Zum Sterben schoen
aber nachdem er sich die theoretische Frage eine Minute lang hatte durch den Kopf gehen lassen, gab er zu, dass es eine einmalige Gelegenheit war und er sie nicht ungenutzt lassen würde.
»Es steht fifty-fifty.«
»Das heißt?«
»Ich wäge die Gefahren gegen die Möglichkeit ab, diesen Wahnsinnigen zu schnappen, bevor er noch einmal tötet. Und dann …«
»Dann was?«
Er seufzte. »Würde ich mich für die Falle entscheiden.«
»Hast du jemals Angst gehabt?«
»Zum Teufel, ja. Ich habe gesehen, was passieren kann. Wir kriegen die Bösewichte nicht immer, Laurant, ganz gleich, was du im Fernsehen so siehst. Manchmal sind sie jahrelang auf freiem Fuß. Dieser Hurensohn ganz oben auf der Liste der meistgesuchten Kriminellen, Emmett Haskell, ist vor über einem Jahr aus dem Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Klinik in Michigan ausgebrochen, und wir haben ihn immer noch nicht gefangen.«
»Was hat er getan?«
»Er hat eine Menge Leute umgebracht. Bis jetzt sieben, aber das sind nur diejenigen, von denen wir wissen. Es könnten noch mehr sein. Haskell erzählte den Psychiatern, Töten bringe ihm Glück. Er wettete gerne auf Pferde und ging jeden ersten Samstag im Monat auf die Rennbahn, deshalb musste er an jedem ersten Freitag im Monat jemanden umbringen. Ganz gleich wen«, fügte er hinzu. »Jeder kam ihm recht. Mann, Frau oder Kind. Er hatte jedoch eine Schwäche für Frauen. Je hübscher, umso besser … für sein Glück, weißt du.«
»Tommy sagte mir …«
»Was?«
»Du hast es ihm nicht vertraulich mitgeteilt, sonst hätte er es nie erwähnt, aber ich fragte ihn, warum er sich solche Sorgen um dich macht, und er erwähnte …«
Er wusste, worauf sie abzielte – den Stark-Fall. Er hatte Tommy davon erzählt, in der Hoffnung, dass es ihm helfen würde zu vergessen, wenn er darüber redete. Es hatte ihm jedoch nicht geholfen, kein bisschen.
»Er erwähnte, dass ich eine Frau getötet habe, stimmt’s?«
»Ja.«
»Ich tat, was ich tun musste.«
»Du musst deine Handlungen nicht mir gegenüber rechtfertigen, Nick.«
»Mir blieb wirklich keine andere Wahl. Wenn ich vielleicht ein bisschen cleverer gewesen wäre, hätte ich ihr Handschellen anlegen können … aber ich verließ das Haus, und das gab ihr Zeit, sich das Kind zu schnappen und vorzubereiten.«
Ein Schauder lief ihr über die Arme. »Vorzubereiten worauf?«
»Mich. Sie wusste, dass ich zurückkommen wurde, und sie wollte, dass ich zuschaute, wie sie den kleinen Jungen tötete.«
Laurant sah den gequälten Ausdruck in Nicks Augen. »Wie wirst du das los?«, fragte sie. »Sperrst du die Erinnerungen aus?«
»Nein. Ich sperre nichts aus, ich werde damit fertig.«
»Aber wie?«
Er zuckte die Achseln. »Ich sorge dafür, dass ich ständig beschäftigt bin.«
»Ständig beschäftigt zu sein, ist keine Möglichkeit, damit fertig zu werden.«
»Erzähl Noah nicht, dass ich das gesagt habe, aber manchmal wünschte ich, ich wäre mehr wie er. Er kann das alles abschütteln, wenn er muss.«
Sie widersprach ihm. »Er zahlt einen Preis dafür, genau wie du. Er hat nur einen härteren Schutzpanzer.«
»Ja, möglich. Aber solange Tiere wie Haskell und Stark dort draußen frei herumlaufen, kann ich nicht nachlassen. Ich will sie schnappen.«
»Es wird ewig noch einen geben, nicht wahr? Nick, du brauchst ein normales Leben außerhalb deiner Arbeit.«
»Jetzt hörst du dich an wie Pete, und das ist verdammt heftiger Klatsch und Tratsch.«
Er griff zum Telefon, tippte eine Nummer ein und sprach dann in das Mundstück: »Wir nehmen die nächste Ausfahrt und suchen etwas zu essen. Übrigens folgt ihr uns zu dicht.«
Nachdem er das Telefon wieder aufgelegt hatte, drehte sie sich, um zum Rückfenster hinauszuschauen. »Das blaue Auto, stimmt’s?«
»Nein, der graue Honda hinter dem blauen.«
»Wie lange folgen sie uns schon?«
»Seit wir den Flughafen verlassen haben. Dieses Auto hat ein Aufspürsystem mit einem Achtzigkilometerradius, und sobald wir in Holy Oaks sind, wird Jules Wesson, der vorgesetzte FBI-Beamte, der für diese Operation verantwortlich ist, uns immer unter Kontrolle haben.«
»Das wird uns nicht viel nützen. Es ist eine Kleinstadt, und wir laufen ebenso viel wie wir fahren.«
»Du wirst auch ein niedliches, kleines Aufspürsystem tragen. Ich bin mir nicht sicher, worin es stecken wird, aber vermutlich eine Nadel oder ein Armband.«
Es war tröstlich zu wissen, dass das FBI ihre Spur verfolgen konnte, wenn sie sich
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