Zum Sterben schoen
er ihr zu. Seine Körpersprache verriet ihr deutlich, dass er nicht vorhatte, in absehbarer Zeit das Zimmer zu verlassen.
»Wolltest du mit Pete sprechen?«, fragte sie.
»Nick bat mich, uns Gesellschaft leisten zu dürfen«, erklärte Pete. »Ich sagte ihm, dass es an dir läge.«
Sie zögerte ein paar Sekunden. »Okay. Aber, Nick«, verlangte sie und schaute ihm dabei direkt in die Augen, »ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn du mich nicht unterbrechen oder mir widersprechen würdest, sobald du hörst, was ich zu sagen habe. Versprich es mir.«
»Nein.«
»Wie bitte?«
»Ich sagte Nein.«
Da übernahm Pete die Leitung des Gesprächs. »Sie sagten, Sie hätten Schuldgefühle. Warum?«
Sie beschloss, Nick zu ignorieren, und starrte das zarte Rosenmuster auf der orientalischen Vase an, als sie antwortete. »Ich möchte weglaufen und mich verstecken, bis Sie ihn fangen, und ich schäme mich, dass ich mich so fühle.«
»Es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müssten, und Ihr Wunsch wegzulaufen ist nur natürlich«, beruhigte Pete. »Ich bin mir sicher, dass ich genauso empfinden würde.«
Das kaufte sie ihm nicht ab. »Nein, das würden Sie nicht. Meine Reaktion ist feige und egoistisch.«
Plötzlich fühlte sie sich rastlos, stand auf und ging zum Vorderfenster hinüber. Als sie den Spitzenvorhang anhob, sah sie gerade, wie Monsignore auf der Beifahrerseite in eine schwarze Limousine einstieg.
»Sie sind zu streng mit sich«, sagte Pete. »Angst ist kein Makel, Laurant. Sie ist ein Sicherheitsmechanismus.«
»Er ist jetzt dort draußen … und sucht eine andere Frau, nicht wahr?«
Weder Pete noch Nick antworteten.
»Geh vom Fenster weg«, befahl Nick.
Sofort trat sie zurück und ließ den Vorhang los, den sie fest umklammert hatte.
»Hast du Angst, dass er das Pfarrhaus jetzt beobachtet?« Sie trat einen Schritt auf Nick zu. »Du sagtest mir, dass du glaubst, er habe erledigt, weswegen er hierher kam, und sei jetzt auf dem Heimweg.«
»Nein«, korrigierte Nick sie. »Ich sagte dir, vermutlich sei er weg. Aber wir gehen kein Risiko ein.«
»Hat der Monsignore deshalb heute eine Eskorte? Ja, natürlich.«
»Solange du und Tom hier sind, hat der Monsignore einen Beamten bei sich, der auf ihn aufpasst«, fügte Pete hinzu.
»Wir bringen ihn also in Gefahr?«
»Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, beharrte er.
»Dieser Mann … er wird bald eine andere Frau umbringen, nicht wahr?«
Pete wählte seine Worte sorgfältig. »Solange wir nichts anderes beweisen können, müssen wir annehmen, dass er Tom die Wahrheit sagte. Deshalb lautet die Antwort, ja, er wird sich bald eine andere Frau schnappen.«
»Er wird sie quälen und umbringen.« Sie hatte das Gefühl, das Zimmer dringe auf sie ein, und sie holte tief Luft, um sich zu sammeln. »Und er wird es nicht bei einer belassen, oder? Er wird immer weiter töten.«
»Kommen Sie und setzen Sie sich, Laurant«, sagte Pete.
Sie tat, worum er sie gebeten hatte, und setzte sich seitlich auf den Stuhl, um ihm ins Gesicht zu sehen. Ihre Hände waren auf den Knien gefaltet. »Ich habe einen Plan.«
Er nickte. »Sie sind bereit, sich von jenem Berggipfel hinunterzustürzen, stimmt’s?«
»Etwas in der Art«, stimmte sie zu. »Ich würde nach wie vor am liebsten weglaufen«, fügte sie hinzu. »Aber das werde ich nicht tun.« Aus dem Augenwinkel merkte sie, wie Nick sich aufrichtete. »Ich will ihn fassen.«
»Wir werden ihn bekommen«, versicherte Pete ihr.
»Aber ich kann Ihnen helfen«, sagte sie. »Und ich muss helfen. Aus vielen Gründen«, fügte sie hinzu. »Als Erstes sind da diese Frauen dort draußen, die keine Ahnung haben, dass dieses Monster auf der Suche ist nach seinem nächsten Opfer. Sie sind der vorrangige Grund, dass ich mich nicht verstecken werde.«
Pete runzelte voller Vorahnung die Stirn. Als er den Kopf schüttelte, wusste sie, dass er erraten hatte, was sie tun wollte, und deshalb beeilte sie sich, ihren Plan zu erläutern, bevor er die Diskussion für beendet erklärte.
»Ich kann sehr stur und entschlossen sein, und sobald ich eine Entscheidung getroffen habe, halte ich mich daran. Mein ganzes Leben lang haben andere Menschen versucht, zu kontrollieren, was ich tue. Nach dem Tod meiner Mutter trafen die Anwälte, die mit der Verwaltung des Vermögens beauftragt waren, alle Entscheidungen für mich. Das war sinnvoll, solange ich ein Kind war, aber als ich älter wurde, ärgerte ich mich über ihre totalitären Praktiken.
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