heißen. Ich werde mich zusammen mit dir anziehen. Auf welcher Seite des Bettes schläfst du?«
»Wie bitte?«
Er wiederholte die Frage.
»Auf der rechten Seite.«
»Dann liege ich auf der linken.«
»Machst du Witze?«
»Über das Bett? Ja. Aber ich werde tun, was immer notwendig ist, damit du sicher bist. Ich werde aufdringlich in deine Privatsphäre eindringen und du wirst es zulassen.«
»Wie lange?«
»So lange es dauert.«
»Was passiert, wenn ich mich dusche?«
»Ich werde dir die Seife reichen.«
»Jetzt weiß ich, dass du Witze machst.«
»Laurant, ich werde so nahe bei dir sein, dass ich dir den Rücken schrubben kann. So muss das einfach sein. Du musst begreifen, dass ich das Erste sein werde, das du morgens siehst, und das Letzte, auf das abends dein Blick fällt, bevor du die Augen zumachst. Du und ich sind dabei zusammen.«
»Aber wenn du deine ganze Zeit bei mir verbringst, wie wirst du ihn dann fassen?«
»Ich arbeite für eine schlagkräftige Organisation, Laurant, hast du das vergessen? Sie ermitteln bereits. Überlass es uns, ihn zu fassen. Wir sind darauf trainiert.«
Sie
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